Kapitel 45

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Mein Blick galt der Wand und das schon seit Stunden. Meine Mom war tot und ich konnte nichts daran ändern. Immer wieder ließ ich das Geschehen Revue passieren.
Die Sanitäter hatten Lisa an diesem Tag abgeführt, nachdem sie wieder zu sich gekommen war.
Sie wusste nichts mehr von dem, was sie in ihrem Rausch getan hatte, aber ich würde es niemals mehr vergessen können.

Als sie meine Mom auf dem Boden erblickt hatte, wurde sie blass und auch sie vergoss Tränen. Es machte mich wütend, denn sie hatte kein Recht dazu. Sie hatte mir meine Mom genommen. Sie hatte mir alles genommen.
Sie hatte sich nicht gegen die Handschellen gewehrt, die ihr angelegt wurden. Sie verdeckten meine Mutter, da sie dachten, es würde so leichter für mich sein, aber so war es nicht. Es blieb schlimm. Elijah war, als die Polizei anfing das Haus zu durchsuchen, durch die Hintertür verschwunden und hatte sich hinterm Haus versteckt. Er war erst wieder herausgekommen , als die Polizei fort war.

Lisas Gerichtstermin war morgen und ich war mir lange Zeit nicht sicher gewesen, ob ich bereit dazu war, auszusagen. Aber es war meine Pflicht. Ich wollte Gerechtigkeit für meinen Mom. Im diesem Moment, war nichts anderes mehr wichtig für mich. Allerdings gab es Hoffnung für mich. Wenn Lisa sich noch vor dem Termin daran erinnerte und alles zugeben würde, müsste ich nicht mehr aussagen.

Ich trauerte schon fünf Tage um meine Mom, doch die Schmerzen verschwanden kein bisschen. Besonders nach der Beerdigung, welche gestern stattgefunden hatte, waren die Wunden noch einmal aufgrissen worden und sie fingen nicht an zu heilen.

Ich war die Tage über bei Elijah untergekommen. Seine Versuche mich aufzumuntern scheiterten, doch ich schätzte seine Mühe. Er brachte mir das Essen vorbei, auch wenn er es nach einer Stunde wieder unangerührt zurück bringen musste. So oft hatte er mich gebeten zu essen, doch es war einfach für nichts anderes Platz in mir, als für diese schreckliche Leere, die ich jeden Tag verspürte.

Irgendwann würde es leichter werden. Ich glaubte fest daran, dennoch machte der Gedanke mir auch Angst.

"Hey, Prinzessin." Elijah stand in der Tür. Er hatte wieder einen Teller in der Hand und bewegte sich mit großen Schritten auf sein Bett zu, welches ich für mich beansprucht hatte.
"Lola hat extra einen Kuchen für dich gebacken." Ich schätzte auch Lolas Mühe. Seitdem sie davon erfahren hatte, bekochte sie mich mit den besten Dinge, jedoch landeten sie leider nicht in meinem Magen.

Er setzte sich zu mir und stellte den Teller vor mir ab. "Wie geht es dir?"
Seine besorgten Augen musterten mich.
"Es geht schon." Ich zwang mir ein kleines Lächeln auf die Lippen. Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn und strich mir meine Haare hinters Ohr. Ich musste furchtbar aussehen. Die Tage hatte ich kaum geschlafen und Alpträume plagten mich jede Nacht. Gut das Elijah jede Nacht zur Stelle war und mich in den Arm nahm. Ohne ihn könnte ich es nicht überstehen.

Noah und Harper hatten es auch erfahren. Jedoch nicht von mir, sondern über die Nachrichten. Ich hatte kurz mit beiden telefoniert, ihnen aber klar gemacht, dass ich Zeit für mich brauchte, um all das mit meinen Gefühlen zu regeln.

"Darf ich hier bleiben?" Elijahs Bitte wiederholte sich von Tag zu Tag. Die letzten Tage, hatte ich ihn gebeten das Zimmer zu verlassen und danach den Schmerz in seinen Augen gesehen. Ich wusste, dass es ihm schlecht ging, weil er nicht wusste, wie er mir helfen sollte. Aber alles was ich gebraucht hatte war etwas Ruhe. Doch in diesem Moment wollte ich nichts anderes als in den Arm genommen zu werden.

"Ja." Sichtlich überrascht von meiner Antwort, sagte er gar nichts, sondern beobachtete mich stillschweigend, während ich ein Stück von dem Kuchen abbiss. Es schmeckte fantastisch. Lola hatte wahres Talent.

"Schmeckst?" Elijah beobachtete mich grinsend wie ich noch einen Bissen nahm.
"Willst du ein Stück ab?" Ich streckte ihm das Stück einladend entgegen, er jedoch schüttelte den Kopf.
"Nein, das ist schön du. Ich bin froh wenn du etwas isst und außerdem hatte ich schon eins, ich muss doch auf meine Figur achten."

Er zwinkerte mir zu und entlockte mir damit ein kleines Lachen. Es war das erste Mal dass ich wirklich lachte, nachdem es passiert war.
"Du musst nicht auf deine Figur achten , glaub mir."
Er klopfte sich auf die Brust. "Ich weiß. Ich wollte nur das du lachst." Gab er lächelnd zu. Es war schön zu wissen, dass sich jemand um mich kümmerte. In den letzten Tagen hatte ich oft erfahren, dass auf Elijah verlass war, egal wie schwierig die Situation war.

Die nächste Stunde lagen wir nebeneinander im Bett und starrten gemeinsam die Decke an.
"Avery. Ich habe vergessen dir zu erzählen, dass du nicht aussagen musst. Wir haben heute einen Anruf bekommen. Lisa kann sich wieder an das volle Geschehen errinern und hat gestanden. Sie kommt ins Gefängnis und das für eine lange Zeit." Er strich mir durch die Haare.

Tränen stiegen mir in die Augen, einerseits froh, dass ich nicht über diesen Tag berichten musste, aber auch wieder traurig über den Verlust meiner Mom.
"Ich hätte nicht zu meinem Vater gehen dürfen, vielleicht hätte ich Lisa aufhalten können."
Zum ersten Mal sprach ich aus, was mich die ganze Zeit quälte. Er nahm mein Gesicht in die Hände und wischte die Träne fort, die meine Wange hinunter lief.
"Es ist nicht deine Schuld. Am Ende wärst du auch noch verletzt worden."
Aber vielleicht meine Mom dadurch nicht. Stillschweigend flossen mir die Tränen die Wangen hinunter und wie in den letzten Tagen so oft schon, nahm mich Elijah einfach in den Arm und blieb still.

Es würde noch lange Zeit dauern, bis ich darüber hinwegkam, da war ich mir sicher. Aber ich wusste auch, dass ich in dieser Zeit nicht alleine sein würde.

|Heute Abend startet mein neues Buch 'The Cure'. Ich würde mich freuen, wenn ihr dort auch vorbeischaut. 💕|

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