Kapitel 33 - Das alte Lied

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Kapitel 33 - Das alte Lied

– Julie –

La Push, Juni 2010

„Ist das nicht absolut überzogen? Ich meine.. heiraten!", wiederholte Lou zum gefühlt tausendsten Mal, als wir wieder einmal bei diesem Thema gelandet waren.
Es war verwunderlich – kaum dass wir uns in meinem Zimmer in die Arme gefallen waren und auf dem Bett saßen, um uns zu unterhalten, fühlte es sich an, als wäre ich niemals weggewesen und als hätte ich meine beste Freundin erst gestern zuletzt gesehen.
Ihre aufgedrehte, quirlige Art und ihr lautes Lachen war eben doch ein ganzes Stück Heimat.
„Ich fass es ja immer noch nicht, dass du eingeladen bist und ich nicht!"

Als hätte ich einen Anlass dazu, zuckte ich entschuldigend mit den Schultern.
„Naja, ihr hattet doch in letzter Zeit auch überhaupt nichts mehr miteinander zu tun", versuchte ich eine plausible Begründung zu finden, doch Lou sah mich nur zweifelnd an.
„Und du hast sie in LA täglich gesehen, oder was?", konterte sie schnippisch.
Ich wusste ganz genau, wie neugierig Lou war und wie gerne sie bei dieser Heirat anwesend gewesen wäre. Am Liebsten hätte sie mich sicherlich für den Hochzeitstag mit einer Kamera ausgestattet.

„Natürlich nicht, aber wir standen uns hier in La Push eben doch näher als ihr beide", wollte ich dieser Frage schnellstmöglich ausweichen.
Lou konnte nun einmal nicht verstehen, was Bella und mich verband. Sie wusste nicht, was wir beide wussten.
Stattdessen nahm Lou Bella immer noch übel, dass sich ihre Welt nur mehr um Edward drehte und unser Freundeskreis auch von Bellas Seite so abrupt abgehakt wurde.

„Hast du denn von Jake mal wieder was gehört? Für ihn müssen das doch auch beschissene Nachrichten sein, oder?", lenkte ich das Gespräch nun auf unseren anderen gemeinsamen Freund, der in der Versenkung verschwunden war.
Wenn ich genauer darüber nachdachte, warteten hier in La Push doch mehrere Menschen, bei denen ich nicht wusste, in welchem Verhältnis wir zueinander standen.

Mit niemandem hatte ich mich je gestritten oder einen Anlass dazu gehabt. Man hatte sich einfach auseinandergelebt, was vorwiegend daran lag, dass ich die Flucht nach LA angetreten hatte.
Jacob war genau genommen schlicht abgetaucht und hatte sich mit keinem Ton mehr bei mir gemeldet, was mir nur allzu recht, nachdem er so eng mit Paul verbunden war.

„Hör mir auf mit Jake", knurrte Lou bloß wütend und schüttelte ablehnend den Kopf. „Dieser Kerl.. Ich hatte noch einmal versucht, auf ihn zuzugehen, aber keine Chance. Ich frag mich ja, wo sich der überhaupt die ganze Zeit rumtreibt. Billy hat mir jedes Mal eine andere Ausrede aufgetischt und man sieht ihn auch weit und breit nirgends. Allgemein sind Sam und Co inzwischen seltener zu sehen. Bei den Anderen ist mir das ja egal, aber Jacob hätte ich doch gerne mal wieder gesprochen. Aber naja. Wer nicht will, der hat schon."

Mitleidig musterte ich Lou. Sie wusste so wenig, dass ich sie fast ein bisschen beneidete.
Einzig, dass sie nach wie vor nicht verstehen konnte, was so plötzlich in all unsere alten Freunde gefahren war, hätte ich ihr unheimlich gerne abgenommen.
Dass sie inzwischen außerhalb des Reservats Anschluss gefunden hatte, war auch für mich eine große Erleichterung.

„Hm", war alles, was ich Lou an Reaktion bieten konnte, doch diese schien von diesem Thema ohnehin die Nase voll zu haben.
„Wie auch immer", winkte sie schnell ab. „Genug von diesen Irren, erzähl mir lieber von LA. Ich hab's ja immer noch nicht geschafft, dich zu besuchen. Wo ist Dillon?"

Und schon waren wir bei einem Thema, das ich am liebsten sofort durchwinken wollte. Doch wenn ich jemandem gegenüber absolut ehrlich sein konnte, dann war es Lou.
„Ich wollte ihn irgendwie nicht dabei haben", seufzte ich direkt heraus und ließ mich nun gänzlich nach hinten auf die Matratze meines Bettes fallen.
Skeptisch musterte mich meine beste Freundin. Sie fällte kein Urteil und zog auch keine voreiligen Schlüsse, sie sah mich nur unsicher an.

Lahote || Twilight / WerwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt