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Cole POV

„Sie wirken sehr entspannt dafür, dass ihnen gleich ein sehr großer Deal bevorsteht. Entweder sie sind sich sehr sicher, dass alles gut geht, oder sie sind naiver als wir dachten", sagte Paul kopfschüttelnd.

Schon den ganzen Tag warteten wir darauf, dass der Deal über die Bühne geht. Mikes und Pauls Teams haben schon gestern alles vorbereitet. Heute Nacht wurden Kameras und Mikrofone in der verlassenen Lagerhalle angebracht und es wurden mehrere Stützpunkte in verlassenen Gebäuden in der Umgebung erstellt.

Mehrere SWAT-Teams und um die 30 FBI-Agents befanden sich im Umkreis von 100 Metern und waren zu jeder Zeit Zugriff bereit.

Wir hatten die Nachrichten von Caseys Team abgefangen und wussten, dass der Deal in den nächsten Minuten stattfinden sollte.

Es war ihnen allerdings anzumerken, dass sie kaum Erfahrung hatten. Sie machten viele Anfängerfehler, die es uns sehr leicht gemacht haben, das alles zu planen.

Außerdem gaben sie uns somit die Möglichkeit, zusätzlich die McJohn Gang zu zerschlagen. Anders als Casey, arbeiteten diese sehr professionell und es war nicht leicht, ihnen die kriminellen Geschäfte nachzuweisen.

Es wunderte mich, dass sie sich überhaupt mit Anfängern wie Casey trafen. Sie gingen damit ein hohes unnötiges Risiko ein, welches wir nur allzu gerne ausnutzten. Diese Gang ist für ihre Skrupellosigkeit bekannt und es wurde Zeit, dass wir sie endlich dafür dran bekommen.

Leider ist das alles nicht immer so leicht, wie es in den Filmen aussah. Es brauchte die Zeit und Geduld um Beweise zu sammeln und den richtigen Moment einer Festnahme abzuwarten, aber genau dieser bot sich uns heute.

Paul, mein Teamleiter der Drogenabteilung, leitete zusammen mit Mike den Einsatz. Ich war lediglich hier, um sie etwas zu unterstützen, wobei ich natürlich auch ein privates Interesse an all dem hatte.

Außer uns befand sich noch der Commander der SWATS und ein paar weitere FBI Agents hier im Gebäude, das sich nur wenige Meter von der verlassenen Halle entfernt befand. Wir nutzten gerne verlassene Häuser die inzwischen der Stadt gehörten um unsere Einsatzzentrale einzurichten, von der aus wir die Einsätze koordinieren konnten ohne dabei Aufmerksamkeit der Nachbarn auf uns zu ziehen.

Wir hatten mehrere Monitore aufgebaut, über die wir alles, was in dem Gebäude vor sich ging sehen und überwachen konnten und wir dadurch einen guten Gesamtüberblick über die Situation bekamen.

Das diente zum einen zur Beweissicherung und half uns zum anderen dabei, später den Zugriff sauber und schnell durchzuführen.

Einer, entweder Mike oder Paul werden hier bleiben und den Zugriff leiten, während der andere mit den Teams hineingeht. Durch die Kameras konnte der Einsatzleiter hier im Gebäude die Teams in der Halle dorthin losten, wo sie gebraucht werden.

Bei einem Zugriff verläuft nur selten alles nach Plan, vor allem bei so vielen beteiligten Personen. Sie werden wegrennen und sich im Gebäude verschanzen. Mit den Kameras sind wir aber klar im Vorteil und werden sie problemlos aufspüren und verhaften können.

Das Gebäude wird von außen umstellt sein, sodass uns niemand Entwischen kann. Im optimalen Fall haben wir heute Abend alle aus Caseys Team, zusammen mit ein paar der McJohn Gang verhaftet und können eventuell auch die restliche Gang zerschlagen. Hoffen wir, dass es so abläuft, wie wir uns das vorstellen.

„Ich bezweifle, dass sie wissen worauf sie sich einlassen. Das sind jugendliche, die denken sie können bei den großen mitspielen, haben aber in Wirklichkeit nicht genug Ahnung und Erfahrung um das wirklich durchzuziehen", erwiderte Mike.

Vor ein paar Minuten sind mehrere aus Casey Truppe zu Fuß in die Lagerhalle spaziert. Sie machten Witze und hatten Spaß. Keine Spur von Anspannung, eher von dummer Naivität.

Sie hatten mehrere Waffen im Gebäude versteckt, aber führten alle zusätzlich auch mehrere Waffen am Körper. Was das anging, waren sie sehr gut vorberietet.

Außerdem trugen sie eine Tasche bei sich, in der sich wahrscheinlich das Geld für die Drogen befand. Bis dahin wirkte alles schlüssig, allerdings rätselten wir, was ihr Plan nach der Drogenübergabe war.

