Kapitel 35

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war der Platz im Bett neben mir leer. Ich konnte mich noch daran erinnern, auf seiner Schulter eingeschlafen zu sein, aber wie er gegangen war, hatte ich nicht mehr mitbekommen.

Zum Glück hatte ich mir einen Wecker gestellt. Als ich nach unten lief, traf ich sofort auf meine Mutter, die zusammen mit ihrem Laptop und ihrem Kaffee, am Esstisch saß und vertieft auf das elektronische Gerät starrte.

Ich lief zum Kühlschrank und holte mir die Packung Milch heraus, um ein Glas davon zu trinken.

"Oh. Guten Morgen Avery. Ich habe dich gar nicht bemerkt."

Meine Mutter klappte den Laptop zu und schenkte mir ihre volle Aufmerksamkeit.

"Wenn du von der Schule kommst bin ich nicht da."

Ich seufzte. "Die Arbeit?"

"Nein. Ich habe heute frei. Ich treffe mich mit Lisa."

Als ihr Name viel, war ich komplett wach. Natürlich wusste ich, dass sie sich immer noch trafen und meine Mutter keine Ahnung von ihrer wirklichen Persönlichkeit hatte, aber trotzdem bekam ich, wenn ich daran dachte, dass meine Mutter sich mit ihr traf, ein mulmiges Gefühl im Magen.

Ich musste dringend etwas unternehmen und das schon bald.

"Okay. Viel Spaß."

Ich drückte ihr einen Kuss auf die Wange und verließ das Haus um den Bus noch zu bekommen. Auf halbem Weg traf ich, wie fast jeden Morgen auf Harper, die heute ohne ihren Bruder unterwegs war.

"Hey." Ich erwiderte die Begrüßung und schloss sie in eine kurze Umarmung. Gemeinsam liefen wir in einem recht zügigem Tempo.

"Was ist jetzt eigentlich aus dem Kerl geworden, mit dem du dich mal getroffen hast?" Ich hatte nur auf diese Frage gewartet.

"Wir haben uns gestern erst gesehen."

"Echt?" Harper schien überrascht, aber ich konnte es verstehen, außer Noah und Henry, hatte ich nicht viel mit Jungs am Hut, jedenfalls nicht im Moment.

"Und, habt ihr euch geküsst?"

Ich nickte und ein hohes Quietschen verließ Harpers Mund.

"Wie oft?"

Ich wurde rot, ich war es nicht gewohnt über solche Dinge zu sprechen.

"Zwei Mal."

"Ich warte auf eure Hochzeit.", schwärmte sie. Ich schlug ihr auf die Schulter. Wir waren ja noch nicht einmal zusammen, dann konnte man wohl kaum von einer Hochzeit sprechen. Was meine nächste Frage an ihn wäre. Was waren wir eigentlich?

"Und wann stellst du ihn mir vor?"

Dieser Punkt stellte sich als ziemlich schwierig heraus.

"Mal sehen."

Damit war dieses Gespräch beendet.

Als wir aus dem Bus ausstiegen, erkannte ich Noah und Henry, die draußen an der Mauer lehnten. Gemeinsam liefen wir auf die beiden zu.

"Hey, Ave." Noah zog mich in eine Umarmung und Henry tat es ihm gleich. Gemeinsam liefen wir in das große Gebäude hinein und kämpften uns durch die Menschenmenge. Manchmal empfand ich dies schlimmer, als das Busfahren und das war schwer zu übertreffen.

Als die Schulglocke endlich läutete, sprangen die Schüler förmlich auf, während ich entspannt meine Bücher einpackte, denn mein Bus kam sowieso erst später. Auf dem Weg zum Spind fing ich Noah ab und gemeinsam liefen wir nach draußen. Er hatte schon ein Auto mit dem er fahren konnte und da er heute nur Henry mitnehmen musste, bat er mir an, mich mitzunehmen. Ich willigte, glücklich darüber, doch nicht mit dem überfüllten Bus zu fahren, ein. Harper hatte heute sowieso länger Schule als ich, also musste ich mir keine Sorgen darübermachen.

Also wir das Gebäude verließen, trafen wir auch schon auf Henry, der seinen Blick auf sein Handy gerichtet hatte. Harper kam auf uns zu.

"Ich habe jetzt Physik." Quengelte sie. Sie konnte Physik nicht ausstehen, das wusste ich und es war immerhin auch nicht eines meiner Lieblingsfächer.

"Hey Ave, wer ist denn der Typ dort vorne an dem Auto, der dich so komisch anstarrt?" Verwirrt von dem, wen sie denn meinte, blickte ich mich um. Tatsächlich stand dort eine Person mit einem schwarzen Kapuzenpulli, einer Baseballkappe und einer Sonnenbrille, vor einem Auto. Elijah. Ich erkannte ihn sofort. Ich wusste gar nicht, dass er ein Auto besaß.

"Oh mein Gott! Das ist dein Lover, oder?", rief Harper über den halben Hof und ich war mir sicher, dass es Elijah auch gehört haben musste, denn in der nächsten Sekunde hatte er ein amüsiertes, aber auch geheimnisvolles Grinsen auf den Lippen. Vollidiot.

"Nicht so laut Harper!", zischte ich ihr zu. "Dann kann ich ihn ja auch endlich mal kennenlernen.", kam es jetzt von Noah. Das durfte doch wohl nicht wahr sein.

"Ein anderes Mal vielleicht.", versuchte ich mich aus der Situation zu retten.

"Er sieht echt zum Anbeißen gut aus." Und das sagte sie, ohne sein Gesicht sehen zu können. Typisch Harper. Würde sie wissen wer er war, wäre sie die Erste, die die Flucht ergreifen würde.

"Trotzdem, danke, Noah für das Angebot." Ich fuhr jetzt anscheinend mit Elijah mit. Mit großen Schritten lief ich auf ihn zu. Als ich bei ihm ankam, war das Grinsen auf seinen Lippen immer noch nicht verschwunden.

"Was suchst du hier?" Ich hatte niemals damit gerechnet, dass er sich so in der Öffentlichkeit zeigen würde.

Ohne mir eine Antwort zu geben, drückte er plötzlich seinen Lippen auf meine und gab mir einen schnellen Kuss.

"Ich wollte dich abholen." Immer noch überrascht von dem plötzlichen Kuss, blickte ich zu Harper, die mir nur einen Daumen nach oben zeigte. Erst jetzt realisierte ich, dass gerade alle meine Freunde gesehen hatten, wie ich Elijah geküsst hatte. Sofort schoss mir die Röte in das Gesicht.

Ich stieg schnell in den Wagen ein und Elijah setzte sich auf die Fahrerseite neben mich. Er startete das Auto und fuhr über den Platz, auf die Straße. Er fuhr etwas zu schnell für meinen Geschmack, weshalb ich mich zügig anschnallte.

"Keine Sorge, ich bin ein guter Fahrer."

"Das hat nichts zu bedeuten." Antwortete ich, woraufhin er nur lachte.

"Da ist sie wieder, die schlagfertige Avery."

Er legte seine Hand auf meinen Oberschenkel, was ziemlich ungewohnt für mich war.

"Ist das okay für dich?" Er nahm seine Hand kurz weg. War es okay für mich? Verdammt war ich verklemmt. "Ja, das ist okay." Ich schenkte ihm ein warmes Lächeln, was er erwiderte und seine Hand wieder auf meinem Oberschenkel platzierte.

"Ich habe heute noch viel zu tun, deswegen muss ich dich leider nach Hause fahren." Etwas enttäuscht, dass er gleich wieder wegmusste, nickte ich. Aber ich hatte ihn ja jetzt gesehen. Wir waren noch nicht einmal zusammen und ich war jetzt schon abhängig von seiner Anwesenheit.

Die Fahrt unterhielten wir uns nicht besonders viel und als er in meine Einfahrt bog, kam eine wütende Lisa auf uns zu. Das war gar nicht gut. Sollte sie nicht mit meiner Mutter unterwegs sein?

Tattooed Monster Där berättelser lever. Upptäck nu