Kapitel 3

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,,Hattest du eigentlich mal einen Freund?", fragte Lando unerwartet in die Stille.
,,Ja, zwei sogar. Aber ich möchte keinen mehr."

Es war kurz nach Mitternacht. Lando saß mittlerweile bei mir auf dem Bett, aber es fühlte sich so an, als ob er meilenweit entfernt wäre.

,,Lass mich raten, durch deinen behinderten ersten Freund wurde dir das Herz gebrochen und du bildest dir ein, niemanden mehr lieben zu können."
,,Nein. Ich empfinde keine richtige Liebe mehr seit dem unsere Eltern mich weggeschickt haben. Jedenfalls für einige Personen nicht mehr."

Landos Gesicht lag im Mondschein. Er sah mir direkt in die Augen.
,,Und du fährst mittlerweile Formel 1?", wechselte ich elegant das Thema.
Mein Bruder grinste.
,,Noch nicht ganz. Erst ab März weiß ich, dass das hier kein Traum ist."

Wieder herrschte Stille. Wie schon so oft an diesem Abend.

,,Ich sollte gehen...",
,,Ja, das solltest du. Gute Nacht."
,,Nacht."
Ohne ein weiteres Wort verschwand er. Ich stand auf und zog mir Schlafsachen an.
Kurze Zeit später war ich eingeschlafen.

*****

Am nächsten Morgen war es ein herrliches Gefühl mal wieder in einem weichem Bett aufzuwachen.
Ich streckte mich ausgiebig bevor ich im Badezimmer verschwand und mich fertig machte. Danach zog ich mich an und ging runter zum Essenstisch, wo bereits meine Eltern saßen und frühstückten.
Lando kam hinter mir die Treppe runter und ließ sich auf seinen Platz fallen.
Ich tat es ihm zögernd nach, aber nicht so lässig sondern eher nervös und gediegen.
Schweigend aß ich mein Frühstück während sich unsere Eltern unterhielten.
Vincent kam rein. Sein Hemd saß heute besonders gut.
Er gab mir schweigend einen dicken Brief, zwinkerte mir unauffällig zu und verschwand ganz slightly wieder.

,,Was hast du denn da, Schätzchen?", fragte Mum.
Morgens war ihre Stimme deutlich angenehmer.

Ich schaute auf den Absender.
Ach du heiliger...

,,Meine Ergebnisse!", sagte ich heiser und öffnete den Brief hektisch.

In der obersten Zeile war der Name meiner Schule abgebildet, darunter meine Daten.
Schnell überflog ich die Noten.
Sie... waren perfekt! Was zur Hölle...
Meine schlechteste Note war ein B- in Politik- Gesellschaft- Wirtschaft.
Als oh meinen Durchschnitt sah, war ich kurz vor'm ausrasten.
1,2!
Träume ich?
Ich hab bestanden...
Atemlos reichte ich das Paper an meinen Vater weiter und zog das nächste Blatt aus dem Umschlag.
Es waren die Universitätsempfehlungen. Darauf folgten die Auswertungen zu meinem Schwerpunkt und ein Beizettel mit außerschulischen Aktivitäten.

,,Warum steht da Schwerpunkt Musik?", fragte Lando, bei dem das Blatt mittlerweile angekommen war.
,,Ich habe als Förderungsfach Musik gewählt. Das heißt, dass dabei besonders die musikalische Leistung gefördert wird. Ich hätte auch Sport, Politik oder Naturwissenschaftlich nehmen können, Sport war tatsächlich meine Zweitwahl."
,,Sehr schön, Leighton, das Zeugnis gefällt mir.", teilte mir mein Vater mit.
,,Ja, es ist erfreulich, dass du mit Gymnastik weitergemacht hast."
Ich nickte knapp und schaute in meinen Orangensaft.

,,Also gut, Kinder, wir müssen zur Arbeit.", sagte meine Mutter und stand zusammen mit meinem Vater auf.

Warum arbeiten für eigentlich? Von dem Geld, das wir haben, können wir uns und das Personal wahrscheinlich die nächsten 24 Jahre ohne Probleme versorgen.
Bis dahin werde ich aber schon längst eine Gesangskarriere haben.
Ich nahm meinen Abschluss in die Hand, legte ihn zurück in den Umschlag und stand auf.
,,Stop, ich hab deinen Schnitt nicht gesehen!", rief Lando mir entgegen.

,,Was war deiner?", rief ich zurück und ging weiter.
,,1,6!"
,,1,2!"
,,Streber!"
,,Nerd!"

Ich schloss für Tür in meinem Zimmer ab  und legte mich auf das Bett. Ich habe dringend Schlaf nachzuholen.., die letzten Jahre waren der Horror für meinen Schlaf. Ich rannte von einer AG zur nächsten und hatte nur am Abend bis tief in die Nacht Zeit, um zu lernen.
Jetzt kann ich ausschlafen... und ich werde definitiv nichts anderes tun außer zu essen und zu schlafen.

Losing game (beendet)Where stories live. Discover now