Sie sind alle zu Fuß hergekommen und hatten kein Auto dabei. Entweder es gab einen Plan, wie sie danach wieder entkommen oder sie waren wirklich sehr dumm und naiv und dachten, dass sie mit den Drogen und Waffen einfach wieder weg spazieren können.

Ihre immer mehr auffallenden Unprofessionalität bereitete mir Sorgen. Erfahrene Drogendealer wie der Drogenring riskieren eigentlich nichts für solche Amateure. Wenn sie bemerken, mit was für Kindern sie es eigentlich zu tun hatten, könnte der Deal ganz schnell kippen.

Wir mussten nicht nur sicherstellen, dass wir alle verhaften werden, sondern auch, dass der Drogenring nicht einfach Casey und ihre Truppe erschießen werden. Ihnen war nicht wirklich bewusst, welches Risiko sie mit dem Deal eingingen und vor allem auf was für Leute sie sich einließen.

Kopfschüttelnd beobachteten wir die ganze Situation, als ein Auto auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Halle hielt. Wir konnten nicht erkennen, wer sich darin befand, erst als sich die zwei Personen der Lagerhalle und somit unseren Kameras näherten, konnte ich Casey und Mila erkennen.

Das war alles andere als gut.

„Ist das nicht Mila?", fragte Paul an mich und Mike gerichtet, was Mike mit einem nicken bestätigte. Meine Augen fixierten den Bildschirm, auf dem ich meine kleine Schwester sehen konnte.

Es war deutlich zu sehen, dass sie nicht freiwillig hier war. Casey drückte den Lauf einer Pistole in Milas Rücken, während sie auf die Lagerhalle zuliefen.

Kurz bevor sie durch die offene Tür liefen, hielt Casey Mila am Arm fest. Sie wollte ihr eine Waffe geben, aber Mila weigerte sich sie anzunehmen.

Meine kleine Schwester war bleich und man konnte ihr ihre Angst ansehen. „Wir müssen sie dort herausholen, sobald sich uns eine gute Möglichkeit bietet", sagte Mike, während er sich durch deine Haare fuhr.

Im Moment war es egal, warum und wie sie hergekommen ist, Priorität war sie da sicher wieder herauszubekommen. „Was sollen wir machen? Gleich stürmen und sie herausholen?", fragend wendete sich Paul an mich und Mike.

Wir hatten die Regel, dass das Leben von Zivilisten vor der Verhaftung von Kriminellen stand, allerdings bezweifelte ich, dass selbst wenn wir sofort stürmen wir Mila ohne Probleme dort herausbekommen würden.

Während ich beobachtete, wie Casey Mila die Waffe einfach in die Hose stopfte und sie weiter ins Haus schob, antwortete ich: „nein, das ist zu riskant. Sie sind zu 8. Es muss nur einer von ihnen schnell genug a seiner Waffe sein und Mila ist tot.

Sie wissen, dass Mila unsere Schwester ist, sie wird ihre Lebensversicherung sein, falls der Deal schiefgeht, wie wir schon vermutet haben. Sie werden ihr nichts tun, sie brauchen sie.

Wir müssen bis zu dem Deal warten. Dann sind sie abgelenkt. Die Teams können sich während der Deals auf Position bringen und wir gehen rein, sobald sie Drogen gegen Geld tauschen. Das ist unsere beste Chance, Mila unverletzt herauszuholen und alle zu verhaften. Wir bleiben bei dem ursprünglichen Plan".

So sehr ich Mila daraus holen möchte, es ging nicht. Es war viel zu riskant und zu gefährlich. Die Aufmerksamkeit aller Anwesenden wird auf ihr Liegen und wenn nur einer von ihnen schneller an seiner Waffe ist als wir zugreifen können, wird er Mila erschießen.

Während des Deals, wenn die Aufmerksamkeit der Beteiligten auf dem Deal liegt, bietet sich uns die beste Möglichkeit Mila dort raus herauszuholen.

Meine Augen ließen meine kleine Schwester keine einzige Sekunde aus den Augen. Wir hätten besser auf sie aufpassen und sie nicht alleine zuhause lassen sollen. Auch wenn wir ihr gesagt hatten, dass sie im Haus bleiben und auch nicht a die Türe gehen soll, war dies anscheinend nicht genug.

Mila war anzusehen, wie verunsichert sie war. Die Aufmerksamkeit der anwesenden Jungs richtete sich auf meine kleine Prinzessin, als Casey mit ihr in die Halle lief. Am liebsten würde ich sie sofort dort herausholen, aber ich wusste, dass dies aktuell nicht geht...

Big Brothers 7Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt