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Jake POV

Sanft strich ich meiner schlafenden kleinen Schwester über den Rücken und versuchte ihr auch unterbewusst das Gefühl zu geben, dass sie nicht alleine und alles gut ist. Mit der anderen Hand überprüfte ich in regelmäßigen Abständen ihren Puls. Ich hatte ihr starke Beruhigungsmittel gegengeben und wollte sichergehen, dass sie diese auch gut verträgt. Ich war erleichtert, dass sie so schnell gewirkt hatten und sich Milas Körper wie auch ihre Psyche von den heutigen Strapazen erholen konnten. „Ich hätte nicht gedacht, dass Mila das alles derart mitnimmt", sagte Mike feststellen. Ich auch nicht. Es war verständlich, dass sie das schockiert hat und ihre Erinnerungen an die Entführung durch Linus plötzlich real wurden, trotzdem bin ich davon ausgegangen, dass wir das auch ohne Medikamente in den Griff bekommen werden. Auf der anderen Seite war es auch völlig verständlich, wie Mila reagiert hat. Es war einfach alles zu viel für unsere kleine Prinzessin und sie war maßlos überfordert. „Was genau hat Linus denn zu Mila gesagt?", fragte ich an Mike gerichtet, während auch Cole wieder zu uns zurückkam. „Wir wissen es nicht genau. Inhaltlich ging es wohl darum das Linus sich an Mila rächen wollte, dafür das Chapter ihretwegen im Gefängnis sitzt. Mila sollte ihre Aussage in dem Prozess verweigern" antwortete Mike nachdenklich. „Wir müssen über das, was mit Linus passiert ist, morgen in Ruhe mit ihr reden, wenn sie wieder sie selbst ist", sagte Cole während er sich wieder zu uns an den Tisch setzte. „Warum setzt er diesbezüglich Mila überhaupt unter Druck? Ich dachte, es ist egal wenn er in ihrem Prozess freigesprochen wird, da er für die anderen Entführungen und Morde definitiv verurteilt wird" hakte ich nach. „Das haben wir uns auch schon gefragt", antwortete Cole „das würde nur Sinn ergeben, wenn es die Möglichkeit gibt, dass er auch für die anderen Anklagen freigesprochen wird. Mila ist die einzige Überlebende. Es gab noch ein zweites Mädchen, das überlebt hat, aber sie hat sich inzwischen das Leben genommen. Alle weiteren Fälle, Milas ausgeschlossen, basieren auf der DNA, die wir an den Leichen gefunden haben und die zweifelsfrei seine ist. Daran gibt es nichts anzufechten und er sollte deshalb dafür verurteilt werden, auch ohne Geständnis. Allerdings ergibt es dann keinen Sinn, warum Linus Mila bezüglich ihrer Aussage unter Druck setzt. In ihrem Fall haben wir keine DNA von ihm an Mila nachweisen können. Milas Fall basiert auf ihrer Aussage, ihrer DNA und der von Chapter, die beide vor Ort gefunden wurden. Aber ohne Milas Aussage könnte man sich dort herausreden, da nur weil beider DNA am Tatort sichergestellt wurde, bedeutet das nicht das sie gleichzeitig auch dort waren und es könnte eine andere Person für Mila Entführung verantwortlich sein. Falls er also für die anderen Morde und für Milas Fall freigesprochen wird, dann ist es möglich, dass er frei kommt. Mikes Team darf in den kommenden Tagen nochmal alles überprüfen und nachschauen, ob es irgendeine Möglichkeit gibt, die DNA Übereinstimmungen anzufechten, aber ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass dies möglich ist. Wir müssen das jetzt alles überprüfen und abwarten, was dabei herauskommt". „Das dürfen wir Mila nicht erzählen", erwiderte ich sofort. „Natürlich nicht" stimmte mir Cole zu „sie würde an dem Gedanken, dass die Chance besteht das er herauskommt kaputtgehen. Ich bin mir fast zu 100% sicher, dass er verurteilt wird, aber wir werden trotzdem alles überprüfen um wirklich sicherzugehen". „Ich hoffe, du hast recht. Es würde Mila