Kapitel 34

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,,Warte kurz.", befahl ich meinem Bruder und ging rauf in mein Zimmer um die Briefe zu holen. Sie waren sicher und vor allem Augen geschützt in einer Box gelagert. Es waren sehr viele Briefe, Lando würde eine Zeit lang mit ihnen beschäftigt sein.
Ich lief die Treppe wieder runter und gab Lando die Box.
,,Pass auf, dass niemand außer uns sie sieht, okay?"
Lando nickte und legte die Box auf den Küchentresen. Dann umarmte er mich.

,,Ich geh streamen, okay? Wenn du was brauchst komm einfach rein.", sagte er. Ich nickte und setze mich an den Tresen. Lando ging aus der Küche raus und stapfte laut die Treppe hinauf. So hat er es schon immer gemacht.
Seufzend sprang ich vom Tresen runter und machte den Kühlschrank auf. Ich beschloss, dass ich mir Pancakes machen werde und fing auch gleich an. Von oben konnte ich Lando's Lachen oder Jubelrufe hören. Lächelnd schob ich mir die Pancakes in den Mund, als ich sie fertig gemacht hatte, und ließ netterweise sogar Lando welche über. Ich nahm mein Handy und ging ebenfalls rauf in mein Zimmer. Der Flug war wirklich ermüdend gewesen, von den Briefen redeten wir erst gar nicht. Sie waren etwas, das ich seit dem Unfall für immer weggeschlossen hatte. Jetzt wieder über sie zu reden war ein wenig nervenaufreibend.
Müde tapste ich ins Badezimmer, machte mich fertig und ging danach sofort ins Bett.

















Lando's Sicht

,,Was zum Teufel tust du da, mate!", lachte ich und schaute auf den Bildschirm vor mir. Max lachte ebenfalls.
Ich saß in meinem Zimmer an meinem Computer und streamte bereits seit zwei Stunden auf twitch. Leightons Briefe habe ich noch nicht angerührt. Ich hatte Angst vor ihnen, angst vor der grässlichen Wahrheit, dass ich nie ein guter Bruder für sie gewesen bin und es auch niemals sein werde. Verdammt, Charles hat es innerhalb von drei Stunden geschafft, mehr über das Leben meiner Schwester zu erfahren als ich in mehreren Monaten. Sie öffnet sich einfach nicht mir gegenüber.
Max redete Mitte während ich eine neue Runde auf iRacing startete. Aber ich meinte, Schreie zu hören. Ich hielt inne. War das jetzt nur Einbildung? Wieder hörte ich einen Schrei.

,,Max, sei mal kurz ruhig...", forderte ich meinen Rivalen auf, der verwirrt nachfragte.
Noch ein Schrei ertönte, ein angsterfüllter, herzzerreißender Schrei. Leighton! Oh Gott... was ist mit ihr?

Sofort stand ich auf und sprintete mit rasendem Herzen rauf in ihr Zimmer. Das Headset hatte ich noch auf dem Kopf, es war mir egal. Jetzt zählte nur noch Leighton.
Mit schwitzigen Händen machte ich ihre Tür schwungvoll auf und blickte in das dunkle Zimmer. Leighton lag auf ihrem Bett, windete sich unkontrolliert hin und her. Ein Albtraum...
Ich lief zu ihr an's Bett und versuchte sie aufzuwecken.

,,Callum...", weinte sie bitterlich. Wer auch immer dieser Callum war, Ich werde ihn umbringen...
,,Nein!", schrie sie mit versagender Stimme.
,,Leighton, wach auf! Es ist nur ein Traum. Du bist sicher, dir passiert nichts!"
Ich rüttelte ihr an der Schulter. Ihre Haare klebten nass an ihrem wunderschönen Gesicht und Tränen strömten ihre Wangen runter.
Mit einer Bewegung riss ich mir das Headset von Kopf und warf es in irgendeine Richtung.
Meine Schwester hörte sich auf zu weinen oder zu schreien. Ich war verzweifelt, wir wecke ich sie bloß auf?

,,Leighton, bitte! Tu mir das nicht an, hör auf damit und wach endlich auf... bitte!", flehte ich sie an und nahm das Glas gefüllt mit Wasser, das neben ihr auf dem Nachtschrank stand, um es ihr auf das Gesicht zu kippen. Davon wachte sie zum Glück auch auf. Sie atmete schwer ein und aus, suchte mit den Augen nach etwas vertrautem.
,,Leighton, ich bin hier, keine Sorge. Es war nur ein Traum...", sprach ich ihr beruhigend zu und wollte sie umarmen aber sie schreckte zurück und winselte etwas. In ihren blauen Augen konnte man sogar bei dieser Dunkelheit die Furcht aus machen.
,,Ich bin es, Leighton. Dein Bruder Lando. Ich hab dich, keine Angst..."

Losing game (beendet)Where stories live. Discover now