Kapitel 49 - Kein Neuanfang

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Kapitel 49 – Kein Neuanfang

– Paul –

La Push, Juli 2010

Ob es nun daran lag, dass es eine Zeit gab, in der ich die Hoffnung aufgegeben hatte, oder ob dieses unglaubliche Glücksgefühl für geprägte Wölfe die Norm war, wusste ich nicht. Fakt war bloß, dass ich in meinem Leben noch nie so irr vor Glück war.

Julie war die beeindruckendste Frau, die ich kannte und ich wollte alles tun, um ihr gerecht zu werden.
Selbst ihr Vater hatte mich nicht direkt wieder aus dem Haus gejagt und war bereit, mir noch eine letzte Chance zu geben.
Diese wollte ich nutzen und ich hatte keinerlei Zweifel daran, dass ich Julie glücklich machen konnte. Immerhin war das von nun an meine Aufgabe.

„Dieses Grinsen ist ja richtig eklig", kommentierte Embry mal wieder meinen emotionalen Zustand, doch auch ihm selbst stand ein leichtes Lächeln im Gesicht, als er mich beobachtete.
Gerade war der Großteil des Rudels wieder bei den Klippen versammelt und versuchte zu ignorieren, dass Bella Swan – oder nun Bella Cullen – noch immer nicht aus den Flitterwochen zurückgekehrt war.

Jacob war seit der Hochzeit am Rande des Wahnsinns.
Solange er Bella nicht sah, malte er sich die schlimmsten Szenarien aus und litt unter der Ungewissheit, ob Bella inzwischen zu einem Vampir geworden war.
Er lag Sam jeden Tag in den Ohren, etwas zu unternehmen, doch man war sich einig, dass diese Sache, solange Bella mit allem einverstanden war, nicht mehr in unseren Zuständigkeitsbereich fiel.

Jake dermaßen leiden zu sehen, war dennoch für alle Beteiligten eine Qual – wobei ich gestehen musste, dass selbst das meiner glückseligen Laune keinen Abbruch tat.

„Und dabei seid ihr gerade mal seit fünf Tagen wieder zusammen. Verfliegt diese Honeymoon-Phase bei Prägungen eigentlich auch mal?", fragte Embry.
„Ich bezweifle es", seufzte ich glücklich und ließ mich gegen den Baumstamm hinter mir fallen.

Genervt stöhnte Embry und warf einen Blick auf Jared, der etwas entfernt und eng umschlungen mit Kim am Waldboden saß.
Auch Sam und Emily saßen gemeinsam an den Klippen und lagen einander in den Armen.

„Stimmt, bei den anderen wart' ich auch bis heute darauf, dass da mal irgendwas nachlässt."
Dann musterte Embry mich doch wieder nachdenklich.
„Ist es nicht seltsam, dass du trotzdem gerade mit mir hier sitzt und nicht mit Julie?", fragte er vorsichtig.

Entschieden schüttelte ich den Kopf.
„Es ist perfekt genau so, wie es ist. Julie wäre nicht glücklich, wenn sie immer nur hier wäre und ihr restliches Leben runterschrauben müsste. Und dann wäre ich auch nicht glücklich."
Ich bemerkte, wie Embry beinahe mit den Augen gerollt hätte, so schrecklich kitschig hörte ich mich an.

„Ich find's schade, ich hätte Julie gerne mal hier. Jetzt, wo sie quasi zur Familie gehört", lachte Embry.
„Das kommt schon noch. Sie hat ja nichts gegen euch alle, ihr ist nur diese vollkommen einnehmende Rudel-Sache zu viel."
„Verständlicherweise", nickte mein bester Freund einsichtig.

„Apropos, ich sollte dann eh mal los, ich treff' sie gleich."
Eilig stieß ich mich wieder von dem Baum hinter mir ab und warf einen Blick in Richtung Strand, um zu sehen, ob Julie bereits dort war.
„Sam, ich bin raus!", rief ich meinem Alpha noch eben zu, um mich offiziell abzumelden.
Ein leichtes Brummen war alles, was ich als Antwort bekam.

Mir war bewusst, dass es ihm nach wie vor lieber wäre, wenn Julie hierherkommen würde, anstatt mich vom Rudel fernzuhalten.
Doch wir hatten noch einmal eingehend darüber gesprochen und Sam hatte einsehen müssen, dass er nicht das Recht hatte, Julie ihr Leben zu diktieren.
Ähnlich wie sich Julies Dad seiner Tochter zuliebe verhielt, tat es nun auch Sam. Er tat es zwar nicht gern, doch er akzeptierte Julie und ihre Forderungen.

Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass ich eines Tages der Typ wäre, der mit seiner Freundin im Arm am Strand sitzen und in die Ferne starren würde. Und doch saß ich nun hier mit Julie und tat genau das – und ich genoss jede einzelne Sekunde dieser Zweisamkeit.

„Schon wieder was von Lou gehört?", fragte ich und schlang meine Arme noch etwas fester um Julie, die zwischen meinen Beinen saß.
Seufzend ließ sie ihren Kopf etwas nach hinten, gegen meine Brust, fallen.
„Es wird", gab sie sich verhalten optimistisch. „Sie gibt sich Mühe, aber man merkt, dass sie sich immer noch über mich ärgert."

„Hat sie denn nochmal irgendetwas gefragt?"
„Nein, da ist sie konsequent. Sie ignoriert strikt alles, was mit dir zu tun hat. Selbst wenn ich sage, dass ich mich später mit dir treffe – nichts."
Verstehend nickte ich und küsste Julie auf die Schläfe.

„Das hab ich Sam auch berichtet und er war schwer begeistert", erzählte ich und schüttelte leicht den Kopf, als ich darüber nachdachte, in welchem Irrenhaus wir uns eigentlich befanden.
So viele Menschen glaubten, in unserer Beziehung mitreden zu müssen.

„Das glaub ich gern", raunte Julie. „Aber das kommt ja tatsächlich sehr gelegen. Vielleicht fügt sich ja doch noch alles. Mein Vater hat sich vorgestern sogar danach erkundigt, wie es dir denn geht!"
Grinsend ließ sie ihren Kopf noch etwas weiter zurückfallen und sah damit kopfüber zu mir auf.

„Denkst du denn, dass Lou sich wirklich wieder beruhigen wird?", hakte ich einmal mehr nach.
Ich wusste, wie wichtig Julie ihre beste Freundin war. Wenn sich diese Sache noch klären würde, dann gab es für unser Glück kein Halten mehr.

„Klar, mach dir darüber keinen Kopf", versicherte mir Julie und legte ihre Hände auf meine.
Ich glaubte ihr jedes Wort. Immerhin wäre Julie längst nicht so ruhig, hätte sie ernsthafte Sorge, ihre beste Freundin zu verlieren.

„Es steht uns also nichts mehr im Wege. Wir können ganz von vorne anfangen", sagte Julie.
Dass sie ebenso glücklich klang, wie ich es war, ließ mein Herz bloß noch höher schlagen.
Liebevoll griff ich nach ihren Händen und streichelte sie sanft.
„Ich brauch gar keinen Neuanfang, Julie. Ich bin an meinem Ziel."

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AND WE ARE DONE!
Nach diesem kurzen Kapitel sind wir tatsächlich am Ende angekommen.
Es war mal wieder eine rauschende Ballnacht, meine Lieben! :D
Danke an alle, die Julie, Paul & Co begleitet haben und dass ihr so oft eure Meinung kundgetan habt!
Mir werden sie fehlen!

Man liest sich!
Seid lieb zueinander und ganz viel Liebe meinerseits! ♥♥

Lahote || Twilight / WerwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt