Jahr 5: Kapitel 14 - Die Ruhe vor dem Sturm

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Gleich am nächsten Tag sprach Amina den Schulleiter auf die Ungereimtheiten in Alastors Geschichte vom Vorabend an. Doch dieser blockte, wie schon die letzten Male, als Amina ihm von ihrem Misstrauen erzählte, ab. „Ich vertraue Alastor.", hatte er gesagt und Amina war frustriert gegangen. Sie hatte alles erzählt, was sie wusste, und trotzdem vertraute er dem zweifelhaften Lehrer. Ihr würde nichts anderes übrig bleiben, als seinem Urteil zu vertrauen. Trotzdem würde sie Alastor weiterhin im Auge behalten.

Bei ihrer nächsten Arithmantik-Stunde mit einer Klasse des vierten Jahrgangs bemerkte Amina, dass Granger sie immer wieder musterte und sich Gedanken zu machen schien, wie sie sie einzuordnen hatte. Anscheinend hatte Potter ihr erzählt, was an dem Abend mit Krum passiert war. Für den Schwarzhaarigen hatten ihre Aufspürversuche bestimmt merkwürdig gewirkt.

Die braunhaarige Schülerin schien auch einen Raum zum Üben zu suchen.

„Miss Granger, auf ein Wort.", sagte sie zu der Schülerin, als diese gerade ihre Sachen zusammenpackte. Einige ihrer Mitschüler sahen sie mitleidig an. „Ja, Frau Professor?", fragte die Braunhaarige angespannt. „Sie suchen ein Klassenzimmer zum Üben, habe ich gehört.", sagte Amina und sah sie dabei aufmerksam an. Die Schülerin schluckte und nickte zögerlich. „Wenn Sie wollen, können Sie dieses hier benutzen, wenn der Unterricht vorbei ist. Hier das sind die Zeiten, in denen der Raum unbesetzt ist." Sie tippte kurz mit ihrem Zauberstab auf einen leeren Zettel und reichte ihn der Braunhaarigen. „Aber seien Sie so gut und machen Sie nichts kaputt."

„Warum tun Sie das, Frau Professor? Sie dürfen uns doch gar nicht helfen.", fragte Granger sie. „Korrekt, ich darf mich nicht ins Turnier einmischen. Aber ich darf sehr wohl meinen Schützlingen beim Lernen Räumlichkeiten zur Verfügung stellen, wenn diese welche benötigen. Zauber zu üben ist nicht verboten, solange es nicht auf den Gängen geschieht, also nutzen Sie die Zeit einfach.", sagte sie mit ihrer monotonen Stimme. „Danke, Frau Professor." Granger verließ eilig das Klassenzimmer.

Ab diesem Zeitpunkt räumte Amina jedes Mal, wenn sie das Klassenzimmer verließ, alle Tische und Stühle an die Wände, damit die drei genug Platz hatten und legte einen Zauber auf die Tür, damit keiner hören konnte, was darin vorging. Die Lernenden würden ungestört arbeiten können. Das war das Einzige, was sie für Potter tun konnte, wenn sie ihn schon nicht aus dem Turnier bekam.

Am Tag vor der dritten Aufgabe räumte Amina gerade die Tische und Stühle auf die Seite, als die drei Teenager eintraten. „Hallo, Frau Professor Tahnea.", begrüßte Granger sie höflich. Die Drei waren immer noch misstrauisch und schienen etwas auf dem Herzen zu haben. „Guten Tag, Miss Granger, Mr Weasley, Mr Potter.", begrüßte sie die Drei und legte den Ruhe-Zauber auf die Tür. „Danke, Frau Professor, dass wir in Ihrem Klassenzimmer üben dürfen.", sagte Potter, als sie gerade fertig war mit den Vorbereitungen. „Kein Problem. Schauen Sie nur, dass Sie lebendig aus dem Labyrinth rauskommen. Sonst wären die letzten Wochen absolute Zeitverschwendung gewesen.", sagte sie gleichmütig und packte noch die letzten Unterlagen in ihre Hosentasche. Sie gab zwar keinen Unterricht mehr, doch die Arithmantik-Prüfungen korrigierte sie oft auch in dem entsprechenden Klassenzimmer.

„Sagen Sie, Frau Professor. Wie haben Sie versucht Mr. Crouch zu finden an dem Abend, als er Viktor und mir begegnete?", platzte es aus dem Schwarzhaarigen raus. „Das erfahren Sie noch früh genug, Mr. Potter. Machen Sie sich darüber keine Sorgen.", antwortete sie ihm. Die Schülerschaft wusste nicht, dass sie Legilimentorin war und dies sollte möglichst lange auch so bleiben. „Ich meine nur, es könnte mir vielleicht bei der Aufgabe helfen. So ein Aufspürzauber.", erklärte er ihr hastig. „Es war kein Aufspürzauber und der Zauber würde Ihnen nicht helfen. Sie könnten ihn niemals an einem Tag lernen. Zudem darf ich Ihnen, wie Ihnen bereits bekannt sein sollte, nicht helfen. Sie werden also ohne den Zauber auskommen müssen.", antwortete sie und verließ das Klassenzimmer, bevor einer der Drei weiter nachfragen konnte.

Am Morgen der dritten Aufgabe sollte Amina zusammen mit Minerva die Familien der Champions empfangen. Sie warteten am Eingangsportal auf sie. Als Erstes trafen die Eltern von Krum ein. Sie unterhielten sich kurz mit Minerva und ihr und warteten noch auf Mr. Diggory, welcher gerade angelaufen kam. „Amina, ich werde mit den dreien schon mal zum Schloss gehen. In Französisch sind Sie besser als ich.", lächelte sie und lief auch schon los.

