Jahr 1: Kapitel 17 - Familie

1.8K 106 12
                                    

„Warum haben Sie mich ignoriert?", stellte Amina ihm die Frage, die sie so sehr beschäftigte. Sie hatte eine Hand immer noch in seinem Haar, die andere ruhte an seiner Seite. Er sah sie an. Sein Blick war weich. Sie kannte ihn nicht an ihm, sie mochte diesen Blick. Wollte ihn öfter an ihm sehen. „Ich will Sie nicht in Gefahr bringen, Amina. Niemals. Und wenn wir hier weitermachen, würde das unweigerlich passieren.", erklärte er ihr.

„Sie wollten mich schützen? Wie dumm von Ihnen." Amina musste schmunzeln. „Ich weiß, dass der Dunkle Lord irgendwann wiederkommen wird und wie es scheint, werden Sie dann eine entscheidende Rolle einnehmen. Doch auch ich werde nicht untätig danebenstehen wie beim letzten Mal. Sie kennen meinen Familien-Namen. Sie kannten meine Eltern. Er kommt so oder so auf mich zu. Das wissen Sie doch. Und was denken Sie, warum ich an diesem Stein forsche? Ich will die Menschen retten, die unschuldig abgeschlachtet werden. Ich werde kämpfen."

„Sie verstehen nicht...", versuchte er zu erklären, doch sie unterbrach ihn mit einem Kopfschütteln. „Sie verstehen nicht. Ich bin hier, weil ich es will. Weil ich in Hogwarts etwas herausfinden wollte, und das habe ich durch Sie. Zumindest zu einem gewissen Teil. Auch wenn ich eigentlich gedacht hatte, es wäre eine andere Person, die mich in meiner Entscheidung bestätigen würde. Ich mag Sie und ich weiß nicht, was Sie für eine Aufgabe haben, die Ihnen so viel Leid zufügt, aber ich werde Ihnen dabei helfen, weil ich es so will, und Sie können an dieser Entscheidung nichts ändern. Schon gar nicht in dem Sie mich ignorieren.", erklärte sie ihm in ruhigem, aber bestimmten Ton. „Amina, ich will Sie da nicht mit hineinziehen.", flüstert er und sah sie leidend an. Sie schüttelte leicht den Kopf. Wie konnte ein Mann nur so stur sein? Er schien schon jetzt zu bereuen, ihr die Erinnerungen gezeigt zu haben. Sie spürte es. Doch sie war froh darüber. Sie verstand, was er für eine Last zu tragen hatte, und er sollte sie nicht allein tragen müssen.

Einige Minuten lang sahen sie sich stumm an. Beide unnachgiebig und in Gedanken versunken. Bis Amina sehen konnte, wie Severus seine Fassung wieder zurückerlangte und wie er einen Entschluss zu fassen schien. „Sie sind unausstehlich stur! Wenn ich Sie nicht davon abhalten kann, mir helfen zu wollen, dann werde ich Sie nicht mehr aus den Augen lassen. Ich werde nicht zulassen, dass noch mal jemand durch meine Entscheidung stirbt. Ich werde Sie beschützen, Amina." „Und ich Sie, Severus. Sie wissen doch: Bis in den Tod.", erinnerte sie ihn an die Worte auf seine Frage, ob er ihr trauen konnte. „Bis in den Tod.", stimmte er ihr zu.

Und dann küsste er sie. Vorsichtig, als ginge sie sonst kaputt. Sie erwiderte den Kuss. Verstärkte den Griff in seinem Haar. Sie spürte seinen heißen Atem an ihren Lippen, spürte, wie er sie näher an sich zog. Wie seine Zunge ihre Lippen streifte. Sie öffnete den Mund und ließ ihn gewähren. Seit Monaten hatte sie auf diesen Moment gewartet und er war perfekt. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit lösten sie sich schwer atmend voneinander. „Was machst du nur mit mir?", fragte er sie mit tiefer Stimme. Sie sah ihm in die Augen und legte eine Hand an seine Wange. Er schmiegte sich an sie. Dann küsste sie ihn noch mal, dieses Mal nur einige Sekunden. „Das Gleiche könnte ich dich fragen.", erwiderte sie flüsternd.

Sie hörten von draußen auf dem Gang Schritte und beiden fiel ein, wo sie sich eigentlich gerade befanden. Sie lösten sich hastig voneinander. „Wie viel Uhr haben wir?", fragte er sie, nachdem sie auf ihre Taschenuhr gesehen hatte. „Nach einundzwanzig Uhr. Wer auch immer da rumgeistert, hat hoffentlich einen guten Grund.", erwiderte sie. Ein leichtes Grinsen stahl sich auf Severus' Gesicht. Amina schüttelte belustigt den Kopf und lief in Richtung Tür.

„Amina.", hielt Severus sie noch einmal auf. Er sah sie ernst an. Sie lächelte ihn leicht an. „Keiner erfährt etwas, solange du es nicht möchtest.", antwortete sie auf die stumme Bitte, die ihm ins Gesicht geschrieben stand. Er nickte ihr dankbar zu und schloss zu ihr auf. Dann riss er in seiner üblichen Manier die Tür auf und zog seinen Zauberstab, der sofort zu leuchten anfing. Amina lief neben ihm, konnte aber keinen sehen. Dafür spürte sie jemanden.

Die Alchemistin - Bis in den TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt