Brot? Haha!

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„Beleg?"
Die nette Frau an der der Kasse hielt mir diesen kleinen Zettel hin, den ich nach kurzem Überlegen zusammengefaltet in meinen Geldbeutel steckte.
Ich weiß jetzt schon, dass ich mich wieder daran ärgern werde, wenn ich einen ganzen Stapel an Belegen gesammelt hatte. Dann werde ich mich wieder fragen, warum ich die schon wieder alle eingesteckt habe und entschließe mich kurz darauf alle auf einmal wegzuwerfen.

Ich platzierte die letzten Lebensmittel in meiner Einkaufstasche und verließ das Geschäft. Beim übern Parkplatz laufen versuchte ich schon meinen Autoschlüssel aus meiner Handtasche zu kitzeln, was aber einfach eine schlechte Idee war, weil die Einkaufstasche meinen rechten Arm schwer nach unten zog und meine linke Hand nicht mal den Reißverschluss aufbekam. Warum denn auch die Eile? Deshalb entschied ich mich doch in aller Ruhe mit abgestelltem Ballast den Schlüssel zu suchen. So rückte ich den Gurt meiner Handtasche noch etwas weiter über die Schulter, um ihn vor dem Abrutschen zu beschützen.

Nach meinen wohl lustig auszusehenden Kunststücken sah ich endlich wieder auf und mein Blick wurde automatisch angezogen von dem Mann, der auf der anderen Straßenseite stand.

Kurz musste ich aufpassen, dass ich mir mit meiner Einkauftasche nicht selbst ein Bein stellte. Meine Augen wurden groß als ich gradewegs in die Augen des angefahrenen Obdachlosen sah! Irgendwie hatte ich das Gefühl als hätte er mich schon länger beobachtet. Doch sein Blick war alles andere als freundlich! Er hatte den gleichen Gesichtsausdruck mit dem er auch das letzte Mal gegangen war. Seine Wut auf mich konnte ich bis über den Parkplatz spüren.

Die paar Meter bis zu meinem Auto schienen sich zu verdreifachen. Warum hab ich denn auch nur in der hintersten Ecke geparkt?

Ich versuchte mein Auto zu fokussieren, doch ich spürte seinen Blick immer noch auf mir, der mir unangenehm in den Nacken stach.
Endlich angekommen stellte ich erstmal die schwere Einkaufstasche ab, die meinen Arm mit Sicherheit um ein kleines Stück verlängert hatte.
Möglichst normal versuchte ich die Sachen in den Kofferraum zu räumen, aber es fühlte sich alles andere als normal an. Ich war schon lange nicht mehr so angespannt. Es fühlte sich so an, als würde er jede einzelne meiner Bewegungen genau ins Visier nehmen und dadurch hoffen mich Verunsichern zu können.
Ich hörte ihn förmlich in mein Ohr flüstern: „Rache ist süß". Langsam wurde ich echt paranoid...

Als ich endlich auf dem Fahrersitz saß atmete ich erstmal tief durch! Es wär zu schön gewesen, wenn ich durch das Auto einfach nicht mehr sichtbar gewesen wäre, aber so toll getönte Scheiben hatte ich natürlich nicht. So eine Situation wäre auf jeden Fall ein Grund sich zu überlegen welche anzuschaffen.

Als hätte er es geplant stand er auch noch genau dort, wo ich vorbeifahren musste, um den Parkplatz zu verlassen. Das soll ein Scherz sein oder?

Zielsicher startete ich den Motor, um es schnell hinter mich zu bringen.
Mein Vorhaben ihn einfach zu ignorieren und nicht mehr anzuschauen, klappte natürlich auch nicht!

Sein Blick vom Nahen vermittelte mir nun noch mal mehr Bosheit, als ich eh schon zu spüren bekam. Er lehnte neben seinem Fahrrad, auf dem er seine Tüten gelagert hatte. Sofort bekam ich wieder ein schlechtes Gewissen, und erinnerte mich an Davids Vorschlag ihm doch als Entschädigung ein Brot kaufen zu können. Doch ich glaube das würde er mir eher noch an den Kopf werfen, als es dankend anzunehmen.

Erst als ich um die nächste Kurve war, bemerkte ich, dass ich die ganze Zeit über den Atem angehalten hatte und schnappte nun panisch nach Luft.
Von wegen ich werde diesen Typen nie wieder sehen.

Ich konnte es einfach nicht glauben. Als hätte er an dieser Stelle schon gewartet bis ich endlich kam, um mich mit seinem Blick zu töten.

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