Kapitel 14 - Super-GAU

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Kapitel 14 – Super-GAU

– Paul –

La Push, Oktober 2009

Ich wusste nicht, was ich mir dabei gedacht hatte, als ich noch einmal zum Haus der Hansons gelaufen war, um auf Julies Rückkehr zu warten. Vermutlich hatte ich gar nicht nachgedacht, es hatte mich einfach magisch angezogen.
Julie war ohnehin viel zu lange in Forks geblieben, es machts mich einfach verrückt sie dort zu wissen.

Ein entsprechend großer Stein war mir auch vom Herzen gefallen, als ich ihren Wagen wieder in La Push vernommen hatte und ehe ich mich versehen hatte, hatte ich auch schon hier vor dem Haus gestanden.

Ich hatte mir keine Worte zurechtgelegt. Wie fing man schon ein solches Gespräch an, nachdem Julie schon zuvor so rasend geworden war und mich am liebsten erst gar nicht sehen wollte.
Natürlich, ich wusste, was ich ihr sagen wollte – dass sie die Welt für mich bedeutete und mich nichts mehr anzog als sie, genauso wie mir nichts mehr bedeutete, als ihr Glück und dass es ihr gut geht. Doch ihr das zu vermitteln ohne mir eine Ohrfeige einzufangen war schier unmöglich.

Wie erwartet war auch ihr Blick alles andere als wohlwollend und einladend, als sie mir in der Dämmerung gegenüberstand, nachdem sie mich schon wieder auf ihrem Grundstück entdeckt hatte.
„Was willst du hier?", zischte sie mir gereizt entgegen und wie von selbst machte ich sogar noch einen Schritt auf sie zu, als würde ich magisch von ihr angezogen werden.
Reflexartig wich sie zurück und sah mich fassungslos an. „Du hast hier nichts verloren, also sprich oder verpiss dich!"

Mir war bewusst, dass ihr Letzteres lieber gewesen wäre, doch für mich war das keine Option.
„Komm schon, können wir nicht normal miteinander reden?", hörte ich mich daraufhin sagen und um ein Haar hätte ich sogar nach ihrer Hand gegriffen, um sie daran zu hindern, abzuhauen.
Dass das allerdings kontraproduktiv wäre, war mir klar und ich hielt gerade noch an mich.
Meine Worte schienen Julie jedoch mindestens genauso zu verärgern und sie sah mich nach wie vor durch funkelnde Augen und mit angespanntem Kiefer an.

„Normal miteinander reden?", brachte sie durch geschlossene Zähne hervor und starrte mich verurteilend an. „Meinst du vielleicht so, wie du vorhin mit mir? Als du mir erzählen wolltest, ich dürfte nicht nach Forks?"
Julies Stimme klang schnippisch, beinahe hysterisch, während ich in ihrem Blick erkannte, wie sehr sie versuchte, die Fassung zu wahren.
Sie musste mich wirklich verachten, doch zumindest war ich noch in der Lage, Emotionen in ihr zu wecken. Negative Emotionen waren immer noch besser als gar keine, denn damit war mir klar, dass ich noch Wirkung und damit Macht und Einfluss auf sie hatte.

„Das vorhin ist blöd gelaufen", versuchte ich sie zu beruhigen und machte selbst mit meinen Händen eine beschwichtigende Geste.
Ich dachte nicht lange über das, was ich sagen wollte nach und vertraute von nun an bloß noch auf den Wolf in mir. Er würde schon wissen, wie er seiner Seelenverwandten am besten begegnen musste – zumindest hoffte ich das.
„Das kam falsch rüber. Ich wollte bloß mit dir sprechen und nicht, dass du mir wieder vor der Nase wegfährst."

Skeptisch legte Julie die Stirn in Falten und verschränkte die Arme ablehnend vor der Brust, doch zumindest war sie inzwischen stehen geblieben und schien gewillt, mir ein paar Sekunden zuzuhören.
„Was hättest du mir denn noch zu sagen, Lahote?"

Julie ahnte ja gar nicht, wie viel ich ihr zu sagen hatte.
„Naja", fing ich seufzend an. „Ich find's irgendwie ein bisschen lächerlich, wie das alles hier gerade läuft. Wir leben beide hier, wir werden und ja zwangsläufig sehen und ich muss gestehen, dass ich es wirklich schön fände, wenn wir zumindest normal miteinander umgehen könnten."
Ich versuchte so vernünftig und plausibel wie möglich zu klingen, als ich nun auch noch meinen unschuldigsten Blick aufsetzte.

Lahote || Twilight / WerwolfWhere stories live. Discover now