Leben kaputt machen, wenn er herauskommt" erwiderte ich mit Blick auf meiner kleinen, schlafenden Prinzessin. „Mal angenommen, dass er nicht verurteilt wird und herauskommt, dann lasse ich ihn anklagen, da er bestimmt für Linus Drohung und Manipulation verantwortlich ist. Es wird Mittel und Wege geben, ihn hinter Gittern zu halten" antwortete Cole „aber wie gesagt, ich gehe nicht davon aus, dass es so weit kommen wird, das wäre mehr als unwahrscheinlich. Aber es gibt einen Haftbefehl gegen Linus. Sobald wir ihn haben, wird er uns bestimmt Antworten liefern können. Und bis wir ihn haben, sollten wir Mila nicht aus den Augen lassen. Ich kann nicht abschätzen, ob er wirklich gefährlich ist, aber sollte er wirklich Chapters Sohn sein kann ich mir gut vorstellen das er sich an Mila rächen möchte". „Ich denke nicht, dass er sich das ausdenken würde, dazu hätte er keinen Grund", erwiderte ich. „Sehe ich auch so" stimmte Mike mir zu „er ist bestimmt sein Sohn, wurde offiziell allerdings nie anerkannt. Linus hat auf Papier keinen Dad und seine Mutter lässt sich nicht mit Chapter und seiner Vergangenheit in Verbindung bringen. Wir hatten die Idee, dass Linus mom vielleicht sein erstes Opfer gewesen sein könnte, er sie aber nicht ermordet hat. Wir versuchen, sie ausfindig zu machen. Leider gibt es keine offizielle Adresse, was das ganze etwas schwerer macht. Aber vielleicht führt Linus uns zu ihr". „Wir müssen uns überlegen, was wir Mila sagen und was nicht" begann Cole „sie wird bestimmt Angst haben auszusagen nach gestern und auch Chapter gegenüberzutreten wird sehr schwer. Wir müssen sie rechtzeitig auf den Prozess vorbereiten und auf das, was während dessen auf sie zukommt. Wir sollten wie gesagt aber nicht erwähnen, welchen Verdacht wir durch Linus haben. Auch auf Bezug zu Linus sollten wir ihr nicht allzu viel sagen. Sie weiß, wer er ist und was er vorhat. Wir müssen ihn finden, damit sie keine Angst hat sich draußen zu bewegen, aber das sollte kein Problem sein. Linus hat sich ausgiebig mit Mila beschäftigt, sonst würde er nicht so viel über sie wissen. Er muss sie schon lange beobachtet haben, aber auch das würde ich Mila nicht sagen". Mila wird das alles noch mehr triggern nachdem, was gestern passiert ist. Wir müssen ihr klarmachen, dass sie vorsichtig sein muss, ohne sie noch mehr zu erschrecken" sagte ich feststellend. „Ja, aber es gibt ehrlich gesagt nichts, was wir ihr sagen können, das sie beruhigen könnte. Alle drei Mädchen sind auf dem Weg zur Schule verschwunden. An allen drei Tatorten haben wir den Rucksack und Blut gefunden, aber nicht mehr. Es gibt aktuell wirklich keine einzige Spur, der Täter ist verdammt gut" erwiderte Mike. „Das können wir ihr schlecht sagen", grinsend sah ich Mike an. „Aber mehr gibt es nicht zu sagen. Es gibt nichts, womit wir sie beruhigen könnten, außer, dass wir ihm keine Chance geben werden, Mila zu entführen. Der Schlüssel ist, dass sie nicht alleine sein darf. Wir fahren sie zur Schule und holen sie ab. Ansonsten muss immer jemand dabei sein, wenn sie draußen ist, oder sie muss sich dort aufhalten, wo zu jederzeit Menschen sind. Der Täter schlägt nur, zu wenn er ungestört ist. Aber ich würde einfach sagen, dass Mila nicht mehr alleine rausgeht, auch wenn andere Menschen vor Ort sind. Es soll jemand bei ihr sein, der sie kennt und weiß, was hier gerade vor sich geht und ein Auge auf sie hat, dann sollte alles gut sein. Aber sie muss verstehen, dass es Ernst ist und es nicht geht, dass sie in einem unbedachten Moment kurz alleine irgendwo hingeht. Sie muss verstehen, wie gefährlich das sein kann und muss sich an unsere