55 | Puls

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Schon ein paar Tage sind vergangen, nachdem der Vorfall passiert war. Ich sitze immer noch in dem sterilen Raum und werde zu jeder Zeit beobachtet. Sie wissen, dass ich es nicht war. Dass ich nicht der Schütze gewesen sein konnte. Ich flehe jeden Tag danach, dass sie mich zu Daddy lassen. Ist er tot? Lebt er?

Die Tür öffnet sich und zwei Männer führen mich aus dem Raum. Wir laufen durch weiße monotone Gänge und hin und wieder sieht man eine Krankenschwester umherlaufen. Wir kommen zu einem Zimmer mit einem Vorhang. Einer der Männer zieht diesen zur Seite und das erste mal kann ich endlich Daddy sehen. Ich renne sofort an das Bett und rüttele an Daddys Arm. „Daddy! Daddy wach doch auf!" hauche ich verzweifelt. Einer der Männer legt mir eine Hand auf die Schulter.

„Er ist im Koma. Sein Puls ist stabil, auch die Atmung, alles. Trotzdem wacht er aus irgendwelchen Gründen nicht auf." Mir fällt ein Stein vom Herzen. Daddy lebt! Trotzdem mache ich mir Sorgen. Warum lag er im Koma? Die Ärzte erklären mir noch ein paar Einzelheiten, doch ich habe nur Augen für Daddy. Zum Glück erlauben Sie mir aber bei ihm zu bleiben. Ich darf auf dem Sessel hier im Zimmer schlafen.

So vergingen wieder ein paar Tage, doch es passierte nichts. Ich sitze nun jeden Tag am Fenster und sehe in den Himmel. Mir bleibt nichts anderes üblich, als jede Minute zu beten. Ich bete dafür, dass Daddy endlich aufwacht. Dass alles wieder so wird wie vorher.

Nach zwei Wochen werde ich gezwungen ab und zu an die frische Luft zu gehen. Ich schlendere so über das Gelände und spiele mit dem Anhänger meines Halsbandes. Auch mache ich mir Sorgen um Mochi. Die Angestellten erklärten zwar, dass man sich um Mochi kümmern würde, aber ich vertraue hier keinem so wirklich. An meinem Arm trage ich ein Band, mit welchem mich die Ärzte und Schwestern erreichen können. Als es plötzlich eine Stimme abspielte stellten sich bei mir alle Härchen auf.

„Kitten? Kitten komm rein zu Daddy" höre ich eine bekannte Stimme sagen. Mein Herz beginnt wieder zu rasen und schnell renne ich los. Doch auf einmal werde ich von etwas zurückgezogen. Von etwas? Nein von jemandem! Mein Mund wird zugehalten und ich zappele wie wild. Ich will doch zu Daddy! Aus dem Armband wieder Daddys Stimme. „Kitten wo bleibst du?" Seine Stimme war schwach. Die Person die mich festhielt packte meinen Arm und drückte den Knopf am Armband. „Du kannst ihn bei mir abholen, wenn es dir besser geht mein Lieber. Dann üben wir das mit dem Schießen nochmal." spricht der Mann.

Ich versuche mich aus seinem Griff zu winden, doch vergeblich. Er ist viel zu stark. Schnell fesselt er meine Hände und knebelt meinen Mund, bevor er mich einfach über seine Schulter wirft. Schlimmer kann es doch gar nicht kommen... Ich fange an zu weinen und zu treten, doch wieder vergeblich. Ich musste hilflos zulassen, dass er mich mitnimmt.

LowlifeWhere stories live. Discover now