Mike POV
Nachdenklich sah ich erneut die Fallakten durch. Die Mädchen waren noch immer vermisst. Es gab inzwischen ein paar Spuren, jedoch waren alle nicht gerade erfolgversprechend.
Um ehrlich zu sein, glaubte niemand mehr daran, die Mädchen noch leben zu finden, trotzdem werden wir natürlich alles dafür tun, um Klarheit für ihre Angehörigen zu schaffen und den Täter zu finden.
Auch wenn sich das blöd anhörte, war eine neue Entführung die beste Möglichkeit eine neue Spur zu finden. Wir hatten aktuell alle Hinweise ohne Erfolg verfolgt.
Vielleicht ergibt sich bei der nächsten Entführung einen brauchbaren Hinweis. Natürlich hoffen wir nicht, dass noch ein weiteres Mädchen entführt wird, allerdings zeigte unsere Erfahrung, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit passieren wird und es nur eine Frage der Zeit ist.
Das alles war auch eine Belastung für mein Team. Vermisste Kinder und Jugendliche war immer ein sehr sensibles Thema, auch für erfahrene Agents. Dazu kam, dass die Öffentlichkeit ziemlich Druck ausübte. Ich versuchte, das so gut es ging von meinem Team fernzuhalten, allerdings ließ es sich auch nicht komplett vermeiden.
Wir mussten den Täter möglichst schnell finden. Es war ein sehr großer Fall, der sehr viel Zeit in Anspruch nahm und wodurch andere Fälle vernachlässigt wurden. Wir hatten schließlich auch noch die ganz normalen Fälle, mit denen wir uns beschäftigen und zusätzlich noch den Chapter Fall, der neu aufgerollt werden musste.
Es war nicht nur Milas Falls, sondern auch der, der anderen Opfer. Das alles fiel in meine Abteilung und wir waren dafür zuständig. Es gab mehr als genug Arbeit und ich war froh, dass die vier neuen Agents in der Zwischenzeit eingearbeitet waren und einen sehr guten Job machen. Ohne sie, wäre das alles aktuell nicht machbar.
Meine Mitarbeiter hatten alle schon mehr als genug Überstunden und es wird Zeit, dass sie diese wieder abbauen und mehr Freizeit haben. Am liebsten würde ich allen 2 Wochen freigeben, aber das wäre nicht zu verantworten.
Wir waren für die öffentliche Sicherheit verantwortlich und mussten dadurch unser privates Leben hinten anstellen. Das Leben anderer Menschen stand immer vor unserer Freizeit.
Als ich Alex sah, der gerade an meinem Büro vorbeilief, stoppte ich ihn und rief ihn zu mir.
„Was gibt'?", fragte er, während er zu mir kam. „Wie macht sich den Logan Everts?", wollte ich von ihm wissen. Logan Everts war seit einer Woche bei mir im Team. Er war der Sohn von einem bekannten Staatsanwalt und wollte über seinen Vater den verkürzten Weg in die FBI Akademie gehen, was wir alle allerdings eher skeptisch betrachteten.
„Na ja, es könnte besser sein. Er nimmt keine Kritik an, geht zu viel Risiko in den Schießübungen und denkt, dass er alles besser weiß. Es ist schwer, mit ihm zu arbeiten und ihm etwas beizubringen. Wenn du mich fragst, ist er einfach noch nicht so weit. Er hat keinerlei Erfahrungen und nimmt viel nicht ernst genug. Er denkt, dass er alles kann und weiß. Ihm würden ein paar Jahre Streifendienst guttun. Ich bezweifle, dass er ein guter Agent wird, wenn er direkt auf die FBI Akademie geht" teilte mir Alex das mit, was ich bereits erwartet hatte.
„Das war auch die Rückmeldung von anderen, mit denen er bisher zusammen gearbeitet hat. Ich rede mit ihm, wenn es aber die nächsten Tage nicht besser wird, muss er wieder gehen", erwiderte ich.
Unser Job war kein Spaß und es gab keinen Platz für Möchtegern Agents, die das alles nicht ernst nahmen.
„Woran arbeitest du gerade?", fragte ich meinen Bruder, als er schon wieder gehen wollte. „Wir sind noch an der Schießerei in Watts dran, allerdings müssen wir auf den Bericht der CIA warten, bevor wir weiter machen können", antwortete Alex.
„Dann macht Feierabend für heute, sag das auch den anderen. Ihr habt alle zu viele Überstunden, von denen ihr herunterkommen solltet. Cole ist mit Mason und den Zwillingen Football Schuhe kaufen. Jake holt später Mila von der Schule ab und bringt dann etwas zum Essen mit, geht heim und genieße die Ruhe, bevor alle wieder zu Hause sind", sagte ich grinsend an Alex gerichtet.
Er hat in den letzten Wochen sehr viel gearbeitet und kann ein paar freie Stunden wirklich gut vertragen.
„Abwarten, was dieses Mal dazwischen kommt", erwiderte Alex grinsend. Ich hatte ihn in letzter Zeit des Öfteren nach Hause geschickt, dass er von seinen Stunden kommt, allerdings kam immer etwas dazwischen.
„Dann hau ab, bevor dich jemand aufhalten kann", erwiderte ich ebenfalls grinsend, bevor Alex fragte „ist Mila heute wieder ganz normal in die Schule gegangen?". „Ja. Cole hat sie heute Morgen hingefahren und sie war wohl wie immer. Anscheinen hat sie das alles wirklich nicht negativ beeinflusst", erwiderte ich.
Es kann sehr beängstigend sein, wenn plötzlich ein paar Meter von einem entfernten Schüsse fallen, aber Mila hat das alles wirklich sehr gut angenommen und scheint sich davon nicht negativ beeinflusst zu haben.
„Gerade scheint es echt allen 5 sehr gutzugehen", sagte Alex nachdenklich. Es war wirklich das erste Mal seit längerer Zeit, dass es eigentlich allen unseren jüngeren Geschwistern gut ging. Es scheint, als würden sie endlich zu ihrem normalen Leben zurückgefunden haben...
