Jahr 5: Kapitel 16 - Der Orden kehrt zurück

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Sie fanden den Zaubereiminister an dem Ort, den sie erst vor Kurzem verlassen hatten. Fudge war fuchsteufelswild, genauso wie Minerva und Severus.

Der Minister war mit einem Dementor in das Schulgebäude gekommen, der dem gefangenen Todesser seinen Kuss gegeben hatte, ohne dass dieser noch ein Wort sagen konnte. Fudge zweifelte an der Geschichte von Albus und Potter. „Minister.", mischte sich Amina mit kühler Stimme in das Gespräch ein. Der Angesprochene zuckte zusammen und wandte seinen Kopf zu ihr. Als hätte er nicht bemerkt, dass auch sie anwesend war.

„Sowohl Mr. Crouch als auch Potter sagten die Wahrheit und wir wissen beide, dass Sie das ganz genau wissen.", fuhr sie fort. „Was erlauben Sie sich? Denken Sie, ich vertraue Ihrem Wort?", fragte der Minister. „Ich habe Sie schon vor Stunden gewarnt, dass Potter und Diggory nicht mehr im Labyrinth sind und ich habe es Ihnen da schon gesagt: Ich irre mich nicht." Der Minister sah sie kurz an und fing dann damit an zu argumentieren, dass der Schüler ein Parselmund sei und durch seine Narbe wohl nicht zurechnungsfähig sei. Albus übernahm die Diskussion wieder. Amina stellte sich mit verschränkten Armen und wütend blitzendem Auge neben Severus, der das Ganze schweigend beobachtete.

Erst als Potter Lucius Namen sagte, bewegte er sich. Er zuckte einmal kurz in Potters Richtung, als wolle er ihn aufhalten weiterzusprechen, besann sich aber anscheinend eines Besseren. Potter zählte mehrere Namen von Todessern auf. Amina kannte diese Namen. Einige hatten Kinder, die zurzeit in Hogwarts zur Schule gingen und viele kannte sie auch persönlich.

Albus schlug dem Zaubereiminister vor, was dieser tun könnte. Doch er war zu sehr bei dem Gedanken an seinen Ruf, als dass er auf die Vorschläge eingehen würde. Als er abermals behauptete, der Dunkle Lord könne nicht zurück sein, platzte Severus neben ihr der Kragen und er zeigte allen Anwesenden das Dunkle Mal. Es war deutlicher als jemals zuvor. Amina stockte bei dem Anblick der Atem. Der Minister wich angeekelt von Severus zurück und trat dann die Flucht an, nicht ohne Potter das Preisgeld in die Hand zu drücken.

Als der Minister verschwunden war, wandte sich Albus an die Anwesenden. „Es gibt einiges zu tun.(27)", sagte er. Dann fragte er Mrs. Weasley, ob er auf sie und ihren Mann zählen könne. Diese bestätigte, ohne zu zögern. Bill Weasley wurde losgeschickt, um seinen Vater zu benachrichtigen. Als auch Poppy und Minerva mit Aufträgen den Krankenflügel verlassen hatten, bat Albus Black, sich in einen Menschen zu verwandeln. Dieser gehorchte, was zu einem panischen Aufschrei von Mrs. Weasley führte. Diese wurde von ihrem Sohn jedoch beruhigt.

Severus verspannte sich und schnaubte verächtlich, als er Black sah. Als ihr Urgroßonkel ihnen auch noch sagte, dass sie auf derselben Seite stünden und sich die Hände reichen sollten, sahen nicht nur die beiden Männer ihn ungläubig an. Ein kurzer Händedruck und die beiden lösten sich wieder voneinander. Severus trat zurück an Aminas Seite. Sie selbst hatte sich noch nicht bewegt. Sie wusste, was gleich kommen würde. Albus gab Black seinen Befehl. Dieser verabschiedete sich kurz von seinem Patenkind und verschwand in Hundegestalt aus dem Krankenflügel.

Dann wandte Albus sich Severus und ihr zu. „Es ist so weit. Ihr wisst, was ich verlangen muss.(28)", sagte er zu ihnen. Sie nickten beide. „Dann geht, es ist keine Zeit zu verlieren.", sagte er besorgt. Zusammen verließen sie den Krankenflügel und liefen ohne Umwege in die Kerker.

Dort holte Severus ein Fläschchen aus seinem Regal. Er zog sie mit einem Arm an sich. „Mach den Mund auf.", flüsterte er ihr zu. Sie gehorchte und neigte leicht den Kopf nach oben, während er ihr einige Tropfen der Flüssigkeit einflößte. Der Trank war nicht echt, doch er würde die Erinnerung für den Dunklen Lord brauchen. Als sie den letzten Tropfen im Mund hatte, schloss sie ihn und schluckte.

Hart küsste Severus sie auf den Mund, dann flüsterte er ihr ins Ohr. „Du wirst mir alles Mitteilen, was Dumbledore und der Orden machen. Keinem wirst du von dem Trank erzählen, verstanden?", fragte er sie kalt. Sie nickte und sah ihn möglichst verträumt an. „Alles, was du wünschst.", sagte sie monoton. Er nickte und löste sich ruckartig von ihr. Sie warteten einige Sekunden. Dann entspannten sie sich. Diese Erinnerung würde reichen. „Pass bitte auf dich auf und komm lebendig wieder, ja?", sagte sie und umarmte ihn. Er legte seine Arme um sie und küsste sie aufs Haar. „Ich werde alles in meiner Macht Stehende dafür tun. Ich komme zu dir, sobald ich wieder da bin.", versprach er, bevor er sich von ihr löste und aus seinem Büro verschwand. Sie selbst würde zurück in ihre Räumlichkeiten gehen und warten.

