Lahote || Twilight / Werwolf

Kapitel 04 - Alte Freunde, neue Fremde

Kapitel 04 – Alte Freunde, neue Fremde
– Julie –
La Push, September 2009

Kaum waren sie aus dem dichten Wald herausgetreten, blickten mir drei erstaunte, dunkle Augenpaare blickten entgegen: Embry, Brady und Sam.

Ja, Lou hatte mich vorgewarnt und ich wusste, dass diese neue Kombination existierte, doch trotzdem – diese neuentdeckte Freundschaft war mehr als ungewohnt.

Kurz herrschte Schweigen und wir sahen einander bloß ausdruckslos an, als Sam die Stimme erhob, wenn auch nicht an mich gerichtet.
„Okay, Rückzug, Leute. Hier ist besetzt", beschloss er und sah auffordernd in die Runde.
Es verwunderte mich ehrlich gesagt nicht, dass Sam seine Begleiter ohne ein Wort zu mir wieder zurückscheuchen wollte, immerhin hatte ich nie wirklich viel mit ihm zu tun gehabt.

Als er mit Leah zusammen war, hatte ich ihn öfters gesehen und ihn zusammen mit ihr erlebt, doch er war nie Teil meines Freundeskreises gewesen - ganz im Gegenteil zu Embry, der im Moment noch starr am Waldrand stand und mich überrascht musterte.
Unwillkürlich dachte ich sofort wieder an Jacobs Worte über seinen besten Freund, der sich scheinbar so verändert hatte. Auf einen Schlag konnte ich nun auch aus erster Hand nachvollziehen, wovon er gesprochen hatte.

Er hatte sich definitiv verändert. Allein rein optisch hätte ich schwören können, dass er gewachsen war – in die Höhe, als auch in die Breite.
Ebenso wie Sam und Brady hatte Embry nun um Einiges mehr Muskelmasse an sich und sie alle sahen auf verstörende Art und Weise aus wie Brüder, obwohl ich mir nicht erklären konnte, weshalb.
Und auch seine Augen waren nicht dieselben. Es war nicht mehr der schüchterne, naive und liebenswerte Embry, der immer an Jacobs Seite gewesen war, der mich nun so starr und ausdruckslos ansah.
Wir waren nicht im Schlechten auseinandergegangen, als ich nach London abgereist war, doch Embrys Blick war finster, wenn auch etwas irritiert und überrascht.

Gerade wollte Sam ihn und Brady wieder zurück in die Wald schieben, als nun noch zwei weitere Menschen zwischen den Bäumen hervortraten – Jared und Kim.

Während Kim immer noch aussah wie vor einem Jahr, als ich sie zum letzten Mal gesehen hatte, hatte sich Jared offenbar demselben Sportprogramm wie auch seine neugewonnenen Freunde unterzogen.
Eng umschlungen und schrecklich klischeehaft kichernd, stießen die beiden glücklich strahlend zu den anderen Dreien.
Wow, diese gesamte Kombination hätte ich mir wirklich in meinen kühnsten Träumen nicht ausmalen können.

„Ich sagte Rückzug", wiederholte sich Sam autoritär und ich fragte mich, weshalb sich all die Anderen diesen Tonfall überhaupt bieten ließen. Mit einer einzelnen Geste seiner Hand deutete er seiner Gefolgschaft an, dass sie wohl auf schnellstem Wege wieder den Weg einschlagen sollten, den sie soeben gekommen waren, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen.
Allerdings hatte Kim mich in diesem Moment bereits ins Auge gefasst.

Ich war so erschlagen von all den neuen Eindrücken und Konstellationen, dass ich immer noch regungslos dastand und beobachtete, was dort kurz vor mir am Waldrand vor sich ging.
Zwar konnte ich es verschmerzen, dass mich Embry wohl ignorieren wollte – immerhin hatte mich Jacob vorgewarnt – doch hätte auch Kim diese Art an den Tag gelegt, wäre es wohl an mir gewesen, die Truppe aufzuhalten.

Mit großen Augen sah sie mich an und hielt kurz inne, ehe sie ein paar Worte an Jared richtete.
Erst dann riss sie sich von ihren neuen Freunden los und kam mit perplexem Gesichtsausdruck zu mir geeilt. Wir hatten uns nie gestritten oder offen miteinander geredet und trotzdem war die angespannte Stimmung schon jetzt spürbar.

„Oh, wow, Julie", brach sie die Stille zwischen uns, als sie nun unmittelbar vor mir stand. „Du bist ja wieder hier."
Im Hintergrund erkannte ich Sam, wie er uns bereits ungeduldig beobachtete und keine Sekunde aus den Augen ließ. Ich konnte es Lou und Jacob absolut nicht verdenken – auch ich würde kein Fan dieses neuen Freundeskreises werden, das war mir schon jetzt klar.