Mila POV
Seit einer Ewigkeit saß ich einfach nur auf Coles Schoß, während er mir beruhigend über den Rücken strich und Alex noch immer meine Hände hielt.
Ich hatte aufgehört zu zittern und konnte auch ohne die Maske wieder ruhig und gleichmäßig atmen. Die ganze Angst und Anspannung ist von mir abgefallen. Ich war sehr durcheinander, aber ich war auch sehr froh, hier bei meinen Brüdern sitzen zu können, ohne, dass ich wirklich verletzt war.
„Hast du Schmerzen an den Beinen?", fragte Alex nach einer Weile. „Es geht", antwortete ich erschöpft. Langsam ließ Alex von meinen Händen ab und schob sanft meine zerrissene und etwas blutverschmierte Jeans nach oben. Das muss passiert sein, als ich hingeflogen bin und die zwei mich über den Flur geschleift haben.
„Ist nur ein wenig aufgeschürft, sieht nicht schlimm aus", sagte Alex nach ein paar Sekunden: „tut dir sonst noch etwas weh?". „Wie sieht es mit deiner Wange aus, der hat dich vorhin ziemlich stark geschlagen", wollte nun auch Cole wissen. „Es ist okay", erwiderte ich leise.
Es tat weh, aber es war wirklich okay. Genauso wie meine Beine und meine Arme, die von dem Hin und Her Gezerre auch etwas wehtaten. Aber gerade war ich einfach nur froh, dass meine Brüder bei mir waren, der Rest war mir egal.
Müde und erschöpft kuschelte ich mich schon die ganze Zeit an Cole. Im Moment möchte ich einfach für immer hier bleiben.
Meine Brüder gaben mir alle Zeit, die ich brauchte und bleiben einfach mit mir sitzen, ohne etwas zu sagen oder Anstalten zu machen, dass sie wegwollten oder arbeiten mussten.
So hatte ich die Zeit, das alles Revue passieren zu lassen und zu versuchen zu verstehen was eigentlich gerade passiert ist.
„Es tut mir leid, dass ich rausgegangen bin, als Casey mir geschrieben hat. Ich wollte nicht, dass das alles passiert", sagte ich nach einer Weile. „Das ist gerade nicht wichtig. Alles was im Moment zählt ist dass es dir gut geht. Alles andere kann warten", erwidere Cole, während er mir einen Kuss auf meinen Haaransatz gab.
„Warum seid ihr überhaupt hier?". Ich versuchte das Ganze zu verstehen. Casey, Chester, Stephen, die andere Gruppe, das SWAT und das FBI. Wie passt das alles zusammen?
„Wir wussten schon bevor du uns das mit Casey erzählt hast, dass sie in Drogengeschäfte verwickelt ist. Das alles hat größere Ausmaße, als du dir im Moment vorstellen kannst und wir haben den ganzen Deal, oder zumindest den geplanten Deal beobachtet, um sie alle dabei festzunehmen. Ich, oder wir erklären wir das gerne später oder morgen in Ruhe", erwidere Cole ruhig.
Ich wusste nicht, wie ich das alles einordnen sollte. Wie tief steckt Casey in all dem drin? Was geht hier vor sich? „Was ist mit Casey und den anderen, wurden die verletzt?", fragte ich unsicher nach.
„Es wurden alle festgenommen. Ein paar von ihnen wurden dabei angeschossen, aber sind nicht schwer verletzt. Sie kommen definitiv alle ins Gefängnis und du brauchst dir um sie keine Sorgen mehr zu machen. Aber auch das können wir morgen genauer mit dir besprechen, wenn du magst", erwiderte nun Alex.
„Warum nicht jetzt?", mit meinem Kopf lehnte ich noch immer gegen Coles Brust, während ich fast ohne jegliche Körperspannung auf seinem Schoß und in seinen Armen hing. Ich war einfach so kaputt und fühlte mich, als hätte mich ein LKW überfahren.
„Du hast sehr viel erlebt, das du erst einmal realisieren und verarbeiten musst. Wir wollen dir nicht noch mehr zumuten. Jetzt geht es erstmal um das, was vorhin passiert ist und wenn du damit klarkommst und Zeit hattest, das alles zu realisieren, dann können wir uns über deine ganzen Fragen unterhalten. Eins nach dem anderen, Prinzessin", antwortete Cole.
