Kapitel 45 - Quileute Days (2)

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Kapitel 45 – Quileute Days (2)

– Paul –

La Push, Juli 2010

Ehe ich länger darüber nachdenken konnte, was ich tat, hatte ich auch schon nach Julie gegriffen und hielt sie an ihrem Handgelenk zurück.
Ich war jederzeit so darauf bedacht gewesen, ihr ihren Freiraum zu lassen und sie nicht zu bedrängen, doch hätte ich sie jetzt gehen lassen, hätte ich wohl keine ruhige Minute mehr gehabt - und sie genauso wenig.

„Julie!", hielt ich sie auf, ehe diese energisch ihre Hand aus meinem Griff losriss und mich wütend anfunkelte. „Was – Was hab' ich denn jetzt schon wieder getan? Hab' ich irgendwas falsch gemacht?"

Mir war egal, ob uns die Menschen um uns herum hören konnten oder wie verzweifelt ich klingen musste – denn das war ich auch.

„Erstmal hast du mich noch lange nicht einfach so anzufassen!", zischte sie mir entgegen und wich demonstrativ noch einen Schritt zurück.
Erst dann legte sie den Kopf in den Nacken und wich meinem fragenden Blick aus.
„Was hab ich denn getan, Julie?"

„Nichts. Also, naja – ich meine.."
„Es muss doch einen Grund haben, dass du schon wieder vor mir wegrennst, als hätte ich dir gerade einen Antrag gemacht."
„Hättest du das getan, säße ich längst wieder im Flugzeug nach London", raunte Julie verächtlich, als würde sie hoffen, dass ich vergessen würde, eine Antwort auf meine Frage zu verlangen.
Stattdessen aber sah ich sie weiterhin auffordernd an.

So sehr ich mich auch bemühte, konnte ich mir nicht vorstellen, womit ich Julie plötzlich so verschreckt haben könnte, obwohl sie in letzter Zeit wieder auf mich zugekommen war.
In den letzten Tagen stand ich so oft kurz davor sie anzurufen oder bei ihr aufzutauchen, hatte mich aber jedes Mal wieder daran erinnert, dass sie ihren Freiraum brauchte.
Aber dass ich sie mit so lächerlichen Fragen wie danach, ob es ihr denn gut ginge, versprengen würde, hatte ich nicht erwartet.

„Was ist denn mit dir?", wiederholte ich einmal mehr und erschreckte mich selbst vor dem leicht genervten Unterton, der mitschwang.
Dieses ständige Hin und Her machte mich noch verrückt.

„Wieso soll was mit mir sein? Nur, weil ich nicht mit dir reden will?", stellte Julie schnippisch die Gegenfrage.
Erstaunt sah ich sie an. „Ähm.. Ja?"

„Na, du sollst dir eben nicht irgendwelche falschen Hoffnungen machen", schleuderte mir Julie schließlich entgegen.
Das hatte gesessen.

„Aber –"
Doch noch ehe ich nachhaken konnte, fiel mir Julie schon aufgebracht ins Wort.
„Es kotzt mich einfach an!", brach es aufgebracht aus ihr heraus und ich ahnte, dass ich selbst besagtes „Es" war.

„Wozu sollen wir uns hier durch diesen Smalltalk schlagen? Es führt zu nichts. Du und ich, Paul, wir werden kein Paar mehr werden. Alles, was du im Moment tust, ist mich in meinem Leben aufzuhalten. Du bringst mich einfach nicht weiter und ich zerbreche mir ständig den Kopf über dich, obwohl ich doch weiß, dass ich gerade darüber nachdenken sollte, was ich in Zukunft mit meinem Leben anstellen will. Und Lou abzusägen kommt in diesem Zukunftsplan bestimmt nicht vor!"

„Wow, Julie", unterbrach ich sie, nachdem sie sich vollkommen in Rage geredet hatte.
Sie hatte mir mal wieder gesagt, dass sie und ich keine Zukunft haben würden, doch langsam konnte ich das nicht mehr glauben. Sie hatte noch Gefühle für mich, das wusste ich – und alles andere konnte man sicherlich überwinden.

„Was hat denn hier jetzt das eine mit dem anderen zu tun?", fragte ich verwirrt nach ihrer kleinen Wutrede.
„Ihr hasst Lou", antwortete Julie klipp und klar. Damit fiel langsam auch bei mir der Groschen.
„Und ich werde sie niemals aus meinem Leben streichen, schon gar nicht für dich."

Lahote || Twilight / WerwolfWhere stories live. Discover now