Jahr 3: Kapitel 1 - Beginn

1.3K 86 2
                                    

Den Großteil der Sommerferien verbrachten Amina und Severus bei den Flamels. Perenelle hatte einen richtigen Narren an den Tränkemeister gefressen und zeigte ihm alle möglichen Dinge zum Thema Zaubertränke, während Amina mit ihrem Meister verschiedenen Experimente machte und einige seiner Häuser besuchte. Er würde sie nach seinem Tod ihr überlassen, damit sie jederzeit eine (oder eher viele) sichere Fluchtmöglichkeiten hatte. Der Urlaub hatte den bitteren Beigeschmack des Abschieds, den sie wohl in Zukunft immer haben würde, wenn sie die Flamels besuchen ging. Auch gegenüber Severus hatte sie ein schlechtes Gefühl. Sie hatte ihm noch nicht vorgeschlagen, seine Erinnerungen zu versiegeln, und sie wusste nicht, wie er reagieren würde.

Sie saßen gerade zusammen im Garten und schauten in dem abendlichen Himmel. Die Flamels waren an dem Abend zu Bekannten eingeladen und so waren die beiden allein. Es war eine angenehme Stille, die nur gelegentlich durch einen Tier-Ruf unterbrochen wurde. „Was ist los, Amina?", fragte Severus in die Stille. Er hatte schon länger gemerkt, dass sie etwas bedrückte. Dazu brauchte er keine Legilimentik. Sie seufzte leise. „Ich muss dich um etwas bitten, was dir nicht gefallen wird. Und mir gefällt nicht, dass ich dich darum bitten muss.", antwortete sie, ohne vom Himmel wegzusehen. „Um was musst du mich bitten?" Er sah sie interessiert an. Sie richtete ihren Blick auf ihn. Er hatte seinen üblichen schwarzen Umhang und Gehrock abgelegt und saß in seinem weißen Hemd neben ihr. Es stand ihm unglaublich gut.

„Ich muss dich darum bitten, einige deiner Erinnerungen versiegeln zu dürfen.", antwortete sie und senkte dabei ihren Blick. Er zog zischend die Luft ein. „Welche Erinnerungen? Wofür?", fragte er mit frostiger Stimme. „Hauptsächlich die um die Tatsache, dass ich den Stein der Weisen herstellen könnte. Außerdem noch die, dass Albus und ich verwandt sind und die um die Versiegelung selbst. Dieses Gespräch hier eingeschlossen.", antwortete sie in ruhigem Ton. „Traust du mir nicht?" Seine Stimme war kalt und abweisend. Amina sah ihn erschrocken an.

Wie konnte er nur so etwas denken? Sie würde ihm jederzeit ihr Leben anvertrauen. „Ich traue dir. Selbstverständlich tue ich das. Es ist nur so, dass ich dem Dunklen Lord nicht traue.", erklärte sie ihm schnell und sah ihm ruhig in die kühlen Augen. „Und das tust du zurecht nicht. Ihm ist nicht zu trauen. Dennoch würde ich es vorziehen, wenn du nicht in meinem Kopf rumwerkelst.", antwortete er ihr in einem etwas besänftigten Tonfall. „Glaub mir, mir wäre das auch lieber. Es ist allerdings von größter Wichtigkeit, dass diese zwei Tatsachen niemals zu ihm durchdringen. Zumindest nicht unkontrolliert.", entgegnete sie.

Er schwieg einige Zeit lang. Sie fühlte sich elend ihn um so etwas zu bitten. Sie müsste in seine Erinnerungen eindringen und könnte vielleicht Dinge sehen, die er ihr lieber nicht gezeigt hätte. Es war ein erheblicher Eingriff in seine Privatsphäre. Sie konnte verstehen, warum er es nicht wollte. „Du musst mir versprechen, dass du nicht weiter in meine Erinnerungen eindringst als nötig.", sprach er schließlich. „Versprochen. Aber bitte denk daran: Der menschliche Geist ist kein Buch mit Inhaltsverzeichnis. Ich werde nicht immer exakt da hinsehen können, wo ich hinmuss. Du kannst mir aber dabei helfen, indem du mir die Erinnerungen zeigst. Außerdem kannst du eine Erinnerung raussuchen, in die ich die Erinnerungen einschließen soll." Er verzog gequält sein Gesicht. Sie sah ihn traurig an.

„Kannst du die Erinnerungen an meinen Deal mit Albus ebenfalls versiegeln?", fragte er sie. Sie war überrascht, dass er selbst noch eine Erinnerung anbot, doch sie nickte. „Ich versiegele dir jede, die du willst. Du wirst sie nicht vergessen, aber du kannst sie nicht unter Zwang weitergeben." Er nickte verstehend, sah jedoch immer noch sehr ernst aus. Sein Blick war nachdenklich in die Dunkelheit gerichtet. Amina stand auf, setzte sich rittlings auf seinen Schoß und sah ihm durchdringen in die schwarzen Augen.

„Du bist einer der besten Okklumentoren, die ich kenne. Ich denke kaum, dass der Dunkle Lord dir auch nur eines deiner Geheimnisse entlocken könnte. Egal ob versiegelt oder nicht. Doch werden wir Sicherheit brauchen, um das Ganze zu überleben. Und ich will, dass du es überlebst. Wir werden die Erinnerungen nicht sofort versiegeln müssen. Im Laufe des Schuljahres reicht es auch noch." Sie strich ihm eine Strähne seines schwarzen Haars aus dem Gesicht und ließ ihre Hand auf seiner Wange liegen. Er küsste sie als Antwort und vergrub seine Hände in ihren langen blonden Haaren. „Ich will niemals ohne dich leben.", flüsterte er gegen ihre Lippen. „Du weißt doch: Bis in den Tod. Ich werde dich niemals verlassen. Nicht freiwillig.", antwortete sie ihm und küsste ihn erneut.

Die Alchemistin - Bis in den TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt