Kapitel 13 - Neue Freundschaften

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Kapitel 13 – Neue Freundschaften

– Julie –

La Push, Oktober 2009

Während der Fahrt nach Forks ging mir so viel durch den Kopf und doch konnte ich keinen klaren Gedanken fassen. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass Paul auch nur im Ansatz jemals auf mich zukommen würde und plötzlich legte er einen solchen Auftritt hin.

Hatte er wirklich erwartet, er könnte immer noch bestimmen, was ich tun würde? Und vor allem – weshalb? Weshalb sollte ich nicht nach Forks?
Wohl kaum, um stattdessen einen schönen Tag mit ihm in La Push zu verbringen.

Kopfschüttelnd krallte ich mich am Lenkrad fest.
Vermutlich hatte ich mir das alles wieder einmal selbst zuzuschreiben. Ich hatte mich für Paul in all den Jahren so sehr zum Affen gemacht, dass er sich wohl noch nicht einmal vorstellen konnte, dass ich nach einem Jahr Abstand endlich einen eigenen Willen haben könnte.

Der Gedanke an ihn ließ mich nicht mehr los.
Selbst als ich hinter dem Haus der Swans auf einem der klapprigen, morschen Holzgartenstühle saß, war ich noch völlig durch den Wind.
Obwohl sich die Sonnenstrahlen nicht durch die dichte Wolkendecke durchsetzen konnten, war es doch mild und für die Verhältnisse dieser Gegend nahezu ein Sommertag. Entsprechend saßen Bella und ich auch im Hintergarten, der an ein dichtes Waldstück angrenzte, hatten die Augen geschlossen und unseren Blick gen Himmel gerichtet.

„Schade, dass Jake und Lou heute doch nicht konnten", hörte ich Bellas Stimme dumpf zu mir durchringen. „Aber irgendwie auch schön, dass wir immerhin auch mal ein wenig Zeit zu zweit verbringen können."
Zerstreut sah ich sie an, als ich bemerkte, dass Bella eben mit mir gesprochen hatte.
„Hm, was?"

Überrascht richtete Bella ihren Blick nun auf mich und musterte mich genauer.
„Geht's dir gut? Du wirkst ein wenig durcheinander", stellte sie besorgt fest und setzte sofort einen mitleidigen Blick auf.
„Ach", winkte ich seufzend ab. „Schon gut. In La Push laufen nur auch einige Irre rum."
Kurz lachte Bella auf und nickte verständnisvoll.
„Davon hab ich schon gehört. Ist ja doch Einiges los bei euch in La Push! Geht's denn wieder um diesen einen Kerl? Diesen... Pete?"

Erstarrt blickte ich Bella an.
Ich hätte es wissen müssen. Selbstverständlich hatte Jacob ihr bereits all den Klatsch und Tratsch aus dem Reservat brühwarm berichtet und Bella war Bestens informiert, was sich in meinem Leben zugetragen hatte.
Zwar hatte ich mich bisher vornehm zurückgehalten und davor gehütet, auch nur ein Sterbenswörtchen über die wahren Gründe, aus denen ich nach London gegangen war, zu erzählen, doch da hatte ich die Rechnung ohne Jake gemacht.

Mit keinem Wort hatte ich mein Drama mit Paul erwähnt und wollte verhindern, dass Bella diese erbärmliche Seite an mir kennenlernen würde.
Woher sich Jacob also das Recht genommen hatte, mir einen Strich durch diesen Plan zu machen, konnte ich mir selbst nicht erklären.

Verärgert knirschte ich mit den Zähnen, als ich an das kleine Plappermaul dachte.
„Ich nehme an, du meinst Paul, nicht Pete", knurrte ich missmutig vor mich hin. „Hat Jacob etwa davon erzählt?"

Auch Bella war mein Stimmungsumschwung augenscheinlich nicht entgangen, denn sofort warf sie mir einen entschuldigenden Blick zu.
„Oh", bemerkte sie unsicher und fuhr sich durch ihr braunes Haar. „Tut mir leid, wenn ich was Falsches gesagt hab. Aber Jake hat wirklich nicht ein schlechtes Wort über dich gesagt, ich war nur neugierig, als ich diese Truppe damals am Strand bemerkt hatte. Und da kamen wir eben irgendwie auch auf Paul."

„Schon gut", versuchte ich Bella zu beruhigen.
Immerhin war es nicht sie, sondern Jacob, dem ich in Gedanken gerade den Kopf abriss. Obwohl er ihr nichts anderes als die Wahrheit erzählt hatte.
Ich hatte nun einmal diese schwache Zeit erlebt und hatte all diese armseligen Fehler mit Paul gemacht. Nun galt es auch, dazu zu stehen und mir, als auch meinem Umfeld, zu beweisen, dass das der Vergangenheit angehörte.

Lahote || Twilight / WerwolfWhere stories live. Discover now