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Schnell flocht ich mir die Haare an zwei Zöpfen den Kopf entlang, bevor ich in meinen Bikini schlüpfte. Ich war echt spät dran. Lisa, meine Surf Trainerin von meiner Schule hat uns alle heute Morgen angerufen und gefragt ob wir Lust auf eine extra Einheit hatten. Es war zwar Samstagmorgen, aber es gab wohl perfekte Wellen am Strand und sie würde eine freiwillige extra Stunde geben. Eigentlich hatte ich ehrlich gesagt nicht so Lust auf surfen, aber ich wollte hier raus. Ich hatte keine Lust, mich wieder in meinem Zimmer zu verkriechen. Schnell zog ich mir noch eine kurze Jeans darüber, aber lief nur mit meinem Bikini Oberteil und meiner Tasche in der Hand die Treppen runter und folgte den Stimmen meiner Brüder, die im Garten saßen. Cole, Jake, Mason und Luke saßen alle am Tisch und frühstückten zusammen. „Kann mich einer von euch bitte kurz an den Strand fahren? Lisa gibt uns eine zusätzliche Stunde", kam ich direkt auf den Punkt. Dass sie freiwillig ist, erwähne ich einfach nicht, dann können meine Brüder mir das auch nicht verbieten. Etwas verwundert sahen Jake und Cole mich an. „Bitte", wiederholte ich. „Wir wollten eigentlich, sobald du wach bist mit dir über ein paar Sachen reden", begann Cole, aber ich unterbrach „müssen wir nicht, ist doch alles gut. Also, kann mich einer zum Strand fahren?". „Ja, zieh dir Schuhe an, ich komme gleich", antwortete Jake nach ein paar Sekunden. Erleichtert, dass das Thema Reden so schnell abgehakt war, lief ich in die Garderobe und schlüpfte in meine Flip-Flops. Nachdem mein Bruder allerdings ein paar Sekunden später immer noch nicht hier war, lief ich ungeduldig zurück in den Garten, stoppte jedoch im Flur als ich hörte, dass meine Brüder über mich redeten. „Was ist eigentlich los bei Mila? Gestern heulte sie den ganzen Abend und heute ist sie total fröhlich", sagte Mason. „Das ist sie nicht", erwidert Cole „Mila geht es nicht gut. Sie rennt von ihren Problemen weg und versucht zu verdrängen, was passiert ist. Sie denkt, dass wenn sie nicht dran denkt und sich ablenkt, dass die Probleme nicht existieren und alles gut ist". „Das ist richtig dumm" mischte sich nun auch Luke ein. „Das hat nichts mit Dummheit zu tun, Mila versucht sich selber zu schützen. Stellt euch vor, ihr seid an ihrer Stelle und bereits seit Tagen passieren Dinge, die euch Angst machen und euch in eurem Leben negativ beeinflussen, und dann passiert erneut etwas, mit dem ihr überhaupt nicht gerechnet habt. Das ist manchmal einfach zu viel. Natürlich weiß Mila unterbewusst, was passiert ist und dass sie nicht davon weglaufen kann, aber sie verdrängt das alles und redet sich ein, dass alles okay ist. Und zu ihrem normalen Leben gehört auch surfen gehen, weshalb sie das jetzt machen möchte. Sie muss das machen, damit sie weiterhin denken kann, dass alles okay ist. Sie findet einfach gerade keinen anderen Weg, damit umzugehen und das ist auch in Ordnung. Sie wird das nicht lange durchhalten können, dafür ist das alles viel zu präsent und dann wird sie sich dem allen stellen müssen. Es ist gut, wenn sie jetzt surfen geht, Spaß hat und sich mit anderen trifft. Sie wird früh genug wieder in die Realität zurückkommen, dann soll sie jetzt ein wenig Spaß haben, das wird ihr danach alles noch schwer genug fallen", antwortete Jake. Die können mich mal. Ich lebe in der Realität und mir geht es gut. Ich lasse einfach nicht zu, dass mir weiterhin andere Angst machen, das ist alles. Genervt lief ich zurück und wartete an der Haustüre auf Jake, der auch endlich nach ein paar Sekunden kam. Wortlos lief ich zu seinem Auto und wir fuhren zum Strand. „Holst du mich später wieder ab?", fragte ich als Jake direkt am Strand parkte. „Ich komme mit und schaue dir zu", antwortete mein Bruder zu meinem Überraschen. „Ihr müsst mich nicht kontrollieren", erwiderte ich etwas genervt. „Das machen wir nicht, aber wir sind für deine Sicherheit verantwortlich und die können wir aktuell nur mit gutem Gewissen gewährleistet, wenn wir dich im Auge haben und auf dich aufpassen können, sobald du das Haus verlässt", Jake stieg mit mir aus dem Auto aus, bevor wir die Strandpromenade entlang liefen. „Hier sind Menschen, ihr habt gesagt, dass ich alleine raus darf, wenn Menschen in der Nähe sind", sagte ich etwas trotzig. „Das war, bevor wir von Linus wussten", erwiderte Jake. Unwohlsein machte sich in mir breit, bei seinem Namen. Ich will einfach nicht mehr dran denken. Ohne zu widersprechen, liefen wir zu meiner Surf Klasse, während sich Jake etwas abseits hinsetzte. Wir holten alle unsere Boards und liefen ins Wasser. Es war echt kalt, aber die Wellen waren richtig hoch. Es war ein perfekter Tag zum Surfen. Wir waren gute 2 Stunden im Meer als Lisa sagte, dass wir mit der nächsten Welle zurück zum Strand schwimmen sollen. Ich war eine der letzten im Wasser. Ich paddelte in die Welle und wollte aufstehen, als ich gerade noch die Luft anhalten konnte, bevor ich über 2 Meter nach unten ins Wasser fiel. Die Leash zerrte an meinem Bein. Keine Sekunde später spürte ich wie die Welle auf mir zusammen brach und ich mit voller Wucht mein Surfbrett in den Rücken bekam und anschließen etwas Hartes gegen meinen Hinterkopf schlug. Schmerz durchzog meinen ganzen Körper, während ich spürte, wie ich das Bewusstsein verlor...

Big Brothers 7Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt