Kapitel 40 - Hochzeit (2)

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Kapitel 40 – Hochzeit (2)

– Paul –

La Push, Juni 2010

„Mach bloß keinen Ärger", gab mir Edward mit auf den Weg, als ich mich an ihm und Bella vorbeiwagte, um mich Julie zu nähern.
Der Gestank der Blutsauger hier war grausam, doch Julies Anwesenheit machte selbst das erträglich.
Mit Mühe überging ich also Cullens Kommentar und kam stattdessen vor der kurzen Terrasse, auf der Julie verharrt war, zum Stehen.

Vorsichtig stützte ich meine Arme auf die hölzerne Veranda und sah zu ihr auf.
Ihr Blick ließ mein Herz ohnehin stets höher schlagen, doch die Tatsache, dass er sich in letzter Zeit wieder verändert hatte, tat sein Übriges. Es lag kaum mehr Verachtung darin – Angst war allerdings immer noch allgegenwärtig.

„Ist alles in Ordnung bei dir?", fragte ich vorsichtig und legte meinen Kopf auf der Holzveranda ab, als ich Julie aufmerksam ansah.
Wir sahen uns in letzter Zeit ungewöhnlich oft, doch seitdem sie so überraschend auf meiner Türschwelle gestanden hatte, war wieder Hoffnung in mein Leben zurückgekehrt.
Ich hatte immer gewusst, dass wir zusammengehörten – und so langsam durfte ich auch wieder hoffen, dass Julie das erkennen würde.

„Tut mir leid, dass du das mitbekommen musstest."
„Schon gut", nickte Julie starr und vermied jeden längeren Blickkontakt. „Solltest du nicht auch Jacob hinterher?"
Seufzend winkte ich ab. „Ich glaube, der ist auch ohne mich nicht allein – obwohl er das bestimmt gerade lieber wäre."

„Er tut mir schrecklich leid."
Julies Augen zeigten, wie sehr sie wirklich mit Jake fühlte. Vermutlich war auch das mein Werk – bei unerwiderten Gefühlen wurden all diese alten Schmerzen getriggert.
„Mir auch", seufzte ich. „Aber er wird einen Weg finden, damit zu leben."
Kurz zögerte Julie, ehe sie mich skeptisch ansah.
„Was macht dich da so sicher?"
„Naja, Bella ist es nun mal nicht. Sie ist nicht die Eine für ihn. Er muss es nur akzeptieren."

Natürlich litt auch ich mit meinem Rudelmitglied und Freund, doch Jacob war nicht auf Bella geprägt worden. Ich wünschte ihm aus ganzem Herzen, dass er eines Tages seiner Seelenverwandten begegnen würde und sie ihn nicht weniger lieben würde als er sie.
Wenn das passieren und Jake die Macht der Prägung erleben würde, würde ihm schlagartig bewusst werden, wie lächerlich seine Liebe zu Bella war.

Auch in Julie schien ich mit meinen Worten eine Gedankenkette ausgelöst zu haben.
Immer wieder fand mich ihr verstohlener Blick, bis sie endlich das Schweigen zwischen uns brach.

„Es tut mir leid, Paul", sagte sie schließlich leise und wieder sah sie mich unsicher an.
Perplex stand ich da und hielt mich nur mit Mühe auf dem feuchten Waldboden, als ich wieder zu Julie aufsah.
Sie hatte absolut keinen Grund, sich je bei mir zu entschuldigen. Ich war derjenige, der nicht oft genug um Vergebung bitten konnte.

„Bitte, was?", schüttelte ich irritiert den Kopf.
Wieder zögerte Julie, ehe sie sich erklärte.
„Du musst durch die Hölle gehen – viel schlimmer als das, was Jake gerade durchmacht. Und das nur, weil ich die Vergangenheit nicht ruhen lassen kann."

Erschrocken starrte ich Julie an.
Seit unserem letzten Gespräch und vermutlich auch dank Jakes Auftritt hatte sich ihre Haltung anscheinend wieder geändert. Dass sie sich nun Selbstvorwürfe machte, war dennoch ein Schlag ins Gesicht.
Ich wollte nicht, dass sie sich schlecht fühlte – immerhin hatte sie nicht den geringsten Grund dazu.

„Julie!", entfuhr es mir glatt, als wollte ich sie ermahnen, nachdem ein solcher Unsinn ihren Mund verlassen hatte. „Mach dir darum keine Gedanken, bitte. Du hast keine Schuld an irgendetwas", versuchte ich ihr vermutlich etwas zu engagiert klarzumachen.
Ich klang wohl so schockiert, dass ich es gar schaffte, Julie ein schwaches Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Lahote || Twilight / WerwolfWhere stories live. Discover now