Kapitel 27 - Ein Schweigen sagt mehr als tausend Worte

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Kapitel 27 -  Ein Schweigen sagt mehr als tausend Worte

– Julie –

La Push, November 2009

Jacob hatte es tatsächlich geschafft, dass es sich beinahe anfühlte, als hätten all die letzten Wochen nicht stattgefunden – als hätte er sich nicht in diese Bestie verwandelt und meine Welt auf den Kopf gestellt.
Anstatt mich also wieder darin zu verlieren, wie absurd diese Situation überhaupt war und was in der Welt um mich herum überhaupt wirklich passierte, liefen wir gemeinsam durch La Push, lachten und redeten über die belanglosesten Dinge.
Hätte er nicht allen Ernstes bei den derzeitigen Temperaturen diese unsäglichen Shorts getragen, hätten wir vermutlich noch nicht einmal merkwürdig gewirkt.

Ohne uns über die Richtung unseres Spaziergangs abzustimmen, steuerten wir zunächst auf die Hauptstraße zu und liefen von dort in Richtung des Strandes. Zwar ahnte ich, dass sich dort Jakes restliches Rudel – unter anderem auch Paul – aufhalten würde, doch andererseits würde ebenda vermutlich auch Bella zu finden sein.
In erster Linie aber war ich bloß erleichtert darüber, dass wir uns mit jedem Schritt von Lous Wohnhaus und auch vom Hotel ihrer Mutter entfernten.

Das Letzte, das ich nun gebrauchen konnte, war dass mich meine beste Freundin gemeinsam mit Jake sichtete und wohl gar noch den Schluss zog, dass ich dabei war, sie aus meinem Leben zu streichen.
Ich war selbst noch verwundert darüber, dass ich im Moment wirklich so unbekümmert an seiner Seite war – eine Ausrede für Lou würde mir mit Sicherheit nicht einfallen.

„Schlagen wir gerade den Weg zum Strand ein?", murmelte ich schließlich doch misstrauisch und sah Jacob skeptisch an.
Sofort setzte der junge Indianer ein übertrieben breites Lächeln auf.
„Warum denn nicht?"
Ein tiefes Seufzen entwich mir.

Sowohl die Pro-, als auch die Contra-Seite für einen Besuch dort, stand nicht leer - wobei sich an meiner grundsätzlichen Ablehnung gegenüber der Truppe um Sam auch seit den jüngsten Ereignissen kaum etwas verändert hatte und die Contra-Seite sicherlich überwog.
Bevor ich allerdings reagieren konnte, bot sich uns bereits ein erster Blick auf den offenen Pazifik. Zwar lag noch ein ganzes Stück zwischen uns und dem Wasser, doch für Jake hatte sich meine Frage damit erledigt.

„Jetzt ist es eh schon zu spät", grinste er mich an und legte sogar noch einen Zahn zu.
Trotzig, aber zu müde für Diskussionen und auch mit einer mahnenden Stimme im Kopf, ließ ich mich darauf ein. Genau genommen hatte ich schließlich auch keinen Grund mehr, dieses Rudel zu verachten.
Ich konnte sie nicht für das, was sie waren oder für ihr vorangegangenes Verhalten hassen.

„Habt ihr eigentlich sehr viele Probleme mit Sam bekommen?", fragte ich dann vorsichtig, als ich erneut daran dachte, wie sich Paul und Jake vor meinen Augen verwandelt hatten. „Es gefällt ihm doch sicher nicht, dass dieses streng gehütete Geheimnis jetzt bei mir gelandet ist."
Beiläufig winkte Jake ab.
„Mach dir darum keine Sorgen. Bei dir ist das kein Problem", versicherte er mir zuversichtlich.

Erstaunt legte ich die Stirn in Falten.
„Ach, aber bei Bella schon?", stellte ich die Gegenfrage und schüttelte verständnislos den Kopf.
Durch große Augen sah er mich an. „Ähm –", setzte er perplex an, ohne zu wissen, wie er diesen Satz überhaupt beenden sollte.
Zu seinem Glück kam ich ihm aber ohnehin zuvor.
„Ich versteh' ja, dass man innerhalb des Stammes mehr Vertrauen hat, aber als würde irgendjemand von uns sowas ausplaudern!", machte ich meinem Ärger und meinem Unverständnis Luft. „Das glaubt dir sowieso keiner!"

Erleichtert nickte Jake eifrig.
„Jaja, er ist da etwas eigen", stimmte er mir schnell zu. „Aber wie immer meint er's natürlich nicht böse, er ist einfach nur vorsichtig."
„Mhm."
Gänzlich erfassen würde ich die Menschen in diesem Rudel ohnehin nicht mehr – ihren Anführer allen voran. Vielleicht sollte ich einfach aufhören, es versuchen zu wollen.

Lahote || Twilight / WerwolfWhere stories live. Discover now