Kapitel 40

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Alles war still, niemand sagte etwas. Aus einer Ecke konnte ich leises Weinen hören und Elijahs beruhigende Stimme, welche auf die weinende Person einsprach. 
Aufeinmal ging ein kleines Licht an. Es kam von Brians Handy, der kurz durch den komplett dunklen Raum leuchtete.

Ich konnte erkennen, dass Olivia diejenige war, die weinte. Sie hatte sich fest an Elijah geklammert, der ihr beruhigend über den Rücken strich. Sie hatte Angst und ich konnte sie verstehen. Ich konnte ein Licht von draußen erkennen und im nächsten Moment war auch das Licht des Handys verschwunden.

Ich war verwundert darüber, dass alle anderen Kinder ziemlich ruhig auf die Situation reagierten, während ich panische Angst verspürte. Aber ihnen wurde bestimmt beigebracht, wie man sich in solch einer Situation verhalten musste, was aber meine Angst bestimmt nicht verringert hätte.

Alle saßen auf dem Boden und lehnten sich an die Wand, während ich auf dem Boden herumkrabbelte wie ein Kleinkind.
"Elijah." Meine Stimme war nur ein Flüstern und kaum zu hören. Als ich glaubte, an der Ecke angekommen zu sein, in welcher Elijah und Olivia saßen, tastete ich langsam um mich, bis mich plötzlich eine warme Hand an der Hüfte, näher an die Wand zog.

"Ich bin es nur, keine Sorge." Mein Herz beruhigte sich langsam wieder und ich nahm neben Elijah Platz, der seine Hand wieder von mir und so auch die Wärme mit sich nahm.

Nur wenige Meter neben mir, stand jemand auf und lief auf das Fenster zu. Durch den winzigen Lichtstrahl, der durch das Fenster leuchtete, konnte ich erkennen, dass es Brian war, der nun vor dem Fenster stand.

"Es ist nur ein Polizeiwagen." Versuchte er vor allem den Kindern Mut zu machen, aber wir alle wussten, wie gefährlich es werden könnte.
"Okay, hier ist der Plan, wir verschwinden durch die Hintertür, diese liegt aber im untersten Geschoss."

Die erste Etage war viel zu riskant, aber Elijah stimmte Brian mit einem leisen "Ja" zu.
Wir wollten uns alle erheben, als ich hörte, dass jemand dabei war, die Treppe hochzulaufen. Die Panik in mir kam zurück und das um einiges stärker.

Auch die anderen schienen die Geräusche gehört zu haben. "Alle wieder hinsetzen", gab Elijah den Befehl und in der nächsten Sekunde saßen wir alle wieder auf dem kalten Boden.
Der Türknauf wurde bewegt und jeder im Raum hielt die Luft an. Der Schock saß tief. Im nächsten Moment betrat jemand den Raum. Immernoch, traute ich mich nicht zu atmen.

Plötzlich wurde der Lichtschalter betätigt und das Licht im Raum ging an. Ich kniff meine Augen fest zu, denn ich wollte nicht sehen, wie wir erwischt wurden.
Doch als ich Elijah im nächsten Moment erleichtert schnauben hörte, öffnete ich jedes meiner zwei Augen nach dem anderen.

Dort im Raum stand Jack. Jack Riders. Auch ich atmete erleichtert aus. Elijah und auch alle Anderen, erhoben sich und putzten sich den Staub von den Hosen.
Auch ich wischte eine gute Schicht davon, von meiner Jeans.
Es war unfassbar, wir hatten verdammtes Glück gehabt. Doch warum genau stand dort ein Polizeiwagen?

Jack schien unsere fragende Blicke zu verstehen. "Tut mir leid, dass ich euch so erschreckt habe. Aber die Polizei hat darauf bestanden, mit mir jedes leere Gebäude abzufahren, in der Hoffnung, dass ich etwas wiedererkennen würde."

Er lachte auf. "Ich konnte sie gerade noch davon abhalten, drinnen nach zu sehen. Wir haben echt Glück gehabt."

