Kapitel 16

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Am nächsten Vormittag stand ich wie abgemacht in der Vorfahrt und wartete darauf das Lisa nach Hause kam. Ihr Auto bog um die Kurve und parkte neben mir in der Einfahrt. Etwas zu glücklich dafür, dass sie gerade vom Revier kam, stieg sie aus und lief auf mich zu.

"Entschuldige mich für die Verspätung, hatte doch etwas länger gedauert als geplant."

Ob sie wirklich im Revier gewesen war, konnte ich nicht wissen. Aber etwas komisch kam mir das Ganze schon vor. Dies war aber auch der Grund gewesen, warum ich mich gestern freiwillig zum Blumenpflanzen gemeldet hatte, denn eigentlich verbrachte ich meinen Tag lieber anders.

Sie hielt mir die Tür auf und wir beide traten in das Haus ein. Immer noch fühlte es sich komisch an, aber Lisa hatte sich große Mühe gegeben, es etwas freundlicher aussehen zu lassen. Die gelben Vorhänge, die das letzte Mal, als ich ins Haus getreten war, um ihr die Kekse zu bringen, noch nicht da waren, ließen das Wohnzimmer viel heller und freundlicher erscheinen. Auf dem Tisch standen Blumen und das Haus war aufgeräumt.

"Es sieht sehr schön aus."

"Danke, ich konnte ein bisschen Ablenkung gebrauchen, also warum nicht aufräumen."

Das ergab definitiv Sinn.

"Danke, dass du heute extra gekommen bist um mir zu helfen." Ihre Stimme ertönte aus dem Arbeitszimmer ihres Mannes.

"Kein Problem, ich konnte auch mal wieder etwas frische Luft und Arbeit vertragen."

"Da geht es uns beiden ziemlich gleich."

Sie kam wieder aus dem Zimmer heraus und drückte mir eine Gartenschere in die Hand und nahm auch noch gleich einen Sack Blumenerde mit. Wir beide liefen nach draußen in den Garten, und sie hatte nicht gelogen, der Garten konnte mal wieder etwas Frische gebrauchen.

Als allererstes bot ich an den Rasen zu mähen und machte mich anschließend gemeinsam mit ihr daran, Blumen zu pflanzen. Wir beide setzten uns vor das Beet und fingen mit der Arbeit an, die sicherlich etwas länger dauern würde.

"Wie war es eigentlich auf dem Revier?" Ich hoffte, dass diese Frage nicht zu persönlich war, um sie zu beantworten.

"Das habe ich ganz vergessen dir zu erzählen."

Okay, jetzt war ich neugierig.

"Eines der verschwundenen Kinder, ist nach sechs Jahren wiederaufgetaucht, sie werden ihn noch heute oder morgen befragen."

Das war eine fantastische Nachricht, wenn das Kind, welches jetzt vielleicht schon Erwachsen war, entkam und berichten konnte wer ihn entführt hatte, standen die Chancen nicht schlecht, auch Lucy zu finden.

Hoffnung keimte sich in mir auf und im nächsten Moment musste ich an Elijah denken. Wenn er der Entführer war, würde es kaum noch lange unentdeckt bleiben. Doch aus irgendeinem Grund, wollte ich nicht das er es war. Denn ich fand ihn eigentlich ganz okay, auch wenn er nicht der freundlichste junge Mann war, der mir in meinen jungen Jahren begegnet war.

"Das ist eine großartige Nachricht!"

"Ja, unglaublich oder?"

Sie strahlte über das ganze Gesicht und für einen kurzen Moment glaubte ich wirklich, dass alles wieder gut werden könnte. Doch eine Frage brannte mir noch auf der Zunge.

"Wissen Sie wie das Kind heißt, das auftaucht ist?"

"Ja, sein Name ist Jack Riders. Er ist mittlerweile schon achtzehn Jahre alt. Doch weißt du was extrem seltsam ist?"

Ich wartete gespannt drauf, was sie jetzt sagen würde.

"Er soll anscheinend von einem seiner alten Freunde aus seiner Kindheit, in einem College, indem er seit einer Woche ein Jurastudium angefangen hat, entdeckt worden sein."

Der Junge, der wiederaufgetaucht war, studierte Jura an einem College und hatte sich noch nicht einmal selbst bei der Polizei gemeldet, als er entkommen war? Das alles ergab noch weniger Sinn, als die vielen Dinge davor.

"Ich weiß auch nicht, aber das ist schon sehr seltsam." Da konnte ich ihr nur zustimmen.

Desto mehr war ich gespannt darauf, was er der Polizei erzählen würde.

"Kann ich kurz auf die Toilette?" Fragte ich Lisa. "Sicher, du weißt ja noch wo sie ist. Oder?"

"Ja."

Schnell lief ich hinein. Beinahe hatte ich vergessen, warum ich eigentlich hergekommen war.

Tattooed Monster Where stories live. Discover now