Kapitel 26

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Als ich meine Augen öffnete und auf meinen Wecker schaute, war es schon nach acht Uhr. Schnell sprang ich auf und bemerkte erst jetzt, dass ich noch meine Kleidung von gestern trug. Nachdem ich nach Hause gekommen war, hatte ich mich einfach so ins Bett gelegt, ohne mich umzuziehen.

Als wir gestern vor meiner Haustür angekommen waren, war ich unschlüssig gewesen, was wohl die beste Verabschiedung wäre. Zum Glück hatte mir Elijah diese Entscheidung abgenommen und mich einfach umarmt. Danach war er in der Dunkelheit verschwunden und dass, ohne ein nächstes Treffen auszumachen. Aber immerhin wusste ich, wo ich ihn finden konnte, wenn etwas sein sollte.

Ich hatte Glück gehabt, dass meine Mutter nach der Arbeit, noch mit Kollegen essen gegangen war und somit nicht mitbekommen hatte, dass ich ausgegangen war. Dies hätte nur Fragen aufgewirbelt, die ich nicht beantworten hätte können.

Hastig schlüpfte ich in eine Jeans und einen dünnen Pullover, eilte die Treppe hinunter, griff nach meiner Tasche und meinen Schuhen und verließ das Haus, um bloß nicht zu spät zur Schule zukommen.

Ich rannte den Gang entlang und eilte zu meinem Klassenzimmer, zu meinem Glück war meine Lehrerin noch nicht eingetroffen. Ich hastete zu meinem Platz neben Harper.

"Na, war das Date gestern so gut, dass du schon fast zu spät zur Schule kommst?"

Ihr Blick sah aus, als dachte sie an etwas ganz Falsches.

"Nicht so laut!", zischte ich ihr zu. Immerhin sollte nicht die ganze Klasse davon erfahren und schon gar nicht Noah oder Henry.

"Ich bin gestern spät nach Hause gekommen und habe mich dann einfach ins Bett gelegt und vergessen mir einen Wecker zu stellen."

"Und wie war es, habt ihr euch geküsst?"

Sie wackelte mir ihrer Augenbraue und ich schaute sie entsetzt an.

"Nein. Natürlich nicht!"

Ich war nicht eine von den Mädchen, die gleich nach dem ersten Date jemanden küssten, und dabei war es noch nicht einmal ein richtiges gewesen, jedenfalls dachte ich das.

"Oh, du bist langweilig." Sie verzog ihr Gesicht zu einer Schnute, denn ich wusste genau, sie hatte eine heiße Story von mir erwartet, aber diese würde sie wohl nicht bekommen.

"Wer ist langweilig?"

Noah kam in das Klassenzimmer hineingeschlendert und biss in seinen Apfel hinein, denn er in der Hand hielt.

"Avery. Sie hatte gestern ein Date und hat ihn nicht geküsst."

Ich schlug ihr gegen die Schulter. Ich konnte nicht fassen, dass sie es ihm einfach so erzählt hatte.

"Was? Und du hast mir nichts davon erzählt."

Noah sah verletzt aus und augenblicklich tat es mir leid, es ihm nicht erzählt zu haben, immerhin war er mein bester Freund.

"Tut mir leid. Aber es war gar kein Date, es war nur ein Treffen unter Freunden."

"Du wirst mich aber nicht ersetzen oder?"

Er wischte sich unsichtbare Tränen von der Wange.

"Nein, natürlich nicht." Ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange, woraufhin er zufrieden nickte und sich zwei Plätze hinter mich und Harper setzte. Ich war froh, dass er so gut darauf reagierte.

Die Stunde verlief langweilig. Französische Grammatik und das zwei Stunden lang, hatten mich ausgelaugt. Mit einer eher schleppenden Stimmung lief ich zu meinem nächsten Raum, um nun auch bald Geschichte hinter mich zubringen.

Nach der Schule lief ich mit Harper nach Hause und unser Weg trennte sich kurz vor der Graffitiwand. Ich ließ meine Kopfhörer in den Ohren und machte meinen Lieblingssong an. Ich lief ohne mich umzuschauen, bis mich eine Hand an der Schulter packte und ich mich erschrocken umdrehte.

Es war Cole. Der Cole der mir eine Waffe an den Kopf gehalten hatte. Kurz kroch die Panik in mir hoch, denn Elijah war nirgendwo zu sehen und das bedeutete, dass ich auf mich alleine gestellt war.

"Na, du bist also die Neue vom Jackson?"

"Geschmack hat er ja, vielleicht ein bisschen jung." Seine Sprüche machten die Situation nicht gerade besser und ich fühlte mich mehr als unwohl mit ihm alleine.

"Verschwinde. Ich bin niemands Neue und muss jetzt nach Hause."

Vielleicht sollte ich lernen mich etwas zurückzuhalten, denn ich nächsten Moment lief sein Gesicht vor Wut rot an und ich glaubte, dass er bald platzen und mir doch noch die Kugel in den Kopf jagen würde.

"Du vertraust ihm also." Ein spöttisches Grinsen legte sich auf seine Lippen, doch ich wollte mich davon nicht einschüchtern lassen, denn ich sollte Elijah vertrauen und er würde sowieso Dinge sagen, nur um ihn vor mir schlecht aussehen zu lassen.

"Ja."

Ich wandte mich von ihn ab und lief weiter.

"Sei nicht so naiv. Er hat mehr mit der ganzen Sache zu tun, als du vielleicht denkst", rief er mir nach.

Und auch wenn ich es nicht wollte, gingen mir diese Worte nicht mehr aus dem Kopf.

Tattooed Monster Where stories live. Discover now