Fünf Minuten später kamen zwei Rothaarige auf sie zu. Eine Frau und ein junger Mann. Die Frau konnte sie als Mrs. Weasley wiedererkennen. Sie war ihr bereits einmal begegnet, als ihre Tochter in die Kammer des Schreckens entführt worden war. Den Mann kannte sie nicht, er sah allerdings aus, als wäre er einer der Weasley Söhne. „Guten Morgen. Ich bin Molly Weasley und das ist mein Sohn Bill.", stellte sich Mrs. Weasley freundlich vor. „Amina Tahnea. Wir haben uns bereits einmal getroffen. Sie sind als Vertretung für Mr. Potters Verwandtschaft gekommen, richtig?", fragte Amina in ruhigen, fast schon desinteressierten, Ton. Die stämmige Frau ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. „Genau, das sind wir.", bestätigte sie.

„Sie waren die Professorin, die die Kammer des Schreckens überprüft hatte, vor einigen Jahren, nicht wahr?", fragte die Rothaarige sie. Es war zwar nicht hundert Prozent korrekt, doch Amina bestätigte die Aussage mit einem Nicken. Der Sohn der Rothaarigen musterte Amina währenddessen neugierig. „Sind Sie neu an der Schule?", fragte er höflich. Amina schüttelte den Kopf. „Ich unterrichte hier jetzt in meinem fünften Jahr.", antwortete sie. „Was unterrichten Sie?", fragte er weiter. „Arithmantik und Alchemie." Seine Miene hellte sich auf. „Arithmantik war mein Lieblingsfach. Ich bin Fluchbrecher, wissen Sie." Sie musterte ihn kurz. „Offensichtlich ein Guter.", stellte sie fest. Er hatte keinerlei Fluchschäden oder Male an seiner Haut. Dementsprechend konnte man davon ausgehen, dass er wusste, was er tat. „Das hoffe ich doch.", grinste er.

Bevor sie sich weiter unterhalten konnten, kam auch die Familie Delacour an. >>Guten Tag, Professorin Tahnea. Schön Sie wieder zu sehen.<<, begrüßte die kleine Schwester von Miss Delacour sie mit einer Umarmung in ihrer Muttersprache. Amina sah sie emotionslos an. >>Die Freude ist ganz meinerseits, Miss Delacour. Mr. und Mrs. Delacour.<<, begrüßte sie. „'allo Frau Professor. Es is uns eine Freude.", begrüßte sie Mr. Delacour. „Wenn Sie mir alle folgen würden. Ich bringe Sie in den Nebenraum der Großen Halle. Dort werden die Champions zu Ihnen stoßen.", erklärte sie. Ihr Blick wanderte zu dem kleinen Mädchen, welches sie noch immer umarmte. >>Miss Delacour. Sie müssten mich loslassen.<<, erklärte sie ihr. Das Mädchen wurde rot und ließ sie los, nahm dabei aber ihre Hand. Amina ließ es geschehen und lief mit den Familien im Schlepptau auf das Schloss zu.

In dem Nebenraum löste sie ihre Hand von der des Mädchens. „Die Champions werden jeden Moment kommen.", sagte sie und verabschiedete sich mit einem knappen Nicken.

Am Nachmittag wurden die Kreaturen und die Zauber in dem Labyrinth platziert. Die Champions würden es nicht leicht haben, da war sie sich sicher.

Beim Festessen am Abend war Aminas Laune ungefähr so schlecht wie die des Zaubereiministers, welcher neben ihr sitzen musste. Sie hatten sich mit einem knappen und sehr gezwungenen Nicken begrüßt und saßen jetzt schweigend nebeneinander. Seine Gedanken drehten sich um den bevorstehenden Abend. Für ihn waren drei Todesser anwesend und das schien ihn noch mehr zu beunruhigen als das Verschwinden des Mannes, der seiner statt neben Amina sitzen sollte. Sie hoffte, dass sie den Minister schnell wieder loswerden würde. Sie mochte seine Gedanken und seine Person im Allgemeinen nicht.

Sie verließ das Festessen zusammen mit den Champions. Albus hatte sie als Wache eingeteilt. Sie würde alles mit ihrem Geist im Auge behalten und ihren Platz am Eingang des Labyrinths haben, damit sie den Schulleiter sofort über mögliche Unstimmigkeiten informieren könnte. Es würde ihr zwar nicht leicht fallen, bei den vielen Zuschauenden, aber für die paar Stunden musste es gehen.

Am Rand des Quidditch-Felds befestigte Mr. Bagmann je einen roten Stern an den Lehrkräften. Zusammen mit ihr würden noch Hagrid, Alastor, Minerva und Filius Wache stehen. Alastor hatte am Vormittag den Pokal platziert. Amina hatte ihn eigentlich begleiten wollen, doch Albus hatte es ihr ausgeredet. Sie war dem Verteidigungslehrer gegenüber immer noch misstrauisch und wollte ihn nicht aus den Augen lassen. Aber gegen ihren Urgroßonkel konnte sie nicht viel machen. Er hatte einen unglaublichen Dickkopf, wenn es um seine Entscheidungen ging.

Nachdem die Zuschauenden alle da waren, verteilten sich die Aufpasser auf die Positionen. Amina verstärkte ihre Legilimentik und konzentrierte sie direkt auf die vier Champions. So würde sie die anderen Menschen ausschließen können und trotzdem immer wissen, wo sich die vier befanden und wie es ihnen ging. Mr. Bagman eröffnete die dritte Aufgabe und einer nach dem anderen betraten die Champions den Irrgarten.

Die Alchemistin - Bis in den TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt