Kapitel 18 - Unerwartete Begegnung

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Kapitel 18 – Unerwartete Begegnung

– Julie –

La Push, Oktober 2009

Dass ich nun tatsächlich alleine nach Forks gefahren war und den Tag wieder einmal zu zweit mit Bella verbringen sollte, stieß mir aus so vielen verschiedenen Gründen übel auf.
Der Hauptgrund für meine schlechte Laune war aber selbstverständlich immer wieder die Situation in La Push, allen voran Jacobs plötzlicher Sinneswandel.

Selbst wenn er angeboten hatte, den Tag mit mir im Reservat zu verbringen, erschien er mir auf einmal wie ein vollkommen anderer Mensch. Egal wie oft er noch beteuert hätte, dass alles beim Alten bleiben würde – dafür war es längst zu spät.

Und auch die Tatsache, dass ich eine frisch verliebte Bella erwartete, hatte mich stark in meiner Euphorie gebremst.
Ich hatte in letzter Zeit oft bei den Swans angerufen, bloß damit mir Charlie mit knurrender Stimme verkünden konnte, dass sich Bella wohl mit Edward die Zeit vertrieb.

Sie hatte mich vorgewarnt und ich wusste, wie Edward Cullen und seine Familie angesehen wurden, doch ich für meinen Teil freute mich für sie. Ich erinnerte mich noch gut an ihre strahlenden Augen, als sie mir zum ersten Mal von ihrem geheimnisvollen Schwarm, der sie so in seinen Bann gezogen hatte, erzählt hatte.

Der Gedanke daran, dass ich mich nun, nachdem sie ihm wohl näher gekommen war, auf pausenlose Schwärmerei einstellen musste, stimmte mich weniger begeistert.
Das einzig Gute daran war, dass sich zumindest mein Mitgefühl für Jakes verlorene Chancen bei Bella in Luft aufgelöst hatte.

Ich hatte eine verträumte, schwebende und naiv-verliebte Bella erwartet, doch was ich stattdessen zu sehen bekam, als ich in der Küche der Swans Platz genommen hatte, war das ganz gewöhnliche unscheinbare und gleichzeitig gutaussehende brünette Mädchen.
Selbst auf meine obligatorische Frage „Was gibt es Neues?" hatte sie mir lediglich mit einem neutralen Schulterzucken geantwortet, gefolgt von einem „Nichts besonderes."

Vermutlich hätte ich etwas aktiver nachgefragt, hätte ich nicht selbst eine ganze Menge zu erzählen gehabt. Kaum hatte Bella also meine Frage zurückgegeben, hatte ich sofort alles, was sich in mir aufgestaut hatte, abgeladen.

„Meinst du nicht, dass du etwas überreagierst?", meinte Bella schließlich zögerlich, während sie sich eines der Holzbretter in der Küche schnappte und anfing, das Gemüse neben ihr zu schneiden.
Sie wollte für uns kochen und anscheinend aßen wir heute durchaus gesund.
„Ich meine – Jake hat doch das Recht, sich mit seinen Freunden zu treffen und auch, sich wieder mit ihnen zu vertragen. Immerhin haben sie ja auch nie wirklich gestritten."

Seufzend rollte ich mit den Augen.
Bella lebte nicht in La Push, sie bekam nie mit, was dort vor sich ging. Natürlich konnte sie damit auch kaum beurteilen, was genau mich an Jacobs Verhalten so sehr störte.

„Aber es geht um Sam", stöhnte ich nur genervt. „Und nicht nur um Sam, um sie alle! Du hast sie doch am Strand gesehen. Die sind..."
„Stimmt", fiel nun auch Bella auf. „Okay, das wundert mich auch, immerhin hat Jake kein gutes Haar an ihnen gelassen, als er mir von ihnen erzählt hat."

„Siehst du!", hakte ich sofort, in etwas zu hoher Tonlage, ein. „Und er führt sich auch total seltsam auf, findest du nicht?"
Irritiert sah Bella mich an.
„Naja", zuckte sie mit den Schultern. „Ich hab ihn vor etwa zwei Wochen zum Letzten mal gesehen, da war er völlig normal. Etwas schlecht beieinander, aber immerhin ist er ja auch bald krank geworden."

Wieder gab ich bloß ein tiefes Seufzen von mir.
Bella wusste nicht, wovon ich sprach – wie sollte sie auch?

„Weißt du was?", sagte sie und drehte sich euphorisch zu mir, um mit dem verdammt scharfen Messer in ihrer Hand in meine Richtung zu deuten. „Warten wir einfach mal ab. Wenn es stimmt, was du sagst und er wirklich seltsam wird, dann knöpf ich ihn mir mal vor. Ich bin ja quasi eine Außenstehende. Und wenn er plötzlich nicht mehr hier bei mir auftaucht, was er ansonsten ja mindestens zweimal pro Woche gemacht hat, dann weißt du, was los ist. Dann hat sich in seinem Leben definitiv was verändert. Was ich ihm übrigens nicht raten will. Der Spinner fehlt mir."

Lahote || Twilight / WerwolfWhere stories live. Discover now