Die Gerichtsverhandlung III

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*Lia's Sicht*

Bevor die Pause vorbei war, ging ich nochmal auf Toilette, um mein Angst-Pipi abzulassen. Aber die Angst war leider immer noch da.
Und so saß ich wieder auf der harten Holzbank und wartete auf mein Urteil.

Und da fing der Richter auch schon wieder an zu sprechen:

„Ms Penterson wird aufgrund der Unterstützung der Flucht von Mr Gelton angeklagt."

„Einspruch.",
ertönte es laut im Raum.

Verwundert sah ich mich um. Doch es dauerte nicht lange, bis ich bemerkte, wer diesen Einspruch forderte.
Es war Rob.
Er war es, der aufgesprungen war, um Einspruch zu verlangen.

„Bitte, sprechen Sie",
sagte der Richter auf Rob deutend.

„Ich habe diese Frau dazu gezwungen mir weiter Unterschlupf zu bieten. Sie wollte mehrmals die Polizei verständigen, aber ich habe ihr hart gedroht. Diese Frau hat keine Strafe verdient."

Ich konnte nicht glauben, was ich da gerade aus Rob's Mund gehört hatte.
Der Richter wandte sich wieder zu mir:

„Stimmt das, Ms Penterson?"

Unsicher warf ich einen Blick zu Rob, der mich aber nicht ansah. Ich konnte aber förmlich hören wie er mich dazu aufforderte mitzuspielen. Er wollte mich schützen. Er wollte mich vor meinem ersten Urteil in meinem Leben bewahren. Und das war eine unglaublich liebevolle Tat von ihm.

„Ja. Ich habe aus Angst nichts unternommen.",
antwortete ich überraschend selbstüberzeugt.

„Na, wenn das so ist...",
setzte der Richter an und griff nach dem Holzhammer.

Bis zu diesem Moment dachte ich, den gabs nur in amerikanischen Filmen.

Laut und deutlich verkündete er:

„Ms Penterson ist freigesprochen."

Dann ließ er den Hammer ertönen. Es war als klopfte er damit den Stein von meinem Herzen. Erleichtert atmete ich auf.

Okay... ich war freigesprochen, aber was mit Rob passieren würde, wussten wir immer noch nicht.

„Ms Penterson, möchte Sie Anzeige erstatten?"

Kurz checkte ich nicht, dass diese Frage auch an mich ging. Ich dachte ich wäre jetzt raus aus dem ganzen Geschehen. Aber mit dieser Frage hatte ich nicht gerechnet. Wär es zu auffällig, wenn ich nun ‚nein' sagen würde? Aber ich kann doch nicht die Person, die ich denke zu lieben anzeigen? Er würde eine noch härtere Strafe bekommen.

„Nein.",
kam plötzlich aus meinem Mund, bevor ich zu Ende gedacht hatte.

Und folgende Worte fügte ich wie von extern produziert hinzu:

„Ich denke, die Strafe, die er bekommen wird, ist Strafe genug."

Es waren nicht meine Worte, die ich da gesprochen hatte. Ich war es nicht, die sich diese klugen Worte zurechtgelegt hatte. Es war als hätte jemand durch mich gesprochen.

„Mr Gelton, haben Sie etwas zu Ihrer Verteidigung zu sagen?"

Rob erhob sich erneut.

„Meine Tat basierte auf Verzweiflung. Ich hatte seit Tagen nichts gegessen und somit war dies ein verzweifelter Versuch zu Essen zu gelangen. Die Besitzerin kam mir blöder Weise in die Quere und aus Angst weiter zu hungern und von der Polizei geschnappt zu werden habe ich so gehandelt, wie ich gehandelt habe."

Rob wandte sich zu der Frau, seinem Opfer.

„Ms Dedeji es tut mir leid, was ich Ihnen angetan habe. Ich kann mir selbst nicht verzeihen."

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