Kapitel 5

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Leicht verzweifelt seufzte ich und tippte mit dem Fuß auf und ab. Sollte ich es mir nicht wenigstens anhören?
Ich verdrehte sie Augen.
"Fein, du hast fünf Minuten Zeit.", willigte ich ein. Lando's Blick wurde klarer und seine Augen fingen an zu schimmern. Ich lehnte mich an sein Auto, was ich aber bereute. Es war ja ganz kalt!
Weil es mir peinlich war, ging ich aber nicht zurück. Ich musste immerhin lässig wirken.

„Wenn ich ehrlich bin war ich am Anfang nur pissed auf dich.", fing er an. „Ich wäre damals nicht sofort zu George gefahren sondern hätte abgewartet, wenn mein Ego nicht so aufgeblasen wäre. Du hast es nämlich ganz schön angekratzt. Es hat mich verletzt, dass du dir Zuflucht bei deinem Ex gesucht hast und nicht bei deinem Bruder, dabei wollte ich doch immer für dich da sein. Aber ich habe den wichtigsten Job meines Lebens versagt."
Ich richtete meinen Blick auf das Gras, das meine Schuhe anfeuchtete während ich meine Hände tiefer in die Jackentasche steckte. Mir war sehr kalt. Lando schien dies zu bemerken und nahm augenblicklich seinen Schal ab, um ihn mir umzulegen. Ich protestierte nicht.
„Aber leighton, du hättest auch verstehen müssen, dass du auch mal alleine weitermachen musst. Ohne mich. Ich muss mich neben dir noch auf meine Karriere konzentrieren und du musst dir eine eigene ebenfalls aufbauen. Zugegeben, ich habe das damals auch ein wenig mit Absicht gemacht."
Lando lehnte sich neben mir an das Auto. Ich atmete ruhig ein und aus aber innerlich brodelte ich.
„Du warst so naiv und hast dich zu sehr auf andere verlassen. Charles hat-"
„Erwähne nicht seinen Namen!", unterbrach ich ihn. Lando seufzte.
„Jemand hat mir erzählt, was mit dir danach passiert ist. Es war nötig, dich mal in die Realität zu holen. In Wirklichkeit ist nämlich jeder Mensch auf sich selbst gestellt. Vor allem du, wenn du jetzt so einen Weg einschlägst. Die Spitze ist ein einsamer Ort, Leighton. Wenn du erfolgreich sein willst, musst du Opfer bringen. Ich sehe es kommen. Bald wirst du sehr berühmt sein aber auch dann kriegst du viele Absagen. Viele, die gegen dich sein werden und noch mehr, die dich verletzen werden. Und wenn du dich dann immer noch zu sehr auf diese Leute verlässt, wird es ganz hässlich für dich."
„Du hast mir Dinge ins Gesicht gesagt-"
„Ich weiß. Wir haben beide komplett überreagiert. Hättest du nicht sofort Devon angerufen, hätte ich es dir erklären können. Ich hätte dir nämlich angeboten wieder zu mir zu ziehen, wenn es dir alleine nicht gefällt. Und ich hätte dich mit der DVD nicht reizen sollen. Es war dein Leben, es geht mich nichts an. Meine eigene Schuld, dass ich es verpasst habe."

Ich schluckte. War ich wirklich so naiv?
Der kalte Wind ließ mich frösteln. Die fünf Minuten waren schon lange vorbei aber ich machte keine Anstalten zu gehen. Ich habe ihn vermisst.

„Kann ich dich was fragen?", fragte Lando ins Leere.
Ich seufzte leise.
„Was denn?"
„Wer ist der Mann, mit dem du gegangen warst und warum hast du ihn so schnell vertraut."
„Es ist eine lange Geschichte. Wenn du willst können wir in ein Café oder so fahren und ich erkläre es dir da. Mir ist kalt."
„Setzen wir uns einfach ins Auto.", schlug Lando vor. Obwohl ich auf der Fahrerseite stand, stieg ich ein. Verwirrt lies Lando schnell um's Auto herum und setzte sich auf den Beifahrersitz.
„Der Mann ist Jack. Er ist der ältere Bruder vom Raphael. Von ihm müsstest du wissen. Jack hat alles daran gesetzt um mich zu finden und hat mich dann offensichtlich in Abu Dhabi gefunden. An dem Tag hat er sich auch von mir getrennt und Arthur hat mir gestanden. Ich war komplett verwirrt, als dann auf einmal Raphael vor mir stand. Aber es war nicht Raphael, sondern Jack. Die beiden sehen wirklich genau gleich aus. Raphael und ich liebten uns sehr. Auch als ich mit Devon und ihm zusammen war, verließ er meine Gedanken nicht. Aber wir haben den Kontakt verloren. Jeha hat mir dann erzählt, dass Raphael... gestorben sei. Bei einem Autounfall. Noch am Sterbebett soll er ihm aber gesagt haben, dass er mich finden und beschützen soll. Das tat Jack dann auch."
Ich atmete aus. Eine Atemwolke bildete sich vor meinem Mund. Da der Schlüssel steckte, machte kurzerhand Motor an und drückte auf die Sitzheizung.
„Jack war Bodyguard bevor das passierte. Er gab diesen Job extra für mich auf und arbeitet jetzt als mein persönlicher Bodyguard. Er verlässt meine Seite nie. Nur jetzt wurde er dazu gezwungen, weil etwas familiäres dazwischengekommen war. Solange bleibe ich bei Joseph."
Lando beäugte mich vom der Seite. „Und Devon?"
„Tot.", antwortete ich knapp.
„Moment, was? Wie?", fragte er entsetzt.
"Selbstmord. Letztes Jahr.", sagte ich und faltete meine Hände zusammen.
„Oh..."
Lange sagten wir beide nichts.
Ich schaute aus dem Fenster auf mein altes Haus, als Lando plötzlich aufatmete.

„Du hast dich verändert.", sagte er.
Ich wusste nicht, was ich mit der Information machen soll. „Okay.", machte ich nur.
„Du sprichst anders, irgendwie poetischer. Und du bist auch aufmerksamer geworden."
„Und du bist schüchterner.", gab ich zurück und richtete mich auf. „Ich sollte gehen, Joseph wartet sicher auf mich."
„Oh, äh..."

Ich schaute ihn an. Seine Augen glitzerten.
„Wird das jetzt immer so zwischen uns sein?"
„Keine Ahnung, du hast angefangen."
„Nein, hab ich nicht!", protestierte er und schmollte. Ich musste leicht auflachen bei seinem Anblick.
„Bye bye, Lando."

Losing game (beendet)Where stories live. Discover now