Jahr 3: Kapitel 8 - Der gespaltene Geist

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Der nächste Tag startete für Amina, wie die meisten anderen auch. Sie stand um kurz nach sechs Uhr auf und lief in ihrer Sportkleidung an den See. Seitdem sie mit Severus zusammen war, hatte sich der Platz vor seinem Bürofenster zu ihrem Stammplatz entwickelt. In ihrem ersten Jahr als Lehrerin hatte er sie regelmäßig von hier vertrieben. Inzwischen sah er ihr ab und zu bei den Übungen zu. Dies machte er jedoch eher selten, da ihre Legilimentik-Fähigkeiten bei ihren Tai-Chi-Übungen besonders sensibel waren und er es nicht leiden konnte, wenn jemand in seinen Kopf sah.

Nach dem Frühstück unterrichtete sie die Klasse der Ravenclaws und Gryffindors aus dem vierten Jahr in Arithmantik. Die Klasse schien unruhig, doch die Lernenden wagten es nicht, sich zu unterhalten. Sie hatte sich einiges an Respekt schaffen können und hatte keinerlei Probleme, eine Klasse ruhig zu halten. Trotz ihrer monotonen Stimme war auch noch keiner in ihrem Unterricht eingeschlafen. Das zählte sie als Erfolg.

Sie erklärte gerade etwas über die Anwendung der Arithmantik bei dem Brechen von Flüchen, als eine Schülerin schüchtern die Hand hob. „Ja, Miss Spinnet?" Sie sah die Gryffindor auffordernd an. „Frau Professor, Sie haben gestern gegen Professor Snape gekämpft. Warum hatten Sie keine Schuhe an?", fragte die Schülerin nach kurzem Zögern. Amina hob eine Augenbraue. „Sie wollen wissen, warum ich keine Schuhe anhatte? Nichts über den Kampf? Die Mode ist wichtiger?" Die Schülerin errötete und stammelte eine Entschuldigung. Amina beschloss ihr dennoch zu antworten. „Ich hatte keine Schuhe an, weil ich nie welche anhabe. Ich bin Barfüßerin." Sie zog ihren Umhang ein Stück hoch, damit die Klasse ihre nackten Füße sah.

„Was immer?", fragte Lee Jordan, ein anderer Gryffindor, ungläubig. Amina schmunzelte. „Ja, immer und wie Sie bestimmt alle gesehen haben, hat Professor Snape diese Schwachstelle auch ausgenutzt, indem er das Holz der Bühne splittern ließ. Dies hat meine Bewegungsfreiheit eingeschränkt, bis ich einen entsprechenden Schutzzauber gewirkt hatte." Sie versuchte das Thema wieder in eine professionellere Richtung zu lenken. „Warum haben sie ihn nur einmal angegriffen?", fragte Roger Davies, ein Schüler aus Ravenclaw. „Die Frage sollte lauten, warum ich ihn in diesem Moment überhaupt angegriffen habe. Ich verstehe mich auf Verteidigungs- und Schutzzauber, nicht auf Angriffszauber. Hätte ich versucht, ihn anzugreifen, hätte ich den Kampf schnell verloren. In einem Kampf sollte man immer das Einsetzen, das man gut kann und seine Umgebung nutzen. Ich hatte Professor Snape zuvor an der Schulter getroffen und wäre er nicht ganz so gut im Kampf, hätte mein Schockzauber diesen beendet. Und jetzt konzentrieren wir uns bitte wieder auf den Unterricht. Ich soll Ihnen Arithmantik beibringen, nicht Verteidigung gegen die Dunklen Künste."

„Aber Sie sind besser als Lockhart.", widersprach Jordan ihr. „Professor Lockhart.", korrigierte Amina ihn. „Danke für das Kompliment Mr. Jordan, doch trotzdem befinden wir uns hier im Arithmantik-Unterricht. Und ich verspreche Ihnen, in diesem Fach bin ich noch besser als in Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Also, wer von Ihnen kann mir sagen, was eine Mimic ist und was sie mit Arithmantik zu tun hat?" Die Lernenden protestierten, gaben dann aber nach und ließen sie weiter unterrichten. Doch es gelang ihr nur wenige Minuten bevor ein markerschütterndes Brüllen aus dem Flur zu hören war. „Angriff! Angriff! Wieder ein Angriff!...(14)", die gesamte Klasse sprang auf.

„Hiergeblieben! Alle!", sagte Amina mit erhobener Stimme, doch sie stürmten schon durch die Tür. Amina lief ihnen eilig hinterher. Der Gang war voller Lernender, die sich gegenseitig schubsten und drängelten, um etwas sehen zu können. Amina arbeitete sich zum Mittelpunkt der Aufmerksamkeit vor. Peeves schwebte über dem Ganzen und grinste bösartig. Als Amina ankam, erkannte sie Sir Nicolas und einen Schüler. Es war der, der am vorherigen Abend von der Schlange bedroht wurde. „Treten Sie zurück! Und gehen Sie aus Sir Nicolas raus!", rief sie bestimmt und zog ihren Zauberstab. Mit diesem richtete sie einen Schutz um die beiden Opfer, welcher vor den neugierigen Teenagern eine Art unsichtbare Wand erzeugte.

Die Alchemistin - Bis in den TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt