Cole POV
Es war Mila anzusehen, wie sehr sie eingeschüchtert war. Ihre Körperhaltung und Mimik zeigten mir außerdem, wie verängstigt und überfordert sie sich fühlte.
Ich würde sie am liebsten sofort dort herausholen, aber das ist zu riskant. Ihre Sicherheit steht gerade über ihrem psychischen Wohlbefinden.
„Wen wollt ihr auf eure Schwester ansetzen, wenn wir stürmen? Alex?", fragend sah Paul zu Mike und mir.
Bei einem Zugriff mehrerer Personen wurden einzelne Teams gebildet und diese wurden speziell auf eine Personengruppe oder einzelne Person angesetzt. Das alles machte es übersichtlicher und jeder wusste, wen er zu verfolgen hatte.
In diesem Fall gab es drei Teams. Das erste Team konzentrierte sich nur auf Casey Gruppe, das zweite Team nur auf den Drogenring und das dritte Team diente zur Unterstützung beider Teams und war auf alle Personen fokussiert.
Zusätzlich wurde das Gebäude umstellt und es gab noch 2 weitere Teams, die allerdings nur zur Reserve hier waren.
Grundsätzlich stürmten bei einem Zugriff immer zuerst die SWATs, insofern sie vor Ort waren, bevor wir hineingingen. Sie waren besser ausgerüstet und speziell für diese Art von Zugriffen trainiert, wohingegen unser Hauptaufgabenmerkmal auf dem Ermitteln lag.
Wir werden unsere Agents erst rein schicken, wenn das SWAT bereits drin ist. Die Agents werden die Verdächtigen verhaften und mit weiteren SWATs das Gebäude durchsuchen.
„Ich werde 2 SWATs auf Mila ansetzen. Sie sollen sofort zu ihr gehen und sie dort herausholen, während sich die anderen auf die Verdächtigen konzentrieren. Alex hätte zwar die Nerven sich um Mila zu kümmern, aber ich möchte trotzdem nicht, dass er diese Aufgabe übernimmt. Wenn etwas schiefgeht, wird er es sich sein restliches Leben vorwerfen", beantwortete Mike Pauls Frage.
„Ich rede mit Alex, bevor ihr hineingeht", sagte ich. Er verfolgte natürlich auch das Geschehen in der Halle und wusste somit das Mila hier war. Ich ging zwar auch davon aus, dass Alex das mit Mila ausblenden kann, aber trotzdem vergewissere ich mich lieber nochmal davon, bevor etwas schiefgeht.
Es war richtig von Mike nicht Alex auf Mila anzusetzen. Wenn er die Aufgabe bekommt Mila dort raus zu holen, aber sie dabei eventuell erschossen wird, wird Alex sich das nie verzeihen, auch wenn er nichts dafür kann.
Die SWATs sollen sich um unsere kleine Schwester kümmern. Sie hatten genug Abstand zu der Situation und sind perfekt dafür ausgebildet.
„Ich informiere zwei meiner Männer über die Situation und setze sie auf Mila an", sagte der SWAT Commander, während er aus dem Raum lief. Kaum war er draußen, kam Alex zu uns in den Raum hinein.
„Was macht Mila hier?", kam er direkt zum Punkt. „Keine Ahnung wie sie hier gelandet ist", erwiderte ich ohne meinen Blick von dem Bildschirm, auf dem unsere kleine Schwester zusehen war, abzuwenden.
Sie stand einem Jungen, der sich selber Chester nannte, gegenüber. Sie kannten sich bereits aus Milas Zeit in Compton und ihm war sein Hass und seine Wut deutlich anzusehen. Er spielte seine Überlegenheit aus und begann, Mila anzufassen.
Als Mila sich wehrte, zögerte er nicht lange, holte mit der Waffe in seiner Hand aus und schlug ihr ins Gesicht. Mit ihren zittrigen Fingern fasste sich unsere kleine Schwester an ihre Wange. Ich würde sie am liebsten sofort zu mir holen, aber das geht nicht. Persönliche Gefühle dürfen keine Rolle in solchen Situationen spielen. Wir müssen ruhig und rational bleiben. Zu Milas Sicherheit, aber auch zu der Sicherheit der anderen.
Auch später bei dem Zugriff. Alle Agents und SWATs werden sich auf Mike und Paul verlassen. Sie sind ihre Einsatzleiter und tragen die Verantwortung über die Männer und den Einsatz. Mike durfte sich nicht ablenken lassen, weil er sich Sorgen um Mila machte, er musste fokussiert bleiben.
Aber ich wusste, dass er dies kann und hatte überhaupt keine Bedenken diesbezüglich.
Ich wendete mich an Alex, der neben mir stand und sich durch die Haare fuhr, als Chester Mila gegen die Wand schuppste und anschrie, dass sie sich hinsetzen sollte. „Kannst du mit hereingehen oder möchtest du lieber hier bleiben?". „Ich kann das trennen, ich gehe mit rein", erwiderte er sofort.
Das war das, was ich erwartet hatte, trotzdem war es immer besser nochmal nachzufragen.
Ich sah wieder auf den Bildschirm. Einer der Jungs hatte sich vor Mila hingekniet und fuhr langsam mit seinen Fingern ihre Beine hoch. Es war Mila anzusehen, dass sie sich nicht traute sich zu wehren.
„Hoffentlich bleibt sie ruhig", sprach Mike meine Gedanken aus. Sie sollte sich grundsätzlich nichts gefallen lassen, vor allem nicht sowas, aber in der aktuellen Situation war es am besten nichts zu machen, auch wenn es als großer Bruder nicht leicht war das mitanzusehen.
Sie können Mila nichts machen, sie war ihr Druckmittel. Nur wusste Mila das nicht und hatte wahrscheinlich Angst, dass sie ihr etwas antun werden.
Das war eine gefährliche Situation. Mila hatte eine Waffe und ich hoffte, dass sie sie nicht benutzen wird, auch nicht aus Angst. Inzwischen weiß sie, wie sie damit schießen kann, aber die anderen werden schneller und besser sein.
Im Gegensatz zu Mila werden sie auch keine Skrupel haben ihre Waffen zu benutzen um sie zu verletzen oder eventuell auch zu erschießen. Das alles kann sehr schnell blutig oder tödlich werden.
Mila könnte das nicht und das ist auch gut so. Sie soll einfach die Finger von der Waffe lassen. Auch bei dem Zugriff später. Die SWATs fackelten nicht lange und auch sie werden auf Mila schießen, wenn sie denken, dass Mila auf sie schießen wird, auch wenn sie das nicht vor hat.
Sie kann das alles überhaupt nicht einschätzen und sollte nicht im Besitz einer Waffe sein. Leider weiß sie nicht, dass wir hier sind und zu jeder Zeit zugreifen können, wenn es gefährlich wird. Sie denkt, dass sie auf sich alleine gestellt ist, was böse enden kann...
Heute Abend geht es weiter...:)
