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Mike POV

Gerade als ich mich wieder meinem Laptop widmen wollte, klopfte es erneut an meiner Türe. Es war einer meiner Einsatzleiter, der fragte "hast du kurz 5 Minuten?".

"Klar, was gibt es?", fragte ich, während ich meinen Laptop zuklappte.

Jim schloss meine Bürotür und setzte sich mir gegenüber auf einen der freien Stühle. "Es geht um die vermissten Mädchen", begann er.

Jim war aktuell der Einsatzleiter von einem größeren Team, welches sich fast ausschließlich mit den verschwundenen Kindern befasste. Leider stockte der Fall aktuell etwas. Es gab weder alte noch neue Hinweise.

Jims Team befasste sich zwar trotzdem mit diesem Fall, allerdings hatte ich schon mehrere Agents, wie Alex zu Beispiel, wieder davon abgezogen und auf andere Fälle verteilt, die ebenfalls Priorität hatten und wichtig waren.

"Ich bin ehrlich zu dir, ich kann das nicht mehr. Ich bin seit 20 Jahren beim FBI, aber mir hat noch kein Fall so zu schaffen gemacht wie dieser. Es verschwinden Kinder und wir haben keine Hinweise darauf, was mit ihnen passiert ist. Die Menschen haben Angst und Fragen, und wir können nichts dagegen tun. Meine Kinder sind erst 7 und 9 Jahre alt, aber trotzdem sehe die ganze Zeit vor mir, wie sie als nächstes entführt werden, auch wenn sie nicht ins Opferbild passen. Das alle beeinflusst mich und meine Familie negative und das möchte ich nicht weiter zulassen. Ich möchte dich gerne darum bitten, dass du mich von dem Fall abziehst und einem anderen zuteilst. Ich brauche Abstand zu all dem und kann das so nicht mehr weiter machen".

Solche Fälle waren immer sehr schwer und sensible. Kinder und Jugendliche stehen ganz automatisch unter dem Schutz von Erwachsenen und wir fühlen uns für sie verantwortlich.

Wenn sowas passiert, war das nicht nur für die Menschen da draußen eine besondere Situation, sondern auch für uns. Hinter den Agents stecken auch nur Menschen.

Es war immer gut, wenn die Agents selbst erkannten, dass sie nicht mehr konnten und abstand brauchten und ich war froh, dass Jim mir das so offen und ehrlich mitgeteilt hatte.

"Danke, dass du mir das gesagt hast. Ich kann dich sehr gut verstehen, dass ist keine leichte Situation. Du kannst dir gerne den Nachmittag freinehmen, den Kopf frei bekommen und ich machte mir dann Gedanken, wo ich dich am besten einsetze, wahrscheinlich wird es der McJohn Fall werden", antwortete ich.

"Danke Mike! Ich habe es versucht, bin aber inzwischen an meinen Grenzen angekommen".

"Das verstehe ich und ist auch kein Problem, jeder von uns stößt früher oder später an seine Grenzen", erwiderte ich. Es war wirklich eine schwere Situation und ich konnte ihn sehr gut verstehen.

Mit Mila, die perfekt in das Opferbild passte, machten wir uns natürlich auch unsere Gedanken und beschäftigen uns viel damit. Es war immer schwer, wenn berufliche Fälle plötzlich auch im privaten Leben auftauchten.

Wenn sich jemand mit meinem Mord beschäftigt, hat er im privaten Bereich meist keine Berührungspunkte damit, aber bei diesem Fall ist die Öffentlichkeit involviert und somit wird es umso schwerer Abstand zu bekommen.

"Danke, ich gebe noch dem Team Bescheid und dann sehen wir uns morgen wieder", dankend sah Jim mich an, bevor er wieder mein Büro verließ.

Ich konnte ihn natürlich in einem anderen Fall einsetzten, jedoch musste auch jemand ihn ersetzten. Auch wenn jeder aus meiner Abteilung über jeden Fall Bescheid weiß, ist das Wissen, wenn man aktiv an einem Fall arbeitet natürlich deutlich umfangreicher und oft kann nur eine Person die sich viel damit befasst, die nötigen Schlüsse auch aus Kleinigkeiten ziehen, die es braucht, um einen Fall zu lösen.

Big Brothers 7Where stories live. Discover now