Jahr 3: Kapitel 4 - Die Katze

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Ende Oktober war es dann wieder so weit. Das Halloweenfest stand vor der Tür. Amina verließ gerade ihr Alchemie-Klassenzimmer, als Filius an diesem vorbeilief. „Filius? Was machen Sie denn hier unten?", fragte sie den kleinen Lehrer verwundert. Sie hatte ihn noch nie in den Kerkern gesehen. „Amina, schön Sie zu sehen. Sir Nicholas hat mich gebeten, ihm bei der Dekoration für seine Todestagsfeier zu helfen. Er feiert dieses Jahr seinen fünfhundertsten.", erklärte dieser mit einem Lächeln. „Den fünfhundertsten? Dann wird es wohl ein großes Fest, oder?", fragte sie freundlich. „Ja, das wird es. Sie entschuldigen mich?" Sie nickte ihm zum Abschied zu und der Zauberkunst-Lehrer eilte davon. Amina lief in Richtung Severus' Räumen. Sie hatten sich zum Tee bei ihm verabredet.

Kurz vor Beginn des Festmahls beschlossen sie, dass es Zeit wurde, zur Großen Halle zu gehen. Im Kerker wimmelte es von Geistern, die zur Party kamen. Auch den Blutigen Baron konnte Amina ausmachen. Dieser schwebte auf sie zu, als er sie erblickte. „Frau Professor Tahnea, Professor Snape.", begrüßte er die beiden Lehrkräfte. „Herr Baron.", begrüßte Amina ihn knapp. „Ein wirklich schauriger Abend. Ideal für ein Fest wie dieses. Ich nehme an, Sie werden nicht das Missvergnügen haben daran teilzunehmen?", begann er dem Small Talk an Amina gewandt. „Nein, wir werden uns dem Fest der Sterblichen in der Großen Halle anschließen. Seien Sie so gut und richten Sir Nicholas meine schaurigsten Misswünsche aus, wenn Sie ihn sehen." „Aber natürlich. Als könnte ich Ihnen eine solche Bitte abschlagen, meine Teuerste." Der Baron sah sie wohlwollend an. „Ich will Sie nicht länger aufhalten. Viel Missvergnügen heute Abend." Mit diesen Worten wandte der Baron sich ab und schwebte durch die nächste Wand. Severus schüttelte fasziniert den Kopf und zog Amina dann weiter durch den kalten Gang.

Erst kurz bevor sie den Kerker verließen, ließ Severus sie wieder los. Er blieb stehen und sah sie an. „Wir sollten vorsichtiger sein. Diese Geister hätten auch eines der Kinder sein können.", stellte er fest. Amina nickte. „Stimmt. Wir können froh sein, dass der Blutige Baron so schweigsam ist, sonst gäbe es spätestens nach dem Essen die ersten Gerüchte." Sie sah sich unauffällig um. „Du bist den ganzen Tag schon so nervös. Was ist los?", fragte er und strich ihr dabei ihre geflochtene Strähne aus dem Gesicht. „Es ist Halloween. Die letzten zwei Jahre ist immer etwas an dem Tag passiert. Ich warte schon den ganzen Tag darauf, dass jemand einen Troll im Kerker findet oder ein Mitglied der Schülerschaft angegriffen wird.", erklärte sie und schmiegte sich an seine Hand, welche auf ihrer Wange lag.

„Mach dir keine Sorgen. Bis jetzt gab es noch keine Anzeichen für einen Angriff irgendeiner Art. Lass uns zum Fest gehen. Ist jemand in der Nähe?" Sie schüttelte den Kopf. Severus küsste sie. Dann löste er sich von ihr und öffnete die Tür in den Eingangsbereich der Schule. Dort war, wie sie schon bemerkt hatte, niemand. Die Feier würde gleich anfangen. Sie konnte die meisten schon in der Großen Halle wahrnehmen. Sie trennte sich von Severus, der durch den großen Eingang die Halle betreten würde. Sie selbst würde den Nebeneingang hinter dem Lehrkräftetisch nutzen.

„Sie sind spät.", stellte Minerva fest, als sie sich auf ihren Platz setzte. „Ja. Ich habe mich ein wenig mit dem Blutigen Baron verquatscht.", erklärte Amina ihr. Sie war als Letzte am Tisch der Lehrkräfte angekommen. „Wie auch immer Sie das geschafft haben." Minerva schüttelte ungläubig den Kopf. Amina musste schmunzeln. „Der Blutige Baron? Ist das nicht dieser äußerst mürrisch dreinblickende Geist mit dem vielen Blut?", fragte Gilderoy sie von der anderen Seite. Amina nickte zur Bestätigung. „Ein sehr finsterer Zeitgenosse. Ich für meinen Teil habe einmal einen ganz ähnlichen Geist kennengelernt..."

Amina hörte ihm schon nicht mehr zu. Der blonde Lehrer erzählte ständig irgendwelche Geschichten von Abenteuern, die niemals stattgefunden hatten. Inzwischen hatte auch die letzte Lehrerin verstanden, dass es sich bei dem Autor um einen notorischen Lügner handelte, der mit erfundenen (vielleicht auch geklauten) Geschichten sein Geld verdiente. Die Schülerschaft schien dagegen noch ein wenig im Zwiespalt. Vor allem die Schülerinnen himmelten den unfähigen Lehrer förmlich an.

Die Alchemistin - Bis in den TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt