Kapitel 03 - Erinnerungen

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Kapitel 03 – Erinnerungen

– Julie –

La Push, September 2009

Verträumt saß ich am Strand der kleinen Buch und genoss die Ruhe dort.
In London hatte ich Dillon oft von La Push und der Naturidylle dort erzählt, doch die Stille an Orten wie diesem hier, musste man doch selbst erleben.
Es war nicht wie in den englischen Parks, die sicherlich auch schön sein konnten, doch niemals auch nur annähernd an das, was hier im Reservat war, heranreichen konnten.

Schmunzelnd sah ich auf die alte, trockene Feuerstelle am Ende der Bucht. Zugegeben – nicht immer war es hier ruhig und still gewesen. Noch vor einigen Jahren hatten wir diesen Ort hier als unseren mehr oder weniger geheimen Treffpunkt erkoren und die ein oder andere Strandparty steigen lassen.

In La Push, wo jeder seine Augen überall hatte, war ein abgeschottetes Plätzchen wie dieses hier Gold wert.

Es war ein gute, lustige Zeit gewesen. Egal was danach gekommen war, ich dachte immer noch gern daran zurück.

La Push, Juli 2005

Die Hitze des Lagerfeuers stieg mir konsequent ins Gesicht und hinterließ ein unangenehmes Brennen auf meiner Haut. Ich saß schon viel zu lange hier am Feuer, doch egal wie sehr sich mein Körper anfühlte, als würde er in Flammen stehen, wollte ich mich keinen Meter wegbewegen.

Immerhin saß direkt gegenüber Paul Lahote und ich konnte die ganze Zeit über beobachten, wie er lachte, trank und sich mit seinen Freunden unterhielt. Ich kannte ihn nun schon seit sieben Jahren und trotzdem konnte ich mich nicht an ihm satt stehen.
Es waren seine dunklen, funkelnden Augen, die ausgeprägten Nasenflügel, die leicht flatterten, wenn er lachte, seine markanten Gesichtszüge – im Grunde war es alles an ihm, das mich schon mit acht Jahren in seinen Bann gezogen hatte. Er war fast sechszehn, doch Paul sah immer schon um Einiges älter aus als seine Altersgenossen.

Kim versuchte in Jareds Nähe zu sein und seine Aufmerksamkeit zu bekommen, Lou war damit beschäftigt, möglichst Teil eines jeden Gesprächs zu sein und pendelte permanent zwischen all den Gruppen, die sich gebildet hatten und ich saß hier am Feuer. Vielleicht sah das für andere traurig aus, aber ich war zufrieden mit dem, was ich hatte – ich konnte ebenfalls meiner Schwärmerei nachgehen.

„Hey, Julie", riss mich Quil aus meinen Gedanken, als ich mit meinen Blicken wieder einmal Pauls Gesicht und seinen Körper abtastete. „Hier."

Lächelnd reichte mir Quil einen der zwei roten Plastikbecher in seiner Hand und sofort stieg mir dieser ekelhafte Biergeruch in die Nase.

„Danke, aber ich trinke nicht", lehnte ich höflich ab und versuchte Quil den Becher zurückzugeben, doch der hob nur entschuldigend die Hände und wollte ihn nicht wieder nehmen.

„Ich kann's auch schlecht zurück in die Flasche schütten", grinste er und zuckte mit den Schultern.

Seufzend rollte ich mit den Augen. Damit hatte ich zumindest etwas in der Hand, auch wenn ich keinen Schluck davon trinken wollte.

Gedankenverloren richtete ich meinen Blick wieder zurück auf Paul. Durch die Flammen sah ich, wie er sich mit einem hübschen, brünetten Mädchen, mit dem ich ihn in der Schule bereits hin und wieder gesehen hatte, unterhielt. Lachend beugte er sich zu ihr und flüsterte ihr etwas zu, woraufhin sie sich kichernd an seiner Schulter festklammerte.
Himmel, was hätte ich dafür gegeben, an ihrer Stelle zu sein.

„Julie?", drang wieder Quils Stimme dumpf zu mir durch.
„Hm, was?"

Irritiert sah ich ihn an, als er sich gerade verlegen durch seine dunklen Locken strich.
„Wow, du bist echt verpeilt", lachte er und sah mich dann doch noch einmal prüfend an. „Du hast mir gar nicht zugehört, oder?"

Lahote || Twilight / WerwolfWhere stories live. Discover now