Spiel doch endlich!

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Verwirrt sah ich ihn an.

„War das ein Ja?“,
fragte ich unsicher.

Da er mich nur weiter so fassungslos anstarrte, stand ich schließlich einfach auf, um ihn die Gitarre zu holen. Ich drückte sie ihm in die Hand, sodass er sich eigentlich gar nicht mehr wehren konnte.

Eine gefühlte Ewigkeit starrte er die Gitarre in seinen Händen einfach nur an und rührte sich keinen Millimeter. Es war als würde er sie gleich mit einem Feuerblick durchbohren wollen und für immer vernichten.

Nach einer weiteren Ewigkeit legte er schließlich langsam seine Finger auf die Seiten, doch er begann nicht zu spielen. Es sah so aus, als würde er heftig mit sich kämpfen.

Ich entschied mich ihm die Zeit zu lassen, die er brauchte. Auch wenn ich unglaublich neugierig war und oft dazu neigte jemanden zu etwas zu drängen, wenn ich etwas unbedingt wollte. Und ich wollte definitiv nun hören wie er spielte!

Nervös sah ich abwechselnd von seinen Fingern zu seinem Gesicht.

„Ich kann nicht…“

Endlich passierte etwas, aber nicht das was ich erhofft hatte. Er legte entschlossen die Gitarre weg, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme.

Entsetzt schaute ich ihn an und wahrscheinlich konnte man in meinem Blick die hundert Fragezeichen erkennen.

„WARUM NICHT????“,
schrie es in mir, aber ich wusste, dass er mir diese Frage nicht beantworten würde.

Ein trauriges Seufzen verließ meinen Mund und ich lehnte mich ebenso zurück.

Enttäuscht.

Während den nächsten Minuten Stille versuchte ich Lösungen für sein Verhalten zu finden, Gründe warum er nicht spielen konnte und Antworten wie dies mit seiner Vergangenheit zusammenhängen konnte.

Ich weiß nicht wie lange wir einfach nur schweigend dasaßen, doch da durchbrach ein plötzliches Ertönen meiner Wohnungsklingel die Stille.
Als ich mich zu meiner Wohnungstür bewegte, war ich etwas verwirrt, weil ich die Person nicht durch die untere Haustür lassen musste. Das war sehr ungewöhnlich, weil die meistens zu war. Schon meine Schritte zur Tür fühlten sich irgendwie komisch an und Unsicherheit breitete sich in mir aus, als ich die Türklinge runter drückte.

Wer würde mich nun erwarten? Meine Eltern konnten es nämlich nicht sein, weil die heute unterwegs waren. Hoffentlich wollte die Person nicht reinkommen. Die Anwesenheit von Rob würde nur Fragen und Probleme auslösen.

Als ich schließlich die Tür geöffnet hatte und sah wer vor mir stand, wusste ich warum ich so ein ungutes Gefühl hatte.

Es war Adrian…

Er hatte eine Hand am oberen Türrahmen abgelegt, was ich vor ein paar Tagen noch unglaublich attraktiv gefunden haben müsste, aber im Moment machte es mit mir rein gar nichts…

„Adrian“,
sagte ich sichtlich überrascht, wobei ich den negativen Unterton leider nicht unterdrücken konnte.

Er hauchte ein leises „Hey“, was mir normalerweise eine Gänsehaut verpassen müsste, aber das tat es auch nicht.

„Was machst du hier?“,
fragte ich unsicher nach und hoffte wirklich, dass er da wo er stand auch bleiben würde.

„Lia… ich wollte nochmal mit dir reden…“

„Konnte das nicht bis morgen warten?“,
drängte ich nervös.

„Ich dachte ich komme mal bei dir vorbei. Da kann man auch ungestörter reden.“,
antwortete er lächelnd.

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