Regeln halten. Jemand da draußen entführt Mädchen, die aussehen wie sie und das bringt sie unweigerlich in die Schussbahn. Wir wissen nicht, ob der Täter sich die Mädchen vorher aussucht und sie beschattet, bis sich ihm ein guter Moment zur Entführung bietet, oder ob er zufällig durch die Gegend fährt und sich dabei jemand aussucht, der ins Bild passt. Wir gehen allerdings von erstem aus, da die Entführungen so perfekt und reibungslos verlaufen. Das kann kaum Zufall sein. Es wäre rein theoretisch also möglich, dass er Mila irgendwo sieht und auf eine Gelegenheit wartet sie zu entführen. Natürlich ist das sehr unwahrscheinlich, trotzdem müssen wir aufpassen, dass sich eine mögliche Gelegenheit nicht bietet. Aber ehrlich gesagt wüsste ich auch nicht, wo sich ihm eine solche Chance bieten sollte. Auf dem Weg zur Schule und nach Hause kann es nicht sein, in der Schule auch nicht. Ansonsten gibt es eigentlich keine Orte, an denen sich Mila aufhält. Ich persönlich halte es für die beste und sicherste Lösung, dass wir Mila einfach im Auge behalten. Wenn sie surfen gehen möchte, geht einer von uns mit und ansonsten können wir individuell in der Situation entscheiden, was wir machen" sagte Mike. „Wir müssen Mila klarmachen das sie vorsichtig sein muss und wie ernst die Lange ist, aber ihr gleichzeitig vermitteln, dass ihr nichts passieren wird, wenn sie sich an unsere Regeln hält" stimmte Cole zu. Das wird allerdings nicht sehr einfach. Wir müssen ihr Angst machen, dass sie den Ernst der Lage erkennt und sie ihr gleichzeitig wieder nehmen, dass es sie nicht allzu sehr in ihrem Leben beeinflusst. Es ist sehr viel, mit dem Mila lernen muss umzugehen. Wir müssen eine gute Balance finden und ihr helfen, dass sie das alles, was in den letzten Tagen passiert ist verarbeiten kann. „Wird Mila die Nacht durchschlafen?", fragend sah Cole mich an. Gerade als ich antworten wollte, kamen die Zwillinge zu uns in den Garten. „Ich weiß, wir haben eigentlich Hausarrest" begannen sie ziemlich laut zu sagen, wurden aber direkt von Cole unterbrochen „schreit bitte nicht so herum, Mila schläft. Und ihr habt nicht eigentlich Hausarrest, ihr habt definitiv Hausarrest. Mal ganz davon abgesehen dürft ihr für die SATs lernen". „Ach komm" augenverdrehend sah Dylan und an, „warum schläft die überhaupt schon? Es ist 5.30". „Weil sie müde ist. Gibt uns bitte noch kurz einen Moment, wir kommen gleich zu euch rein und dann können wir uns über unterhalten, okay?", etwas genervt stimmten die Zwillinge Cole zu, bevor sie wieder im Haus verschwinden und ich sagte „ja, sie wird durchschlafen. Wir müssen sie morgen im Auge behalten. Ich habe ihr sehr starke Psychopharmaka gegeben, es kann sein das sie auch morgen früh noch nicht ganz bei bewusst sein ist und die Medikamente noch immer ihr Verhalten beeinflusst. Sobald sie allerdings nachlassen wird sie in ein Loch fallen und wir müssen aufpassen, dass sie das alles verarbeiten kann". Für den heutigen Abend konnte Mila in Ruhe schlafen und sich erholen, aber morgen wird es ihr mit großer Wahrscheinlichkeit nicht sehr gut gehen. Es lag an uns, ihr zu helfen, mit dem, was Linus ihr heute erzählt hatte klarzukommen, aber auch das werden wir hinbekommen. „Nimmst du sie heute Nacht mit zu dir?", fragend sah Cole mich an. „Ja, sie sollte nicht alleine sein in ihrem Zustand", erwiderte ich. „Okay, dann lasst uns abwarten wie es ihr morgen geht und dann entscheiden wir morgen was und wann wir mit ihr über all das Reden werden", sagte Cole. Das wird kein leichter Tag für unsere kleine Prinzessin...

Big Brothers 7Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt