Kapitel 17 - Neue Tagesordnung

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Kapitel 17 – Neue Tagesordnung

– Paul –

La Push, Oktober 2009

„Was hätte ich denn sagen sollen?", maulte Jacob gereizt, ehe er mit ironischer Stimme fortfuhr. „Klar, Julie, mit dir bleib ich gern befreundet, aber Lou und Bella muss ich leider absägen, sorry. Kann dir grad auch nicht sagen warum."
„Zum Beispiel!", nickte Sam wütend, in knurrender Tonlage. „Das wäre immerhin ehrlich gewesen!"
„Und Julie hätte mich direkt wieder vor die Tür gesetzt und nie wieder ein einziges Wort mit uns allen gesprochen!"

Während Jake und Sam, die bisher, seit Jacobs Verwandlung, der Inbegriff von Harmonie gewesen waren, lautstark und hitzig diskutierten, verfolgte ich das Ganze schweigend.
Jacob hatte also vorerst wieder Frieden mit Julie geschlossen – was man von mir ganz und gar nicht behaupten konnte. Schrecklich gerne wäre ich an seiner Stelle gewesen, doch mich strafte Julie weiterhin mit Ignoranz und Missachtung.

„Du wirst zu Bella und Lou keinen Kontakt haben, schon gar keinen so intensiven wie bisher", redete Sam wieder vehement auf Jacob ein, was dieser mit genervtem Brummen zur Kenntnis nahm.
„Das ist mir schon bewusst, verdammt", zischte er ihm entgegen und einmal mehr bewunderte ich ihn für seine Selbstbeherrschung.
Ich hätte sicherlich längst auf vier Pfoten vor Sam gestanden, doch Jake hatte diese ausgesprochen bemerkenswerte Disziplin, die er seinem Leitwolf-Blut zu verdanken haben musste. Anders konnte ich mir diese Kontrolle nicht erklären. 

„Ich werde Bella und Lou schon nichts erzählen, keine Panik", stellte er missmutig klar.
Alles andere hätte mich auch verwundert, immerhin kannte ich Jake als stets besonnenen und vernünftigen Menschen. Er war sich seiner Pflichten gegenüber des Rudels bewusst.

„Wie willst du dann Julie erklären, dass du dich doch aus eurem Vierergrüppchen ausklinkst?", mischte ich mich nun doch ein, nachdem in diese Sache auch meine Seelenverwandte verwickelt war, was es in gewisser Weise auch zu meiner Angelegenheit machte.
„Ich werde erstmal versuchen, plausible Ausreden zu finden und ihnen aus dem Weg zu gehen. Lous Mutter ist krank, sie ist im Moment also eh oft im Hotel. Und bei Bella bleibt zu hoffen, dass sie erstmal in Forks bleibt."

Uns allen war bewusst, dass es viel verlangt war. Nicht nur, dass Jacob seinen Freundeskreis aufgeben musste, sondern insbesondere der Kontaktabbruch zu Bella.
Sie hatte einen so hohen Stellenwert in seinem Leben eingenommen und Jake hatte zum ersten Mal wieder die Hoffnung gehabt, hier an dem Ort, an dem er festsaß, in ihr doch sein Glück zu finden.
Trotzdem versuchte er auch in diesem Punkt stark zu bleiben und sah mich stattdessen nur ernst an.

„Allerdings kennen wir alle Julie und ich kann das bestimmt nicht lange durchziehen, bis sie mir die nächsten Vorwürfe macht. Also nutze die Zeit und versuch dich ihr irgendwie anzunähern, solange sie in mir noch einen Freund sieht", riet er mir und sah mich eindringlich an.
Das war leichter gesagt als getan, doch ich wollte mein Bestes geben.
Immerhin war Jacob im Moment die einzige Verbindung, die ich zu Julie hatten.

Die ganze Zeit über hatten die anderen schweigend zugehört. Auch Jared hatte nichts gesagt und nur Kim, die zwischen seinen Beinen saß, fest im Arm gehalten.
Seit meiner Prägung war es kaum zu ertragen, die beiden oder auch Sam und Emily so glücklich und unbeschwert miteinander zu sehen. Vielleicht hatte ich es nicht anders verdient, doch mit jedem Tag wuchs der Hass und die Wut auf mich selbst, dass ich mir ebendieses Glück selbst verbaut hatte.
Und das wiederum trug nicht unbedingt zu meiner Selbstbeherrschung bei.

„Und wenn vielleicht ich...", mischte sich nun aber doch Kim zögerlich in die Diskussion mit ein. „Ich meine.. Die Dinge sehen inzwischen ja anders aus, also könnte theoretisch auch ich wieder mit Julie befreundet sein."
Skeptisch runzelte ich – ebenso wie Jacob – die Stirn.

Lahote || Twilight / WerwolfWhere stories live. Discover now