Kapitel 23 - Schockstarre

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Kapitel 23 - Schockstarre

– Julie –

La Push, November 2009

Apathisch stand ich in Jacobs Zimmer und starrte regungslos aus dem Fenster, auf den Fleck, an dem ich gerade so Unvorstellbares beobachtet hatte.
Ich wusste, wovon ich eben Zeuge geworden war, ich hatte es immerhin mit eigenen Augen gesehen, doch ich war genauso sicher, dass das nicht wahr sein konnte.

Paul – Paul Lahote – hatte sich vor meinen Augen soeben in eine riesige, wolfsähnliche Kreatur verwandelt und, als wäre das noch nicht genug gewesen, hatte Jake es ihm gleichgetan.
Fassungslos stand ich wie angewurzelt da, nicht in der Lage mich zu bewegen – ja, ich wagte es noch nicht einmal zu atmen.
Mein Blick war immer noch auf die Truppe dort draußen geheftet und obwohl ich sie nicht hören konnte, erkannte ich trotzdem ihre Gesichter.

Allem Anschein nach war ich – abgesehen von Bella – die Einzige, die über den Vorfall geradeeben so unsagbar schockiert war.
Sam hingegen rief Embry und Jared augenrollend etwas entgegen, bevor er dann in den Wald rannte, in den auch Paul und Jake – oder zumindest das, was aus ihnen geworden war – verschwunden waren.

Mit weit aufgerissenen Augen stand ich da, ohne weiter etwas wahrzunehmen.
Ich drückte meinen Hände fest gegen meinen Kopf, als mich das Gefühl überkam, er würde jeden Moment zerspringen.

Erst als ich hörte, wie die Hintertür, durch die Jacob eben noch verschwunden war, wieder aufschlug, kam wieder Leben in meinen Körper.
Embry Call stand plötzlich groß im Raum und musterte mich prüfend.

Instinktiv wich ich einige Schritte zurück und stieß unachtsam gegen Jakes Bett, als ich den muskelbepackten Hünen, den ich mit einem Mal in einem völlig neuen Licht wahrnahm, dort stehen sah.
„Hab keine Angst, Julie", drang dann jedoch nicht seine, sondern Billy Blacks ruhige Stimme an mein Ohr.
Er war hinter Embry erschienen und hatte den Arm auf die Lehne seines Rollstuhles gestützt, um sich erschöpft an die Schläfe zu fassen.
„Vertrau' den Jungs, sie wollen dir nichts Böses."

Damit drückte er dem jungen Indianer einen Schlüsselbund in die Hand, bevor er wieder aus dem Türrahmen und damit aus meinem Blickfeld verschwand, um mich mit Embry allein zu lassen.
In dessen Blick stand inzwischen sogar etwas Sorge.
„Du wirst doch wohl nicht umkippen, oder? Du siehst verdammt blass aus."

Gerne hätte ich seine Frage verneint, doch tatsächlich fühlten sich meine Beine verdächtig schwach an und ich fürchtete, jeden Moment den Halt zu verlieren.
„Ich.. Ich bin...", murmelte ich leise vor mich hin und ließ mich dann kraftlos auf Jakes Bett sinken. Stöhnend stützte ich meinen Kopf auf meine Handflächen. „Es geht schon."
Zweifelnd runzelte Embry die Stirn, als er dann lautstark gegen die Scheibe des Fensters in Jacobs Zimmer klopfte und hektisch jemanden heranwinkte – vermutlich Jared.

„Du kannst mir glauben, wenn ich dir sage, dass das alles hier absolut nicht so geplant war", seufzte Embry schließlich. „Aber zumindest ist der Wolf jetzt aus dem Sack."
Verständnislos hob ich nun doch noch einmal meinen Blick und starrte Embry an.
„Der was ist aus was?"

Doch bevor mir Embry antworten konnte, hatte nun Jared den Weg nach drinnen gefunden und warf ebenso einen prüfenden Blick auf mich.
„Wow, bist du weiß im Gesicht!", war seine erste, erstaunte Reaktion.
Erst jetzt bemerkte ich, dass er Bella im Schlepptau hatte und er diese bereits grinsend mit dem Ellenbogen anstieß. „Sie könnte beinahe zur Verwandtschaft deines Lovers gehören, was?"

Ich verstand kein Wort von dem, was die beiden da von sich gaben, doch als ich mir Bella genauer ansah und in ihr eine Leidesgenossin suchte, fiel mir auf, dass sie doch weitaus weniger schockiert schien, als ich.
In diesem Augenblick warf sie Jared sogar einen verärgerten Blick zu, anstatt – wie ich – vollkommen von der Rolle zu sein.

Lahote || Twilight / WerwolfWhere stories live. Discover now