Alex POV
Ich fuhr in Richtung des nächstgelegenes Krankenhaus, als mein Handy zu klingen begann. Es war Jake: "hey Alex. Mike hat mich angerufen und erzählt, was du angeschossen wurdest, kommst du bei mir in der Notaufnahme vorbei?".
Mir war durchaus bewusst, warum Mike Jake angerufen hatte. Er wollte sicherstellen, dass ich mich richtig behandeln lasse. Schussverletzungen mussten nicht selten operativ behandelt werden. Allerdings gab es bei Fleischwunden, wie ich sie hatte, auch die Möglichkeit das ganze ambulant zu lösen, was mir natürlich lieber wäre.
Ambulant bin ich in einer Stunde wieder draußen und kann zurück zum Einsatz fahren, wenn ich operiert werde, werde ich nicht die Möglichkeit haben zurückzufahren und weiterzuarbeiten.
"Ja, ich bin in 15 Minuten da", erwiderte ich. Auch wenn ich eigentlich vorhatte in ein näheres Krankenhaus zu fahren, wollte ich Jake nicht absagen, wenn er sowieso schon Bescheid wusste. "Ich warte in der Notaufnahme auf dich", erwiderte mein Bruder, bevor er auflegte.
Auch wenn ich zu Jake fuhr, war ich davon überzeugt, dass die Kugel trotzdem ambulant entfernt werden kann. Falls nicht, wird Jake allerdings deutlich schwerer davon überzeugen zu sein es trotzdem zu machen, womit Mike sein Ziel erreicht hätte und sicherstellen konnte, dass ich mich so behandeln lasse, wie die Ärzte es empfehlen und nicht so, wie ich es bevorzugen würde.
Ich parkte einige Minuten später vor dem Krankenhaus und lief ich die überfüllte Notaufnahme, wo Jake bereits auf mich wartete. Er brachte mich in ein leeres Behandlungszimmer, wo ich mich auf eine Liege setzte und Jake den provisorischen Verband löste.
"Und, du bekommst die Kugel doch sicherlich auch ohne OP raus?", fragte ich nach, als Jake einen Blick auf die Schussverletzung geworfen hatte. "Es ist an der Grenze. Die Kugel hat zwar äußerlich kaum Schaden angerichtet, aber steckt sehr tief im Gewebe. Lass uns ein Röntgenbild machen und dann weiter sehen", antwortete Jake.
Ein paar Minuten später sah Jake nicht ganz überzeugt auf das Röntgenbild. "Hast wirklich Glück gehabt, ein paar Millimeter weiter links und sie wäre direkt in den Muskel. Ich kann die Kugel ohne OP entfernen, aber das wird nicht ganz angenehm so tief wie sie steckt. Eine OP wäre definitiv auch eine sehr gute Option".
"Du weißt, dass ich kein Problem mit Schmerzen habe", erwiderte ich. Natürlich hatte niemand gerne Schmerzen, aber das gehörte einfach zum Leben und zu unseren Berufen dazu. Außerdem nahm ich gerne ein paar Schmerzen in Kauf, wenn ich dafür gleich wieder zurückgehen kann, um zusammen mit meinem Team den Einsatz abzuschließen.
Zum einen wollte ich meine Kollegen nicht alleine lassen, zum anderen war es aber auch für Stephen wichtig, dass ich schnellstmöglich meine Aussage zu dem Vorfall machte und er damit hoffentlich schneller wieder zurück in den Dienst kehren kann.
"Gut, dann machen wir das so. Aber auch wenn du in 30 Minuten hier wieder herausläufst, bekommst du von mir für heute Arbeitsverbot. Dein Körper muss sich erholen", sagte mein älterer Bruder zu mir, während er verschiedene Utensilien zusammensuchte. "Ich muss nur ein paar Sachen klären, das sollte nicht lange dauern", erwiderte ich. Auch wenn ich Jakes Sicht verstehen konnte, sollte ich wirklich noch ein paar Dinge heute erledigten.
"Alex, auch wenn dir das alles nichts ausmacht und du gut mit den Schmerzen umgehen kannst, dein Körper muss sich trotzdem erholen", widersprach Jake. Auch wenn wir so gut wie immer einer Meinung waren, bei solchen Themen konnte es schon einmal zu unterschiedlichen Meinungen kommen.
Jake war Arzt und konnte das natürlich besser einschätzen als ich. Mir war bewusst, dass ich bei medizinischen Themen auf ihn hören sollte, jedoch war es ebenfalls sehr wichtig offene wichtige Punkte zu erledigen. "Ich ruhe mich aus und gehe heute auf keinen Einsatz mehr, aber ich sollte wirklich noch den laufenden Einsatz abschließen oder zumindest die wichtigsten Punkte abarbeiten", antwortete ich.