Es vergingen Stunden, in denen nichts geschah. Amina hatte versucht zu schnitzen, um sich ein wenig abzulenken, doch es half nichts. Unruhig lief sie hin und her. Sie fand keine Ruhe.

Mitten in der Nacht zischte dann endlich ihr Kamin. Sie sprang vom Sofa auf, auf das sie sich inzwischen gesetzt hatte. Severus trat heraus. Er sah erschöpft aus. So blass hatte sie ihn noch nie gesehen. Sie lief auf ihn zu und umarmte ihn, sobald er sich aufgerichtet hatte. Er erwiderte die Umarmung mit einem leisen, gequälten Stöhnen und legte seinen Kopf auf ihre Schulter ab.

„Er glaubt mir.", sprach er nach einigen Minuten. „Es hat einiges an Überzeugung gekostet, aber er glaubt mir. Ich musste ihm von der Verwandtschaft erzählen. Dumbledore hatte recht, er sieht dich als gutes Druckmittel. Du sollst beim Orden bleiben und mich mit Informationen versorgen, bis er dich gebrauchen kann. Die Erinnerung hat Ihren Zweck ebenfalls erfüllt.", sagte er monoton. „Dann lief alles nach Plan?", fragte sie. Er nickte. „Lass uns schlafen gehen.", schlug sie nach einigen Sekunden der Stille vor, doch er schüttelte den Kopf. „Lass uns erst ein Bad nehmen. Meine Muskeln..." Er musste nicht weitersprechen. Der Dunkle Lord hatte ihn gefoltert. Vermutlich mit mehr als einem Cruciatus. Sie nahm seine Hand und führte ihn in das Badezimmer. Noch vor dem Frühstück des nächsten Tages würde er Albus informieren müssen, doch die nächsten Stunden gehörten ihnen.

In den darauffolgenden Tagen musste Severus immer wieder mitten in der Nacht weg, weil der Dunkle Lord ihn rief. Amina selbst kontaktierte die Flamels und fing mit den Forschungen zu verschiedenen Dingen an, die dem Orden helfen könnten. Die beiden Alchemisten waren sofort bereit, bei der Entwicklung und Herstellung verschiedenster Tränke und alchemistischen Gegenständen zu helfen. Sie verstanden, dass Amina und Severus diesen Sommer nicht zu ihnen kommen konnten. Zumindest nicht für mehr als einen Tag. Amina würde sich im Hauptquartier des Ordens aufhalten müssen, um Severus nicht in Gefahr zu bringen. Die Anweisung des Dunklen Lords war deutlich und sie wollte nicht, dass ihr Verlobter nochmals gefoltert wurde.

Von ihrem Urgroßonkel erfuhr sie, dass die Rekrutierung der Ordensmitglieder gut verlief. Die meisten ehemaligen Mitglieder musste man nicht groß bitten. Anscheinend hatte er schon zuvor Kontakt mit Remus aufgenommen, der bei der Rekrutierung der Ordensmitglieder half. Black stellte sein Elternhaus als Hauptquartier zur Verfügung, indem sowohl er als auch Remus momentan zu wohnen schienen. Amina sprach einen Fidelius-Zauber mit Albus als Geheimniswahrer über das Haus. Dazu kamen noch einige weitere sehr starke Schutzzauber von Albus und ihr.

Das Schuljahr endete mit einer Trauerfeier statt einer Abschlussfeier. Albus Rede wurde von den Lernenden mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Viele hatten Angst, einige glaubten ihm nicht und vor allem bei den Slytherins war eine ekelerregende Zufriedenheit zu spüren. Diese dummen Kinder dachten wohl, es sei etwas Gutes, dass der Dunkle Lord zurückgekehrt war. Sie würden es hoffentlich irgendwann besser wissen.

Die Schülerschaft verließ das Schloss und mit ihr auch die Besuchenden aus Frankreich und Osteuropa. Die Verabschiedung zwischen Amina und Madame Maxime fiel sehr herzlich aus. Sie hatte sich sehr gut mit der französischen Schulleiterin verstanden und versprach, ihr zu schreiben, sobald das neue Schuljahr angefangen hatte. Zuvor würde sie nicht schreiben können, damit die Posteulen keine Aufmerksamkeit auf das Hauptquartier lenken würden.

Die Durmstrangs kehrten ohne ihren Schulleiter in ihre Heimat zurück. Albus hatte die Stellvertretende Schulleitung nach Karkaroffs Flucht benachrichtigt. Diese würde sich um alles Weitere kümmern. Für Amina stand fest, dass dunkle Zeiten auf sie alle zukommen würden und sie hoffte, dass möglichst viele diese Überlebten. Vor allem um Severus sorgte sie sich. Denn jeder Tag, an dem er als Spion arbeitete, könnte sein Letzter sein. Wenn er nicht aufpasste, würde der Dunkle Lord alles herausfinden und das würde Severus nicht überleben. Amina war froh über seine Okklumentik. Sie rettete ihm das Leben. Diggory würde nicht das letzte Opfer in diesem zweiten Zaubererkrieg gewesen sein.

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(27) Rowling J. K., 2017. Harry Potter und der Feuerkelch. Schmuckausgabe. Hamburg: Carlsen Verlag GmbH. Harry Potter. 4. S. 439. ISBN 978-3-551-55904-3

(28) Freies Zitat aus J.K. Rowlings Harry Potter und der Feuerkelch

Die Alchemistin - Bis in den TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt