Kapitel 15

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"Immer noch gibt es keine Neuigkeiten über die verschwundene Lucy Hayls, die vergangene Woche nicht nach nachhause gekommen war. Langsam werden die Menschen ungeduldig, fordern mehr Einsatz von den Polizisten. Doch auch diese scheinen verzweifelt zu sein. Auch ist der unter Verdacht stehende Elijah Jackson unauffindbar. Falls Sie Information haben, melden Sie sich bitte unter dieser folgenden Nummer."

Wie auch schon die vielen Tage zuvor, blendeten sie die Nummer ein, welche aber auch nichts daran zu ändern schien, dass niemand außer ich, Elijah gesehen hatte. Und ich war mir sicher, wenn er nicht gewollt hätte, dass ich ihn sah, dann wäre es auch nie dazu gekommen.

Ich schlürfte an meinem mittlerweile schon kalten Kaffee, der einfach nur scheußlich schmeckte und verzog bei jedem Schluck das Gesicht. Doch trotzdem kam es mir lange nicht so schlimm vor, wie die Tage zuvor. Ich jedoch glaubte nicht, dass ich mich langsam oder jemals an den Geschmack gewöhnte.

Bei dem ganzen Trubel, hatte ich die Sache mit Lucy in eine hintere Ecke meiner Gedanken verfrachtet, auch wenn ich dann trotzdem jede Nacht, wenn ich im Bett lag, an sie denken musste. Die Sache mit Elijah hatte mich komplett aus der Bahn geworfen und mich vergessen lassen, was ich eigentlich vorhatte und das war, herauszufinden wer Lucy entführt hatte.

Lisa Hayls wurde mittlerweile entlassen, während die Ermittlungen noch in vollem Gange waren. Meine Mutter hatte sie zum Abendessen, in einer Stunde, zu uns eingeladen und dabei wusste ich nicht, wie ich ihr gegenübertreten sollte. Ich konnte ihr immerhin schlecht die Hand geben und sagen: "Schön, dass sie wieder aus dem Gefängnis entlassen sind, waren das Ihre Drogen oder etwa doch die ihres Mannes?"

Nein, das konnte ich definitiv nicht ansprechen. Am besten ich hielt meinen Mund und das, für den ganzen Abend.

Ich schaltete den Fernseher aus, in welchem im Moment nur die Medaillen ein paar Profisportler aufgelistet wurden.

Ich lief die Treppe zu meinem Zimmer hinauf und tauschte meine Jogginghose und mein oversized T-Shirt in eine schwarze Jeans und eine weinrote, langärmliche Bluse. Schnell räumte ich noch ein wenig das Sofa und den Esstisch auf, damit es nicht ganz katastrophal aussah, wenn meine Mom mit Lisa ankam.

Die Klingel wurde betätigt. Schnell übersprang ich ein paar der Treppenstufen und eilte zur Tür. Noch einmal strich ich meine Bluse glatt, die schon wieder verrutscht war und öffnete die Tür.

Meine Mom lächelte mich an, während sich Lisa ein Lächeln auf die Lippen zwang. Ich bat beide einzutreten und wollte Lisa die Jacke abnehmen, welches sie jedoch mit einem kaum hörbaren Danke ablehnte.

Der Geruch der Lasagne, die meine Mutter in den Ofen geschoben hatte, bevor sie sich mit Lisa auf einen Kaffee traf, füllte den Raum. Mein Magen knurrte. Meine Mom hatte bereits eine Flasche Wein geöffnet und das Essen auf den Tisch gestellt.

"Wie läuft die Schule, Avery?" Fragte mich Lisa, während sie einen Schluck des Weins nahm. "Im Moment ist nicht so viel los, das finde ich gut." Ich lächelte ihr sanft zu und nahm noch eine Gabel der Lasagne. Meine Mom und Lisa unterhielten sich hauptsächlich, während ich immer in meine Gedanken abschweifte.

Meine Mom klatschte in die Hände und holte mich somit aus meiner Tagträumerei. "Wer will Nachtisch?"

Ich liebte Nachtisch, aber ich war immer noch ziemlich satt von der Lasagne. Obwohl mein Magen rebellierte, entschied ich mich doch für ein Stück Torte. Als jeder ein Stück hatte, entstand eine unangenehme Stimmung, in der niemand auch nur ein Wort von sich gab.

"Ihr fragt euch bestimmt, ob es meine Drogen waren." Diese Art Aussage kam so plötzlich, dass ich mich beinahe an der Torte verschluckte.

Sie faltete ihre Hände zusammen und schaute meine Mom und mich erwartungsvoll an, als wären es wir gewesen, die gerade das ausgesprochen hatten, was uns tatsächlich beschäftigte.

Meine Mom ließ ihre Gabel auf den Teller sinken und schaute nun auch auf, doch immer noch sagte keiner etwas.

"Es waren nicht meine und ich weiß auch nicht, ob es die meines Mannes waren. Ich wusste nicht, dass sich Drogen in meinem Haus befanden und ich wusste auch nicht, wer davon gewusst haben könnte, um es der Polizei zu erzählen.

Ich wollte ihr glauben, doch das Ganze ergab keinen Sinn. Wer wusste von den Drogen, wenn sie es angeblich noch nicht einmal selbst gewusst hatte? So viele Fragen schwirrten in meinem Kopf und keine Einzige konnte ich beantworten.

"Wir glauben dir." Meine Mutter legte eine Hand auf Lisas Schulter und nickte ihr lächelnd zu. Sie blickte zu mir und auch ich nickte freundlich. Immerhin konnte ich nicht erzählen, dass ich Zweifel an ihrer Unschuld hatte. Ich meine, konnte ich es ihr verübeln nach dem was in ihrem Leben alles passiert war? Zuerst verschwand ihre Tochter und dann ließ sie auch noch ihr Mann im Stich. Ein guter Grund um nach einem Mittel zu greifen, das einen für einen Moment die Probleme vergessen ließ.

Doch keine Beweise, keine hundertprozentige Sicherheit und da ich immer noch nichts von Vorurteilen hielt, musste ich wohl selbst herausfinden, ob sie die Wahrheit sagte.

"Na gut, ich denke ich sollte langsam gehen. Ich muss morgen früh nochmal aufs Revier und wollte danach meinen Garten etwas verschönern um mich abzulenken."

Meine Chance.

" Kann ich dir vielleicht dabei helfen?" Meine Mutter nickte mir freudig zu. "Das ist doch eine großartige Idee, Lisa, oder?" Lisa nickte zustimmend.

"Ja, sicher, ich würde mich über Hilfe und etwas Gesellschaft freuen."

"Gut dann ist es abgemacht, morgen um zwölf bei mir?"

Ich nickte ihr zu und nahm noch einen Bissen meines Kuchens.

Tattooed Monster Where stories live. Discover now