Doch keinem von uns war zum Lachen zu Mute. Der Schreck saß noch immer tief in meinen Gliedern und den Kindern schien es nicht anders zu ergehen, auch wenn Olivia schon lange nicht mehr weinte. Elijah jedoch, hatte sich schnell wieder gefasst und schlug mit Jack ein. Ob er solchen Situationen schon oft entgangen war, sodass er so schnell auf 'nichts passiert' schalten konnte? Ich konnte es mir vorstellen.

"Bin ich zu spät zum Essen?" Als sein Blick zu mir huschte, zog er fragend eine Augenbraue in die Höhe.
"Du hast sie mit einbezogen?", richtete er die Frage an Elijah.
"Ja. Das ist Avery, aber das weißt du ja schon." Ich winkte ihm schüchtern zu und kam mir im nächsten Moment ziemlich blöd vor.

"Tut mir leid, dass ich dich damals so dumm angemacht habe. Ich war einfach-" Ich suchte nach den richtigen Worten.
"Verwirrt, verzweifelt? Das kenne ich gut. Ich kann dich verstehen", beendete er meinen Satz und schenkte mir am Ende sogar noch ein Lächeln.
Zum Glück machte er daraus keine große Sache.

Gemeisam mit den Kindern deckte ich den Tisch und brachte Tyler auch gleich bei, auf welche Seite, welches Besteck gehörte.

Als wir endlich mit dem fertigen Essen, alle gemeinsam am Tisch saßen, machte mein Magen Freudensprünge. Die Soße mit dem Fleisch und den Nudeln, schmeckte unheimlich gut. Ich nahm mir vor, Lola nach dem Rezept der Soße zu fragen, um es einmal für meine Mom und mich zu machen.

Die Kinder lachten und freuten sich über das gemeinsame Essen und als ich sah wie gut Lucy sich mit allen hier verstand, kamen mir kurz die Tränen, die ich schnell herunterschluckte, bevor sie an die Oberfläche gelangen konnten. In den letzten Tagen hatte sich einiges verändert und dem Anschein nach, konnte ich noch nicht alles verarbeiten.
Und auch wenn der kurzzeitige Schock noch immer nicht ganz verschwunden war, konnte ich mir keinen besseren Abend vorstellen.

Als alle Kinder im Bett waren, saßen wir anderen uns nochmal alle gemeinsam an den Tisch. Ich verstand mich überraschend gut mit allen und mit Mason war es auch auszuhalten. Wir hatten wahrscheinlich einfach einen schlechten Start. Elijah bot mir ein Bier an, welches ich jedoch ablehnte.
Alle anderen, außer Jack und mir, nahmen dankend eines davon an.

"Und du gehst noch zur Schule Avery?" Stellte mir Lola die Frage. Ich nickte. "Ja, aber zum Glück nicht mehr allzu lange."
"Irgendwelche Pläne, was du danach machst?"
Ich schüttelte meinen Kopf. Bis vor kurzem war ich mir sicher gewesen, nach der Schule ein College zu besuchen, aber plötzlich war ich mir nicht mehr sicher , ob es wirklich das war, was ich wollte.

"Vielleicht ein bisschen reisen, mal schauen."
"Und du wohnst auch noch mit deinen Eltern zusammen?" Lola schien wirklich interessiert daran zu sein, wie ich lebte. Ich konnte es verstehen, es war immerhin anders als das Leben hier.

"Ja, aber nur mit meiner Mutter. Zu meinem Vater habe ich kein so gutes Verhältnis." Als ich über meinen Vater sprach, musst ich wieder an das Treffen denken, dass mir bald bevorstand.

Die Fragen über mich, nahmen an diesem Punkt ein Ende, worüber ich erleichtert war.
"Wie schlimm ist es eigentlich, glaubst du wir müssen umziehen, nachdem die Polizei hier war?"

Brian hatte recht. Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Die Polizei könnte jederzeit einmal vorbei kommen, um nachzuschauen, jetzt wo sie wussten, das es hier ein verlassenes Gebäude gab.

"Wir müssen abwarten. Ich bin mir nicht sicher." Elijah schien nicht sicher zu sein, was das Beste war, aber ich wusste, er würde die richtige Entscheidung treffen.

Tattooed Monster Where stories live. Discover now