Kapitel 1

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Ein Schritt noch... noch einer... stopp! Perfekt...

Ich stand an dem Gelände des Schuldaches. Es kostet mich jedes mal ein großes Stück an Überwindung, mich auf solche Höhen zu begeben, aber dafür lohnt es sich. Die Aussicht hier ist wunderbar und man kann über halb Bristol gucken.

,,Da bist du! Komm, das Taxi wartet unten. Die anderen laden gerade deine Koffer ein.",  sagte jemand hier mir und riss mich aus meinen Gedanken.

Ich nickte, hob meine Tasche vom Boden und begab mich zu der Person. Es war mein bester Freund Tyler.

,,Du willst nicht mal ansatzweise zurück, oder?" ,,Sehe ich so aus?", fragte ich sarkastisch. Tyler schüttelte den Kopf. ,,Warum zur Hölle holen dich deine Eltern zwei Wochen nach den Prüfungen zurück? Du wirst nicht einmal diese Studienreisen mitbekommen!", regte er sich auf.
Normalerweise finde ich es niedlich, wenn Tyler sich über meine Eltern aufregt aber im Moment verspüre ich gerade selber den Drang, meine Mutter so zu schütteln, dass ihre Botoxlippen und Brustimplantate aufplatzen. Hört sich komisch an, ich weiß.

Tyler legte seinen linken Arm um mich und nahm eine Strähne meines langen braunen Haares in die Hand und ließ sie wieder los, nachdem er sie scheinbar entknotet hatte. Gemeinsam gingen wir die Treppen runter.                                                                                     
Ich bin gerade nur froh, dass Tyler mich zu meinem Elternhaus begleiten wird.

Das Taxi, meine Freunde und die Schulleitung warteten vor der Schule auf mich. Ich verabschiedete mich mit einigen Tränen und gefühlt 10.000 Umarmungen von meinen Freunden und mit einem Händedruck von der Schulleiterin. Da das Gepäck schon im Kofferraum war, rutschte ich durch und Tyler rückte nach. Mit einem lauten Knallen schlug er die Tür zu.

,,Wo darf es denn hingehen?", fragte der Fahrer mit einem Indischen Akzent. Ich nannte ihm die Adresse, woraufhin er grosse Augen machte. Verständlich, meine Eltern wohnen ziemlich weit ausserhalb von Bristol auf einem riesigen Privatgrundstück mit Butler und sowas. ,,Das wird dich aber ganz schön etwas kosten, junges Mädchen...", sagte er mit einem dreckigen Grinsen im Gesicht und schaute an meinem Körper entlang. ,,Es wird in Rechnung gestellt.",sagte Tyler schnippisch und machte die Trennwand rauf. Ich unterdrückte ein Lachen.

Der Wagen setzte sich in Bewegung. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die anderen noch winken, aber ich schaute nicht zurück. Um ehrlich zu sein schaue ich nie zurück und winke auch nicht. Das macht man nur in schlechten Filmen oder Geschichten.

Ich lehnte mich an Tyler und wir schwiegen, bis wir aus der Innenstadt heraus waren. Manchmal tut schweigen auch ganz gut: Jeder geht seinen Gedanken nach und ist für sich ohne dabei Respektlos zu wirken.

,,Was machst du eigentlich, wenn du deinen Abschluss hast?", fragte ich ihn und versuchte die Stimmung aufzulockern. ,,Weiß nicht genau... wahrscheinlich werde ich Musik oder Sport studieren. Du?",,Mal gucken, was meine Eltern sagen."

Meine Eltern haben mein Leben bis auf das kleinste Detail durchgeplant, aber ich meine mich daran erinnern zu können, dass sie gesagt haben, dass ich ab 18 mein eigenes Leben führen darf, also habe ich es auch demnach geplant. Das ist zum Glücl schon in einigen Monaten. Im März und gerade haben wir Januar. Ob sie sich daran auch halten ist aber eine andere Sache. Zu dem bin ich das jüngere Kind und muss immer einem gewissen Vorwurf hinhalten. Mein Bruder Lando ist der Liebling von allen, ich bin das unsichtbare Kind, das sogar mal im Parkhaus vergessen wurde.

,,Interessante Namenswahl eigentlich...",sagte Tyler. ,,Das kam jetzt ziemlich random, wie kommst du darauf?" ,,Leighton und Lando Norris... wessen Idee waren die Namen?" ,,Meine Grossmutter soll die Namen ihrer Enkel in ihr Testament geschrieben haben."

Losing game (beendet)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora