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~Kostas POV~

Ich musste meine Schutzmauer von Tag zu Tag weiter ausbauen. Sie musste stabil bleiben. Es sollte mich niemand mehr verletzten. Ich werde es nie wieder zulassen. Es wird ein wenig dauern bis ich Marik komplett vergessen habe. Aber durch die Mauer um mich herum werde ich ihn schmerzlos vergessen. Einfach kalt bleiben. Bei jedem. So schwer ist das doch nicht.

~Miks POV~

Vergiss ihn einfach. Sagte die Stimme, die mir die ganze Zeit im Kopf rum schwirrte. Er ist nicht gut für dich. Was willst du mit so einem? Stimmt. Was wollte ich mit so einem? Er hat mich doch sowieso nur verarscht und ich hatte ihm vertraut. Du hast jemanden besseren verdient. Jemand der dir nicht weh tut. Du liebst ihn nicht mehr. Nie wieder. Liebte ich ihn wirklich nicht mehr? Nein. Oder? Nein. Tust du nicht. Nie. Nicht...? Doch! Doch ich liebte ihn! Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, dann liebe ich ihn immer noch. Und ich konnte ihn auch nicht einfach vergessen. Es tut immer noch weh, wenn ich an ihn denke. Nein tut es nicht. Er ist es nicht wert. Doch ist er. Ich will ihn bei mir haben. Wegen ihm liege ich Nächte lang wach. Ich kann nur an ihn denken. Ich träume von ihm. Einfach nur, weil ich ihn liebe und vermisse. Mein Blick fiel auf meinen Mülleimer indem das zerknüllte Blatt lag. Ich fiel immer tiefer in Traurigkeit und es bildeten sich Tränen in meinen Augen. Nein! Nicht weinen! Werde nicht schwach. Heule ihm nicht hinterher! Ich wollte es nicht. Ich wollte nicht weinen. Aber ich konnte es nicht aufhalten. Ich habe noch nie jemanden in so kurzer Zeit vermisst. Immer dachte ich, dass die Welt bunt wäre aber zum ersten mal sah ich, dass alles einfach nur grau ist. Wie in einem alten Film. Mit Kostas war alles so toll und bunt. Und jetzt, ohne ihn ist alles nur noch grau. Das stimmt nicht. Die Welt ist nicht grau. Sie ist bunt! Es sieht nur so aus, weil an diesem Idioten festhängst. Diese Stimme in meinem Kopf fängt langsam an zu nerven. Aber vielleicht hatte sie Recht? Ich kralle mich vielleicht wirklich zu sehr an ihm fest. Aber loslassen konnte ich auch nicht. Ich liebe ihn. Zu sehr. Viel zu sehr. Lass ihn los! Jetzt vergiss ihn endlich. Sonst wirst du niemals wieder glücklich! Ich kann ihn aber nicht so einfach vergessen. Was ist, wenn Kostas und Jana Recht hatten? Wenn Lucy wirklich dahinter steckt? Nein! Das kann nicht sein. Ich hab es doch selber gesehen, dass Kostas jedes Mädchen flachlegt. Als er an dem einen Abend mit diesem Mädchen nach Hause wollte. Das war doch nicht das erste mal, dass er so etwas tut. Aber warum habe ich ihn nie früher durchschaut? Er hatte die ganze Zeit eine Maske auf. Und ich hab es nicht erkannt. Aber wie auch? Seine Gefühle für mich fühlten sich so real an. Und auch die Angst, dass seine Eltern etwas von uns mitbekamen, sah so real aus. Seine Liebe, seine Angst, alles sah einfach so real aus. War ich wirklich so blind vor Liebe? Konnte Liebe wirklich blind machen?

"Es geht nicht.", sagte Kostas leise. "Was?", fragte ich wieder. "Das mit uns. Das geht nicht. Ich kann das nicht." Ich schaute ihn verwirrt an. "Warum? Was ist los?" "Meine Eltern. Wir können nicht in der Öffentlichkeit zusammen sein. Meine Eltern hassen Schwule. Es geht nicht. Tut mir leid." Ich sah wie sich Tränen in seinen Augen bildeten. Er gab mir noch einen Kuss auf die Lippen, nahm seine Tasche und verschwand dann aus der Wohnung, ohne noch einmal zurück zu gucken.

Das ergibt doch alles keinen Sinn. Erst küsste er mich, hat dann Angst, dass seine Eltern etwas davon mitbekommen, will dann wieder mit mir zusammen sein, vögelt dann irgendwelche Mädchen und sagt zu mir, dass ich widerlich bin und er nur mal wissen wollte wie es ist mit einem Jungen zusammen zu sein. Das gehört alles zu seinem Plan! Er will, dass du verwirrt bist! Damit du nicht mehr bei ihm ankommst! Er hat dich nie geliebt. Er ist nur ein guter Schauspieler! Das könnte natürlich sein. Er könnte auch einfach nur ein guter Schauspieler sein. Anders könnte ich es mir auch nicht erklären. Aber warum will er mich denn immer noch haben, obwohl er diese ganzen Nutten vögelt? Er ist nicht so nett wie du denkst. Er spielt nur mit dir! Er spielte nur mit mir? Aber wer ist Kostas dann wirklich? Ich nahm mein Handy und gab ihn wieder frei. Zum Glück hatte er mich noch nicht blockiert. Ich schrieb ihm eine Nachricht:

Wer bist du wirklich?

Aber wie konnte ich mich so in einem Menschen täuschen? Diese ganzen Gefühle und... Du solltest nicht mit Gefühlen daran gehen! Sondern mit Verstand! Denk doch nochmal nach! Er. Ist. Falsch! Es ist nicht einfach zu einem Menschen zu sagen, dass er falsch ist wenn man ihn noch liebt. So sehr ich mich anstrengte ihn nicht mehr zu lieben, glaubte ich, dass die Gefühle nur noch stärker werden.

~Kostas POV~

Einfach vergessen. Einfach vergessen. Vergessen. Vergessen. So stärke ich die Mauer. Kalt sein. Keine Gefühle gegenüber anderen Menschen denen ich nicht vertraue. Keine Gefühle. Ein Geräusch riss mich aus meinen Gedanken. Mein Handy. Mik. Ich sollte ihn umbenennen. Nicht mehr Mik. Nur noch Marik. So wie er es wollte. Als ich ihn umbenannt hatte, ging ich auf die Nachricht.

Wer bist du wirklich?

Wer ich wirklich bin? Warum dachte er, dass ich anders wäre? Ich habe ihn alles in mir gezeigt. Aber okay. Wenn er denkt, dass ich anders bin. Dann bin ich anders. Einfach kalt bleiben und keine Gefühle zeigen.

Kostas: Das geht dich nichts an. Vergiss es doch einfach.

Marik: Wie du willst. Wenn du Angst hast, dich richtig zu zeigen...

Kostas: Du wirst mich niemals richtig kennen lernen. 

Keine Antwort. Vielleicht war es besser so. Es tat immer noch weh so kalt zu ihm zu sein. Aber ich durfte jetzt nicht aufgeben. Sobald die Mauer stark genug ist, wird es nicht mehr weh tun und es wird mir egal sein. Ich brauchte nur ein wenig Geduld.

Der neue NachbarWhere stories live. Discover now