Verzaubertes Vertrauen

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„Sicher, dass du nicht zu Hause schlafen willst?“,
fragte ich Aly während ich ihr ein Kissen bezog.

Normalerweise schlief sie immer auf dem Sofa, wenn sie hier übernachtete, aber da schlief diese Nacht ja Rob…
Deshalb bereitete ich mich schonmal mental darauf vor diese Nacht mein Bett mit meiner Freundin zu teilen. Auch wenn sie meine beste Freundin war, teilte ich nur ungern mein Bett mit jemanden. Vor allem nicht mit jemanden, der es liebte im Schlaf in alle Richtungen zu treten…

„Ja ich bin mir sicher! Auf keinen Fall lasse ich dich mit diesem Verbrecher alleine!“

Überzeugt richtete sie ihre Schlafsachen bereit.

„Okay. Aber wenn du schnarchst, werf ich dich hinaus. Ich muss morgen fit sein für den Drehtag.“

Daraufhin landete ein Kissen in meinem Gesicht, gefolgt von einem „Jaja“ und heftigem Gelächter.

Die Nacht war genau so wie ich es vermutet hatte…
Aly hatte mich im Schlaf dauernd getreten und geboxt und jedes Mal wann ich wieder am Einschlafen war, fing sie an zu schnarchen.

Mit deutlich zu wenig schlaf kroch ich am nächsten Morgen aus dem Bett, um für meine Gäste Frühstück zu machen.
Fertig vorbereitet checkte ich ab, ob Aly sich auch bereits fertig gemacht hatte, aber Fehlalarm. Sie lag noch immer eingemummt in meinem Bett mit der Decke über dem Kopf.

„Aly, wenn du jetzt nicht aufstehst, muss ich dich mit meinem Verfolger allein hier in der Wohnung lassen.“

Das war wohl der klügste Satz, den ich seit langem von mir gegeben hatte, nämlich von jetzt auf gleich saß sie kerzengerade im Bett.

Selbstzufrieden ging ich lächelnd zurück in die Küche, um mich kurz darauf mit einem frisch duftenden Kaffee an den Frühstückstisch zu setzen. Nur einen kurzen Moment später gesellte sich auch schon Aly zu mir. So schnell hatte sie sich glaub ich noch nie fertig gemacht.

Aly verließ die Wohnung vor mir und zum Glück hatte sie nicht danach gefragt, was ich jetzt wohl mit Rob machen würde. Ich war sehr froh, dass ihr Hirn nicht immer alles von vorne bis hinten durchdachte.

Apropro Rob…von diesem kam schließlich auch Mal ein Lebenszeichen. Er hatte sich aufgesetzt, nachdem Aly wohl etwas zu laut die Türe hinter sich zu geworfen hatte.

Ich musste selbst bald los, aber ich wagte es nochmal in seine Nähe zu treten.

„Du… du kannst auch gern noch länger bleiben… also…ich meine…wenn es dir guttut.“

Plötzliche Nervosität brachte mich dazu diese Worte aus mir heraus zu stottern, was mich furchtbar ärgerte. Gestern hatte ich mich noch über meine selbstbewusste Ansage gefreut und heute…?

Nachdenklich sah er mich an und begann dann den Ring an seinem Finger zu drehen.
Diesen bemerkte ich heute zum ersten Mal und ich erwischte mich dabei wie ich ganz genau seine Hände mustern musste. Hände waren etwas sehr Wichtiges für mich bei Männern. Ein Mann musste schöne kräftige Hände haben, sonst war es kein Mann für mich. Irgendwie sahen seine Hände für mich wie Gitarrenhände aus. Frag mich nicht wie Gitarrenhände genau aussahen, aber diese Hände würden mit einer Gitarre in der Hand sehr gut aussehen.

„Ich schulde dir zwei Brote.“

Mit diesen Worten riss er mich aus meiner Händeträumerei und ich fragte mich, ob er davor auch schon etwas gesagt hatte, weil ich diesen Satz als derart aus dem Kontext gerissen empfand.

Ziemlich deutlich spiegelte ich ihm meine Verwirrtheit.

„Beim letzten Mal, hab ich zwei Brote aus dem Tiefkühlfach mitgehen lassen…“,
gestand er mir nun trocken und sah beschämt auf seine wundersch-, auf seine Hände. Er sah auf seine Hände.

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