Kapitel 37

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Meine Mutter war neugierig und ich auch. Wie würde sie darauf reagieren? Würde sie mir überhaupt glauben?

Auf dem Weg nach Hause, denn wir im Auto verbrachten, war es still, doch sobald sie die Tür zu unserem Heim öffnete und mich bat, mich hinzusetzen, wurde ich allmählich nervös. Aber es musste sein.

"Avery, Ich denke ich muss dir zuerst etwas erzählen."

Nein. Wenn sie mich jetzt aus dem Konzept brachte, würde ich es nachher nicht mehr schaffen, ihr diese Nachricht zu übermitteln.

"Das kann warten Mom. Ich muss wirklich dringend mit dir reden."

"Dein Vater möchte, dass du ihn besuchen kommst", unterbrach sie mich plötzlich. Das kam überraschend.

Fing das schon wieder an, ich hatte es doch schon verneint. Reichte ihm das als Antwort immer noch nicht aus?

"Das hatten wir doch schon, Mom." Quengelte ich, doch sie schüttelte nur den Kopf, es sah ernst aus.

"Nein, Avery es ist nicht wie sonst. Wenn du nicht gehst, wird er das Sorgerecht einklagen. Er möchte dich wiedersehen, aber wenn du immer ablehnst, meint er, dass es seine einzige Möglichkeit wäre, mit dir Zeit zu verbringen."

Das war nicht sein Ernst! Mein Puls raste vor Wut. Er war verschwunden, er hatte uns im Stich gelassen und meinte immer noch einen gewissen Anspruch auf mich zu haben. Unfassbar! Aber ich konnte es meiner Mutter nicht antun. Ich wusste, wie sehr ihr die Arbeit zu schaffen machte. Eine Klage wäre wohl das Letzte, was sie gebrauchen konnte.

"Ich mache es." Ihr Gesicht hellte sich auf. "Wirklich?"

Ich nickte. "Danke, Avery, ich weiß, es ist auch nicht leicht für mich und für dich noch weniger. Aber nach diesem Treffen verspreche ich dir, wird er uns nicht mehr stören."

Ich wollte ihr so gerne glauben, aber ich wusste, wie mein Vater war. Immerhin hatte ich die Sturheit von ihm und er gab nicht auf, bis er genau das hatte, was er wollte.

Unser Gespräch wurde von der Klingel unterbrochen. Unerwarteten Besuch hatte ich am liebsten. Nicht.

Lisa stand vor der Tür. Etwas panisch wurde ich dennoch, obwohl ich wusste, dass sie sich niemals selbst verraten würde.

"Hallo, Rebecca. Könnte ich mit deiner Tochter reden, es geht um ein paar Sachen von Lucy."

Sie log, sie wollte mich wegen vorhin sprechen, das war mir klar.

"Sicher doch, Avery, Lisa möchte mit dir reden."

Falsch lächelnd trat ich an die Tür. "Sicher doch." So sollte es meine Mom auf keinen Fall erfahren, also musste ich mich ihr wohl oder übel stellen.

Lisa sah zur Abwechslung mal frisch aus. Sie hatte etwas Schminke aufgetragen und trug eine Bluse mit einer Jeans. Sie war kaum wieder zu erkennen. Von der Frau die mich heute Mittag noch schlagen wollte, war nichts mehr zusehen. Dennoch glaubte ich fest daran, dass all das nur Fassade war, um ihren eigentlich Kater zu verstecken.

Zu meiner Überraschung, kam sie nicht herein, sondern bat mich hinaus zu kommen, was mich nicht wirklich beruhigte.

Ich schloss dir Tür hinter uns und verschränkte die Arme vor der Brust, als könnte ich mich vor dem, was auch immer auf mich zukam, schützen.

"Hör zu Avery! Ich werde schon noch herausfinden, was du mir verheimlichst und meine Tochter werde ich auch wieder zurückbekommen. Ich habe gedacht du wärst auf meiner Seite, aber triffst dich mit dem Verdächtigen, der meine Tochter entführt haben soll. Du hast doch keine Ahnung wie gefährlich er ist."

Mir stockte der Atem. Sie hatte ihn doch erkannt. Verdammt. Und ich hatte so gehofft, sie hätte es nicht getan. Wollte sie ihn ausliefern? Oder doch etwas ganz Anderes? Die Gedanken schossen durch meinen Kopf und jeder war Schlimmer als der andere.

"Sobald ich herausfinde, dass er meine Tochter bei sich hält, wird er sehen, was er davon hat."

Ihre Stimme war bedrohlich und ihr Gesichtsausdruck zeigte nichts, als puren Hass. Für diese Frau hatte ich einmal so viel Sympathie empfunden, war begeistert gewesen, wie sie mit Lucy umgegangen war und jetzt war ich einfach nur noch enttäuscht. All das, war nur eine Mauer gewesen, hinter die ich nie blicken konnte.

"Er hat Lucy nicht. Das weiß ich."

Ich war keine schlechte Lügnerin und meine Stimme war klar, als ich ihr so selbstbewusst wie möglich gegenübertrat. Sie konnte mich nicht einschüchtern, ich konnte nicht zulassen, dass Lucy zurück zu ihr kam.

Ich konnte Elijah nicht verraten. Ich mochte ihn, viel mehr als ich es mir anfangs eingestehen wollte. Ich würde keinen der beiden oder die anderen Kinder, die sonst zurück zu ihren Familien mussten, im Stich lassen. Ich musste das Geheimnis bewahren.

"Wir werden sehen, wer am Ende gewinnt."

"Und kein Wort zu niemandem, oder dein Freund sitzt im Gefängnis und das schon Morgen."

Ich verzog mein Gesicht kein einziges Mal, hielt ihren Worten stand, doch sobald sie mir den Rücken zu kehrte, machte sich die Unruhe in mir breit.

Tattooed Monster Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt