Jahr 1: Kapitel 14 - Der Überfall

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In einer ihrer Freistunden, ungefähr zwei Monate nachdem sie den Stein in Sicherheit gebracht hatten, saß Amina im Lehrkräftezimmer und kontrollierte Aufsätze. Manchmal verfluchte sie sich selbst dafür, diese überhaupt den Klassen aufzugeben. Doch schon allein beim Durchlesen des ein oder anderen Aufsatzes wurde ihr klar, warum sie dies machte.

Die Tür des Lehrkräftezimmers ging auf und herein kam niemand anderes als Lion. Den, den sie am wenigsten sehen wollte. Seit Weihnachten ging sie ihm so gut es ging aus dem Weg. Auch jetzt ignorierte sie ihn, doch er wollte offensichtlich mit ihr reden und setzte sich ihr gegenüber.

„Amina, sagen Sie, haben Sie über meine Nachricht an Weihnachten nachgedacht?", fragte er sie verlegen. Amina ließ den Aufsatz, der vor ihr schwebte, sinken. Dann sah sie ihn direkt am. „Ich werde nicht mit Ihnen ausgehen. Sie sind nicht nur zu alt für mich, sondern auch nicht ansatzweise sympathisch genug.", antwortete sie ihm direkt.

Er sah sie empört an. „Das...damit hatte ich jetzt nicht gerechnet.", stotterte er. Sie fühlte, wie die Verlegenheit sich in Wut und Abscheu verwandelte. Vielleicht hätte sie nicht so direkt sein sollen, überlegte sie sich. Jetzt war es ohnehin zu spät. Aber warum hatte er sie eigentlich gefragt, wenn er sie zumindest zum Teil nicht leiden konnte?
Lion sprang auf. „Nun denn, dann tut es mir leid, Sie belästigt zu haben.", spie er wütend in ihre Richtung und rauschte zur Tür. Diese wurde jedoch just in diesem Moment geöffnet und Severus stand im Türrahmen. Lion musterte ihn kurz und drückte sich dann zornig an ihm vorbei. Severus zog fragend eine Augenbraue hoch und sah sie an. Doch Amina winkte ab und widmete sich wieder ihrem Aufsatz.

In den letzten zwei Monaten hatte sich ein gewisses Grundvertrauen zwischen Severus und ihr aufgebaut und sie kamen gut miteinander klar. Tatsächlich hatten sie sich bereits mehrmals in einem ihrer Büros zum Tee getroffen, um Unterhaltungen weiterzuführen, die sie beim Essen oder im Lehrkräftezimmer begonnen hatten. Amina mochte es, wenn sie mit Severus diskutierte. Er konnte gut argumentieren und hatte ein großes Wissen auf vielen Gebieten. Ob er ihre Unterhaltungen ebenfalls zu schätzen wusste, wusste sie nicht, er hatte seine Okklumentik sehr gut unter Kontrolle, was ihn selbst noch interessanter für sie machte als ohnehin schon. Von ihm ging immer eine Ruhe aus, die ihr unter den ganzen ungeschützten Gedanken und Gefühlen ihrer Mitmenschen mehr als willkommen war.

Nachdem sie den Unterricht für den Tag hinter sich gebracht hatte, lief sie gerade in den Gängen spazieren und unterhielt sich mit dem ein oder anderen Gemälde, als Filius auf sie zugestürmt kam.

„Amina, ich hab Sie schon gesucht. Kommen Sie schnell. Es ist wieder passiert. Wir haben einen orientierungslosen Schüler im Schloss gefunden.", quiekte er ihr entgegen. Sie unterbrach die Unterhaltung mit dem Gemälde von Cottismore Croyne und entschuldigte sich. Dann folgte sie Filius mit schnellen Schritten in den Krankenflügel.

Dort warteten schon Dumbledore und Severus auf sie. Die Schülerin, eine Slytherin, war noch wach. Amin hatte sie vor einigen Tagen beim Zaubern in den Gängen erwischt und kannte zumindest ihren Nachnamen: Walker.

„Was ist passiert?", fragte sie sogleich ihre Kollegen. „Wir haben Miss Walker im ersten Stock gefunden. Sie sagt, sie habe keine Erinnerungen daran, wo sie hier ist, noch warum sie hier ist.", erklärte ihr der Schulleiter.

Die Alchemistin sah die Slytherin an. „Wie ist Ihr Name?", fragte sie in bestimmtem Ton. „Thomasina Walker.", antwortet sie ihr nach einigen Sekunden. Sie konnte Angst der Schülerin wahrnehmen. Die Situation schien sie zu überfordern.

„Wann haben Sie Geburtstag?", fragte Amina weiter. „Am...am zwanzigsten Mai, Miss." „Was ist Ihre Lieblingsfarbe?" Die Schülerin sah sie verwirrt an. „Ähm...grün, schätze ich." „Sie schätzen?" Fragend zog sie eine Augenbraue nach oben. „Ja, so genau hab ich noch nicht drüber nachgedacht." Amina nickte, für eine Teenagerin nichts Ungewöhnliches.

Die Alchemistin - Bis in den TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt