Kapitel 46

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Mit zitternden Händen knöpfte ich meine Bluse zu. Es dauerte Stunden und das andauernd klingelnde Handy, machte es nicht gerade besser. 
Es war mein Vater. Ich wollte nicht mit ihm sprechen und ihn schon gar nicht sehen.
Er war noch nicht einmal auf die Beerdigung gekommen, um mich zu unterstützen.
Ich hatte kein einziges Mal abgenommen, auch wenn er schon zwanzig Mal angerufen hatte.

Ich wusste, was er wollte und es machte mir Angst. Ich war noch nicht volljährig und ich war mir sicher, dass ich mit seinem Vorhaben nicht einverstanden war. Er wollte das Sorgerecht für mich und ohnehin schon, dass ich zu ihm zog.
Da meine Mutter tot war, gab es nur noch ihn. Und um alleine wohnen zu dürfen, brauchte ich sein Einverständnis, welche ich niemals bekommen würde.

Arme schlangen sich von hinten um meine Hüfte und zogen mich gegen eine Brust. Elijah verteilte Küsse an meinem Hals, welche sich wie kleine Stromschläge auf meiner Haut anfühlten und lächelte mir im Spiegel zu.
Seit gestern fühlte ich mich um einiges besser und hatte es endlich geschafft, das Bett zu verlassen.

"Das Frühstück ist fertig und Lucy wartet schon auf dich." Er ließ von mir ab und zog mich an der Hand, mit sich und die Treppe hinunter.
Brian kam uns entgegen, welcher die Treppe hinaufging, um etwas zu schlafen. Die Kinder hatten ihn gestern ganz schön lange wachgehalten und Elijah hatte ihm heute freigegeben, da er selbst eigentlich an der Reihe mit den Kinder gewesen war, aber die Nacht bei mir verbracht hatte, um mich nicht alleine zu lassen.

Um mir einen gewissen Freiraum zu lassen, hatten die Jungs sogar ihre Matratzen runter in die erste Etage getragen, um dort die Nächte über zu schlafen, während ich bei ihnen wohnte. Dafür war ich mehr als dankbar, denn diese Zeit hatte ich wirklich gebraucht. Auch wenn ich es am Anfang nicht wirklich zugeben wollte.

Seit heute Morgen allerdings, schliefen sie alle wieder unter normalen Umständen in ihren Betten. Ich wollte keine Last mehr sein, war mir aber sicher, noch ein paar Tage zu bleiben, bis ich wusste, was ich tun sollte.
Ich konnte mich an meine Tante Kate erinnern, bei der ich vielleicht unterkommen könnte. Jedoch war ich mir nicht sicher, ob mein Vater mir nicht zuvorkommen würde.

Alle Kinder saßen schon am Tisch und sprachen aufgeregt durcheinander, von den Dingen, die sie die Nacht über geträumt hatten. Besonders gerührt war ich davon, dass auch Olivia sich mit allen gut verstand und endlich offener gegenüber ihrem neuen Zuhause wurde. Elijah hatte mir erzählt, dass sie einen schweren Anfang gehabt hatte, aber es sich von Tag zu Tag verbesserte.

Ich setzte mich neben Lucy, welche enthusiastisch auf den Stuhl neben sich klopfte, um mir zu vermitteln, dass ich mich setzen sollte. Sie war die Einzige die erfahren hatte, was mit meiner Mutter passiert war und einen Moment lang, hatten wir gemeinsam geweint.

Ich schmierte mir ein Brötchen mit Butter und legte eine Scheibe Käse darauf. Mehr als diese Scheibe würde ich sicherlich nicht runterbekommen.
Mein Plan war, auch wenn es mich viel Überwindung kostete, nachhause zu gehen und ein paar Sachen zuholen. Im Moment lebte ich sehr minimalistisch und die meiste Zeit über, lief ich in Elijahs Klamotten durch das Haus, welche mir natürlich viel zu groß waren.

Außerdem hatte ich dort noch einige Sachen, die mir zu wichtig waren, als sie dort zu lassen. Elijah hatte darauf bestanden, mich zu begleiten und da ich kein Auto wie er hatte, beschwerte ich mich nicht, sondern nahm seine Hilfe gerne an.

Während der Autofahrt herrschte die gewohnte Stille und als wir vor meinem Zuhause hielten, hielt ich für einen kurzen Moment die Luft an. Es gab keinen Weg daran vorbei. Wir stiegen aus und ich stoppte kurz, bevor ich das Grundstück betrat.

Ich schloss die Tür auf und drückte den Türknauf mit gemischten Gefühlen herunter. Das Gefühl das ich verspürte, als ich das Haus betrat, erinnerte mich an den Tag, an dem ich Lisa zum ersten Mal nach der Entführung von Lucy besucht hatte. Die Räume waren dunkel und das Haus sah aus, als hätte es nie Besitzer gehabt.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und fror dabei etwas. Die Heizungen waren abgestellt worden. Elijah strich mir über die Schulter.
"Also, wo sollen wir anfangen?"
Ich zeigte mit meinem Finger auf die Treppe und gemeinsam liefen wir diese hoch. Alles stand noch an der Stelle, wie ich mein Zimmer am Morgen, bevor ich zu meinem Vater gefahren war, verlassen hatte.

Ich zog eine große Tasche aus dem Schrank und stopfte meine Klamotten grob hinein.
Mein Laptop und alle Fotos gemeinsam mit meiner Mutter, sammelte ich ein. Eines war ein ganz besonderes. Ich verweilte in meiner Position und starrte wie gebannt darauf. Es war kurz nach dem Umzug entstanden. Gemeinsam standen wir vor dem Haus und lachten in die Kamera. Es war unser Neuanfang gewesen und ein Tag, den ich niemals vergessen würde.

"Du siehst hübsch auf dem Bild aus." Elijah blickte über meine Schulter.
"Deine Mutter auch. Ihr seht euch sehr ähnlich."
Ich drehte mich zu ihm um und blickte ihn mit Tränen in den Augen an. "Danke."
Ich nahm ihn in den Arm.
"Ich habe heute Abend eine Überraschung für dich und ich erwarte das du auch kommst." Flüsterte er mir ins Ohr.

Ich lächelte ihn an. "Vielleicht. Kommt darauf an, wo es den stattfindet."
Er zwinkerte mir zu. "Du weißt wo."

Klappernde Schlüssel ließen Elijah und mich auseinandergehen und als ich von der Treppe aus sah, wer das Haus betreten hatte, zog ich Elijah panisch in mein Zimmer zurück.

Tattooed Monster Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu