Kapitel 46 - Entschlossenheit

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Kapitel 46 - Entschlossenheit

– Julie –

La Push, Juli 2010

Ich hätte nicht gedacht, dass es irgendetwas gäbe, was meine Meinung hätte ändern können, bis ich die Worte aus Pauls Mund gehört hatte.
Er hatte genau das gesagt, was ich hören musste.

Paul lag nichts daran, mich voll und ganz für sich zu haben, damit er glücklich sein konnte. Seine Aufgabe war es, dass ich glücklich war.
Er kannte mich gut genug, um zu wissen, wieviel mir Lou bedeutete und dass es mir das Herz brechen würde, sie aus meinem Leben streichen zu müssen.

Dass er sich bei Sam dafür einsetzen wollte, dass diese idiotischen Regeln endlich überarbeitet wurden, war der letzte Schubs, den ich in seine Richtung gebraucht hatte, um auf einen Schlag umzuschwenken.
Es war der letzte Anstoß, den ich noch gebraucht hatte, um endlich zu verstehen, dass sich Paul tatsächlich geändert hatte.

Er war nicht mehr auf seinen eigenen Vorteil aus, wie es all die Jahre der Fall war. Mein Glück war alles, was er wollte – und vielleicht war ebenjenes tatsächlich er.

Schweigend liefen wir nebeneinander her. Ich hatte meine Hand immer noch ruhig in seiner, als wir die Menschen auf den ausnahmsweise belebten Straßen La Pushs zurückgelassen hatten und uns auf den Weg zu Sams Hütte machten.

Irgendwann brach er schließlich doch die Stille.
„Es tut mir leid, dass ich dich in deinem Leben aufhalte", sagte er und klang dabei so herzerschütternd ehrlich, dass es mir auf der Stelle leid tat, ihm das nur kurz vorher an den Kopf geworfen zu haben.

Seufzend lenkte ich ein.
„Das ist nicht deine Schuld, viel mehr meine. Oder die der Prägung."
„Was ja wiederum auch wieder irgendwie meine Schuld ist", murmelte Paul leise und ich spürte, wie er meine Hand etwas fester griff, als hätte er Angst, ich könnte mich ihm jederzeit wieder entziehen.

Ich wusste nicht, ob sich Paul gerade dafür entschuldigt hatte, dass er sich geprägt hatte oder doch dafür, dass er in der Vergangenheit schon so viel kaputt gemacht hatte.
Fest stand nur, dass ich ihm in diesem Moment rein gar nichts zum Vorwurf machte.

„Was willst du Sam denn jetzt sagen?", fragte ich stattdessen vorsichtig, als wir uns der Hütte immer weiter näherten.
Ich erinnerte mich nur allzu lebhaft an meinen letzten Besuch dort. Im Gegensatz zu damals war ich heute wesentlich gefasster.

„Dass er nicht über dein Leben bestimmen kann. Es reicht ja schon, dass er meines so sehr beeinflussen kann."
„Kann er das denn?"
„Naja, er ist immer noch mein Alpha. Ich muss schon auch im Sinne des Rudels handeln und das ist in der Regel ja Sams Ziel. Was jedoch dich betrifft – da gelten andere Regel. Wobei ich langsam bezweifle, dass diese Regeln tatsächlich so strikt sein müssen."

Paul schien Sam allerhand zu sagen zu haben und seinem Tempo zufolge wollte er das auch schnellstmöglich loswerden.
Ich für meinen Teil beließ es dabei und hoffte bloß, dass Paul das erreichte, was er erreichen wollte.

„Willst du mit reinkommen oder hier warten?", fragte er kurz bevor wir an unserem Ziel angekommen waren. „Wenn du dich unwohl fühlst, kannst du auch gerne hier draußen bleiben."
„Nein, nein", schüttelte ich entschieden den Kopf. „Ich komm mit."

Immerhin war es genau das, wogegen ich mir wehren wollte.
Es waren nicht Paul oder Sam, die über mein Leben entscheiden konnten. Ich war selbst fähig, meine Entscheidungen zu fällen.
Und genauso war ich auch in der Lage, dieser Diskussion beizuwohnen.

„Na schön", nickte Paul einverstanden, als wir gerade wieder zwischen den Bäumen hervortraten und mit einem Mal auf der Lichtung vor Sams Haus standen.

Lahote || Twilight / WerwolfWhere stories live. Discover now