Jahr 3: Kapitel 7 - Duellieren

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Mitte Dezember räumte Amina gerade die Materialien der vorherigen Alchemie-Stunde weg, als die Tür zu ihrem Klassenzimmer mit einem lauten Knall aufsprang. „Er hat einen Feuerwerkskörper in einem Kessel explodieren lassen. Zur Ablenkung! Granger muss dann die Zutaten gestohlen haben." Severus war mit wehendem Umhang in das Klassenzimmer gestürmt. Amina stellte ein Glas Metallstaub in das Regal und wandte sich ihm zu. „Was hat sie gestohlen?", fragte sie in ruhigem Ton. „Ein Zweihornhorn und Baumschlangenhaut. Die drei brauen Vielsafttrank und ich wüsste nur zu gerne wofür.", zischte der Tränkemeister.

„Ich fürchte, das werden wir vorerst nicht herausfinden. Ich konnte noch keine brauchbaren Gedanken bezüglich des Tranks von den drei wahrnehmen. Hoffen wir einfach, dass sie alles richtig machen. Vielleicht solltest du ab und zu nach dem Trank sehen. Nur zur Sicherheit.", schlug sie vor und stellte das letzte Glas an seinen Platz. Er sah sie verstimmt an. „Soll ihnen der Trank doch um die Ohren fliegen! Dann lernen sie zumindest etwas dabei.", zischte er und verschränkte wütend seine Arme. Sie trat näher zu ihm, hielt aber noch etwas Abstand. Die Tür des Klassenzimmers war noch offen. Ob Severus irgendwann lernen würde, die Türen, die er so dramatisch aufriss, auch wieder zu schließen?

„Bist du wütend auf die Kinder oder auf dich, weil du die Ablenkung nicht als solche erkannt hast?", wollte sie wissen. Er sah sie mit funkelnden Augen an. Sie zog einen Mundwinkel nach oben. „Verstehe.", sagte sie und lief zu ihrem Schreibtisch, um ihre Unterlagen zusammen zu suchen. Sie würde als Nächstes eine Arithmantik-Stunde geben. Sie wurde von hinten umarmt. Severus Kopf lag auf ihrer Schulter. „Verzeih meine Wut. Ich werde einen Blick auf den Trank haben.", flüsterte er ihr ins Ohr. Sie nickte und lehnte ihren Kopf gegen seinen. „Du hast die Tür offengelassen.", erinnerte sie ihn, als er ihr einen Kuss auf den Hals gab. Sofort löste er sich von ihr. „Ich werde dann gehen. Wir sehen uns später beim Essen.", verabschiedete er sich mit einem Nicken und verschwand. Die Tür ließ er offen. Amina seufzte genervt.

Am Mittag im Lehrkräftezimmer herrschte allgemeine Ruhe. Lediglich unterbrochen durch das Kratzen von Federn auf Pergament. Sie waren insgesamt zu sechst im Lehrkräftezimmer, als die Tür aufging und ein strahlender Gilderoy den Raum betrat. „Hallo meine werten Kolleginnen und Kollegen. Ich habe soeben die Erlaubnis von unserem Schulleiter bekommen, einen Duellierclub zu gründen.", eröffnete er ihnen begeistert und erntete dafür lediglich genervte Blicke. Wie wollte dieser Lehrer jemandem das Duellieren beibringen? Er konnte nicht mal den einfachsten Zauber ausführen, ohne eine Katastrophe zu verursachen.

„Dafür bräuchte ich einen Assistenten oder eine Assistentin, der oder die ein wenig was vom Duellieren versteht." Keiner meldete sich. „Selbstverständlich hat der- oder diejenige nichts zu befürchten. Ich werde keinen der hier Anwesenden wirklich verletzen. Es geht lediglich darum, den Schülern und Schülerinnen die Verteidigung im Ernstfall beizubringen.", erklärte er mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Er schien es vollkommen ernst zu meinen. „Wenn das so ist, werde ich das übernehmen. Ich verstehe ein wenig was vom Duellieren.", meldete sich Severus mit höhnischem Unterton. Amina musste schmunzeln, auch die anderen Anwesenden konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen. Auch ein leises Kichern war zu hören. Severus war ein begnadeter Duellant. Das wusste jeder.

„Ich würde bei der Aufsicht helfen.", bot Amina sich an. Sie wollte sich diese Gelegenheit auf keinem Fall entgehen lassen. „Großartig. Das erste Treffen findet Ende nächste Woche statt. Bis dahin können Sie beide sich vorbereiten." Und schon stürmte er wieder aus dem Zimmer. Pomona prustete los. „Machen Sie ihn fertig, Severus!", lachte sie und auch die anderen Anwesenden stimmten mit ein. Severus schmunzelte und sah dann Amina mit hochgezogener Augenbraue an. „Du hilfst bei der Aufsicht?", fragte er sie skeptisch. Sie musste ebenfalls schmunzeln. „Ich lasse mir das Spektakel in keinem Fall entgehen. Außerdem kann ich von dir vielleicht noch was lernen." Sie zwinkerte ihm mit ihrem blinden Auge zu und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.

Die Alchemistin - Bis in den TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt