Prolog - Die Rückkehr

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Hallo, ihr Lieben!
Nicht wundern, dieses Mal ein ganz anderes Thema.
Diese Geschichte habe ich vor 5-6 Jahren geschrieben, dem ein oder anderen könnte sie also bekannt vorkommen. Weil ich meine Lieblingsgeschichten hier aber gerne alle zusammen haben will, lade ich sie hier nochmal hoch.
Das Ganze ist demnach schon abgeschlossen und die Kapitel werden entsprechend schnell kommen.
Viel Spaß! :)
xx

Zur Geschichte: Die Verwandlungen sind etwas zeitverzögert, das Rudel entsteht also erst nach dem Highschool-Abschluss und damit sind die Jungs auch ein klein wenig älter.
Und auch die Reihenfolge, wer sich wann verwandelt, werde ich etwas ändern ;)

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„Von der Person abhängig zu sein, die man liebt, das ist eine Art, sich lebendig zu begraben. Ein Akt der psychologischen Selbstverstümmelung, bei dem die Eigenliebe, der Selbstrespekt, sowie die Essenz deiner eigenen Person auf irrationale Weise geopfert und verschenkt werden. "- Walter Riso -

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Prolog – Die Rückkehr

– Julie –

La Push, September 2009


1 Jahr – 356 Tage – 525600 Minuten.
Lange hatte ich mich zurückgezogen und die Zeit war rasend schnell vergangen.
Ich hatte beinahe vergessen, wie es sich anfühlt, nicht jeden Tag an seine Fehler erinnert zu werden und ständig den Grund für so viel Schmerz vor der Nase zu haben.

Dieses Jahr, das ich in England verbracht hatte, war die wohl ruhigste und harmonischste Zeit, die ich seit Langem erlebt hatte.
Das war allerdings auch kein großartiges Kunststück, wenn man bedachte, welches Chaos ich in La Push zurückgelassen hatte.

Und trotzdem saß ich nun wieder auf dem Beifahrersitz des Wagens meines Vaters uns lehnte seufzend die Stirn gegen die kalte Fensterscheibe, als wir uns vom Flughafen in Seattle wieder dem kleinen Reservat an der Westküste näherten.

„Komm schon, Schatz, freust du dich denn gar nicht?", fragte Dad und lächelte mich aufmunternd an. „Es ist ja echt schön, dass es dir in London so gefallen hat, aber glaub mir, ich bin auch sehr froh, dich wieder hier zu haben."

Sofort sah ich ihn entschuldigend an.
„Ach was, Dad", winkte ich ab. „Ich bin doch genauso froh. Ich bin nur echt müde, der Flug war lang."
Damit sprach ich zumindest die halbe Wahrheit.
Mein Vater war ein herzensguter Mensch, der in meinem Leben stets einen ganz besonderen Platz innehatte und natürlich hatte ich ihn während des letzten Jahres vermisst. Genauso saß mir auch der knapp 10 Stunden lange Flug in den Knochen.

Allerdings müsste ich lügen, würde ich behaupten, dass mir nicht schon seit Wochen vor meiner Rückkehr nach La Push gegraut hätte.
Ich hatte meine Gründe gehabt, dass ich keine andere Möglichkeit mehr gesehen hatte, als fast 5.000 Meilen auf einen anderen Kontinenten zu fliehen, um endlich zur Ruhe zu kommen.

„Das kann ich mir vorstellen", seufzte mein Vater verständnisvoll und ich spürte den prüfenden und gleichzeitig besorgten Blick, durch den er mich musterte. „Denkst du denn, es war die richtige Entscheidung? Hat es dich denn weitergebracht?", erkundigte er sich zusammenhangslos, doch trotzdem wusste ich ganz genau, wovon er sprach.

„Ja", antwortete ich ohne zu überlegen und mit bestimmter Stimme. „Das war wohl die beste Entscheidung, die ich jemals getroffen habe. Mein Kopf ist endlich wieder frei."
Mein Kopf, ebenso wie mein Herz.
Ich fühlte mich tatsächlich sehr befreit und konnte es sogar genießen, nun wieder in meine Heimat zurückzukehren.

So ruhig und idyllisch La Push landschaftlich auch wirken mochte, hatte ich es vor meiner Abreise bloß noch mit emotionalen Tiefpunkten und tristen Momenten verbunden.
Wie ein Junkie hatte ich immer wieder denselben Fehler gemacht, war abhängig von einem emotionalen Sadisten und hatte mich gleichzeitig ständig selbst infrage gestellt.
Zwar war es weniger La Push per se, sondern viel mehr Paul Lahote, der mich an meine Grenzen gebracht hatte, doch die Flucht nach London bedeutete auch die Flucht vor ihm.

Nachdem ich mit Ach und Krach gerade noch meinen Highschool-Abschluss geschafft hatte, hatte ich endlich einen Entschluss gefasst. Während all meine Freunde Zukunftspläne mit Studium, College oder Arbeit schmiedeten, hatte ich endlich verstanden, dass ich nicht länger in Pauls Nähe sein konnte.
Als ich hörte, dass er nach seinem Abschluss vorerst im Reservat bleiben wollte, war es also reiner Selbstschutz, vorerst mit einem Au-Pair-Programm nach England zu verschwinden.

Ich brauchte Abstand, einen Tapetenwechsel und musste endlich neue Erfahrungen machen, die die Alten möglicherweise verdrängen konnten.
Ich musste endlich anfangen zu mir zu finden, denn dort in La Push war ich fremdbestimmt von einem Menschen, der keineswegs Gutes mit mir im Sinn hatte.

Die Zeit in London hatte mir einen neuen Blickwinkel auf mich selbst eröffnet, ich war gewachsen, selbstbewusster geworden und ich hatte mir geschworen, niemals wieder schwach genug zu sein, um wieder an dem Punkt, an dem ich vor einem Jahr war, zu enden.
Ich hatte es sogar geschafft, mich einem anderen Mann zu öffnen und langsam wieder Vertrauen zu schenken.

„Naja, was das Wetter angeht, musst du dich zumindest nicht umgewöhnen", brach mein Vater noch einmal die Stille und lenkte seinen Blick gen Himmel.
Der Sommer war vorbei, die Wolkendecke lag dicht über der Sonne und ließ die herrliche Natur an der Küste in seinem gewohnten Grau erstrahlen.
Lächelnd sah ich ihn an. „Das stimmt."

Ich hätte niemals gedacht, dass es sich jemals wieder so gut anfühlen würde, zurückzukehren, obwohl auch dieses mulmige Gefühl, welches einer verstohlenen Angst sehr nah kam, dennoch bei mir war.
Ich wusste, was mich zurück in La Push erwartete – oder besser gesagt, wer mich erwartete.
Und beim Gedanken an die erste Begegnung mit Paul Lahote spürte ich schon jetzt die Panik in mir aufsteigen.

Zwar fühlte ich mich gefestigt, doch ich wusste auch, wie leicht alte Wunden aufreißen konnten – und die Wunden, die Paul Lahote hinterlassen hatte, saßen tief.

Lahote || Twilight / WerwolfWhere stories live. Discover now