Kapitel 47 - Traumschwiegersohn

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Kapitel 47 - Traumschwiegersohn

– Julie –

La Push, Juli 2010

Es heißt, dass Freude und Leid nah beieinanderliegen würden, doch an diesem Tag war ich mir sicher, dass die wahre, reine Freude, die Paul in mir ausgelöst hatte, niemals wieder abreißen konnte.
Damals – da lagen Freud und Leid definitiv enorm nah beieinander. Sie waren beinahe schon identisch. Aber etwas hatte sich verändert – Paul hatte sich verändert.
Wir hatten nicht nur eine Chance miteinander, wir würden die Zukunft definitiv miteinander meistern. Dessen war ich mir sicher.

„Du musst das doch nicht direkt heute tun", hörte ich Pauls skeptische Stimme.
Dieses Mal war ich es, die ihn an der Hand hielt und hinter sich her schleifte.
Ich wusste nicht, wem in diesem Moment mehr graute – mir oder ihm.

„Wenn ich das jetzt aber vor mir herschiebe, dann werde ich mich in den kommenden Tagen bloß noch mehr reinsteigern. Ich müsste Dad anlügen und dann würde alles bloß noch unangenehmer werden", schüttelte ich entschieden den Kopf, obwohl ich selbst am Liebsten wieder umkehren wollte.

Ja, meine Emotionen hatten sich überraschend schnell geändert, doch dafür waren meine Gefühle für Paul mit einer Entschlossenheit und Sicherheit durchgebrochen, dass ich es am liebsten in die ganze Welt hinausschreien wollte.
Nur wollten die meisten Menschen in meiner Welt sicherlich nichts davon hören.

Je näher wir meinem Zuhause jedoch kamen, desto weniger war ich von meinem Vorhaben überzeugt.
„Wobei, mein Vater läuft ja nicht weg. Vielleicht sollte ich doch –", wollte ich kurz vor unserem Grundstück wieder eine Kehrtwende einlegen, lief jedoch bloß Paul in die Arme.
Der hielt mich lächelnd auf und schloss mich einmal fest in die Arme.
Ich wusste nicht, wie ich es so lange ohne seine Nähe ausgehalten hatte.

„Nein, du hattest schon recht", versicherte er mir und sah mir dabei unmittelbar in die Augen.  „Wir sollten direkt ehrlich sein. Wenn uns dein Dad plötzlich doch irgendwo sehen würde oder anderweitig davon Wind bekäme, wäre das ein denkbar schlechter Start."
Dieses Mal war er es, der mich zuversichtlich anlächelte. Wir durften bloß nicht beide gleichzeitig einen Rückzieher machen.

Seufzend legte ich den Kopf in den Nacken, ehe ich mein Gesicht wieder in Pauls Shirt vergrub.
„Ich weiß, aber er wird ausrasten. Du hättest ihn erleben müssen, als er letztens die Vermutung gehabt hat, du könntest wieder in mein Leben getreten sein."
„Dein Vater liebt dich über alles, Julie", sagte Paul ruhig. „Er wird jede Entscheidung, die du triffst, akzeptieren. Er will nur dein Bestes und dass ich das mit ihm gemeinsam hab', davon überzeugen wir ihn schon."

Skeptisch sah ich zu ihm auf.
Ich zweifelte sicherlich nicht an der Liebe meines Vaters, aber Paul Lahote war ein rotes Tuch für ihn – und ich fürchtete, Paul unterschätzte das.

„Du willst doch wohl nicht mit reingehen", sah ich ihn zweifelnd an und hoffte, er würde sofort verneinend den Kopf schütteln.
„Naja, irgendwann muss ich ihm mal begegnen", zuckte er stattdessen mit den Schultern.

In meinem Gesicht musste geschrieben stehen, wie wenig ich von diesem Gedanken hielt und sofort öffnete ich meinen Mund, um dem etwas entgegenzusetzen, doch Paul kam mir zuvor.
„Aber natürlich lass ich dich, sofern du das willst, das erstmal allein machen", versicherte er mir und legte bestärkend seine großen Hände an meine Oberarme, während er mich zuversichtlich anlächelte.

Widerwillig guckte ich drein und ließ mich wieder gegen seine Brust fallen.
Von wollen konnte keine Rede sein. Es war viel mehr ein Gespräch, das geführt werden musste.

Lahote || Twilight / WerwolfWhere stories live. Discover now