Kapitel 39

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,,Du sagst es ihm."
,,Nein, du. Du bist seine Schwester."
,,Du bist sein Freund, dich mag er lieber."
Charles warf mir ein Kissen gegen den Kopf. Beleidigt schaute ich ihn an.
,,Na gut, ich mach's.", gab er augenverdrehend aber lächelnd nach und breitete seine Arme aus, in die ich nur zu gerne sprang. Ich fühlte mich aber schlecht für Arthurito, der Single im Sessel saß.
,,Arthurito, komm her. Gruppenkuscheln.", sagte ich in seine Richtung. Er blickte mit hochgezogenen Augenbrauen von seinem Handy auf.
,,Och Nö, nicht Arthur.", schmollte Charles. Das gab Arthurito anscheinend Motivation, denn er stand auf und legte sich auf Charles' rechte Seite, da ich an seiner linken lag.
,,Das ist schwul, Arthur."
,,Carlito!", ermahnte ich ihn. ,,Er ist dein Bruder. Genieße die Nähe statt hier rumzuschmollen."
,,Genau!", stimmte Arthurito ein und hielt seine Hand zum High five hoch, in die ich zu gerne einschlug.
,,Das ist nicht fair, ihr verbündet euch gegen mich...", murmelte Carlito und legte seinen rechten Arm um seinen kleinen Bruder.
Arthur antwortete ihm. ,,Wir sind halt dir jüngeren Geschwister. Was sollen wir tun?"
Zustimmend nickte in energisch.
,,Warum... unter allen Menschen auf dieser Welt musste ausgerechnet dieser idiot mein Bruder sein...", beschwerte Charles sich weiter. Ich schlug ihm leicht auf die Brust.
,,Sei ein bisschen netter zu ihm. Keine Sorge, Arthurito, meine Liebe reicht für euch beide."
,,Betrügst du mich etwa schon nach zwei Tagen Beziehung? Bin ich so schlimm?"

Es war Sonntag Abend. Morgen Abend würden Lando und ich wieder abreisen und ich versuchte noch so viel Zeit wie möglich mit Charles zu verbringen. Lando war mit Carlos unterwegs, daher war es kein Problem. Wir müssen ihm nur noch von unseren Plänen erzählen. Diese hatten sich nämlich geändert. Ich hatte Charles von meiner Abschlussfeier erzählt und er und Arthur bestanden darauf, auch zu kommen. Charles hatte es George erzählt und George hat es Alex erzählt. Und jetzt wollen alle vier kommen. Zum Glück kann Alex aber nicht. Ich hatte auch nur sieben Eintrittskarten bestellt und zwei davon gingen definitiv an Oliver und seine Verlobte. Joseph kriegt ebenfalls eine.
Eine geht an Charles. Wenn jetzt Arthur und George dazu kommen möchten, bin ich alle los. Da fällt mir ein... die ist ja schon am Freitag!
,,Charles, schaffst du es denn so schnell ein Flugticket nach Bristol zu bekommen?"
,,Wieso? Wann ist es denn?"
,,Am Freitag."
,,Ach, das schaffen wir schon. Wer hat Hunger?"
,,Ich!", rief Arthur und sprang auf. Lachend richtete ich mich ebenfalls auf und zog meinen Schuh an.
Charles war bereits aufgestanden und zog mich sanft auf die Beine. Zu dritt gingen wir in die Kantine, die zum Glück nicht mehr so voll war, da einige noch an der Strecke waren und zusammenpackten oder bereits abgereist waren.
Ich schlurfte an die Theke und konnte meinen Augen kaum glauben. Sushi! Lando hasst Sushi, deshalb esse ich es nicht oft aber ich finde es ganz okay. Oh meine Güte, Stäbchen gibt es auch noch! Mein Herz blüht auf...
Als ob ich auf der Flucht wäre nahm ich mir in höhst Geschwindigkeit Tablett, Teller und Stäbchen und legte mir reihenweise Sushi auf.
,,Schaffst du das auch alles?", fragte Arthur lachend.
,,Klar! Ist immer hin Sushi..."
Nachdem ich mir auch etwas zu trinken besorgt habe, setzte ich mich zu Charles, der wieder Carbonara genommen hatte. Arthur hat sich für Hähnchen mit Reis entschieden.
,,Na dann, Guten Appetit.", sagte ich lächelnd und zog meine Stäbchen auseinander.
,,Du kannst mit Stäbchen essen?", stellte Arthur erstaunt fest.
,,Ja. Wir hatten mal einen japanischen Austauschschüler, der uns das beigebracht hat. Ich frag mich, was aus ihm geworden ist...", erinnerte ich mich an Raphael und schob mir das Sushi in den Mund.
Charles deutete auf meinen Teller. ,,Kann ich probieren?"
Ohne zu zögern nahm ich ein Stück zwischen die Stäbchen und befahl Charles den Mund aufzumachen, damit ich es ihm in den Mund legen konnte. Nachdenklich kaute er rum bis er mir einen hochgehobenen Daumen zeigte und sich wieder seiner Carbonara widmete.
,,Wirst du irgendwas besonderes auf bei der Zeremonie machen?", wollte Charles wissen.
,,Lindsay, Chase und ich werden etwas vorsingen."
,,Uuh, was denn?"
Ich streckte Arthur die Zunge raus. ,,Geheimnis. Mund auf!"
Auch Arthur bekam ein Sushi von mir ab.
Nachdem Charles und ich fertig waren, warteten wir noch auf Arthur, der seinen Reis nicht essen konnte, weil er so heiß war. Als er dann aber doch endlich fertig war, gingen wir wieder rauf und ich verabschiedete mich von Arthurito, der am Morgen wieder nach Monaco fliegt.
,,Ich werd dich vermissen, Arthurito. Bis Freitag!"
,,Ich dich auch... pass gut auf dich auf."
Nach einer letzten Umarmung ging Arthur auf sein Zimmer und ich ging mit Charles mit. Es war mittlerweile früher Abend und Lando war endlich zurück. Charles wollte ihm ja mitteilen, dass er und Arthur am Freitag kommen möchten. Wir gingen auf Lando's und mein Zimmer und ich machte auf.
,,Leighton!", schrie Lando. ,,Hilf mir!"
Sofort lief ich den kleinen Flur entlang (so gut es mit einem kaputten Fuß ging) und sah Lando besorgt an. Carlos stand neben ihm und schaute mich unschuldig an.
,,Was hast du gemacht?", fragte ich Carlos grinsend auf spanisch.
,,Nichts. Er wollte nicht hören also hab ich ihn durchgekitzelt."
,,Hm. Ich helfe dir."
,,Leighton, was habt ihr da besprochen?", fragte Lando ängstlich und schaute besorgt zwischen Carlos und mir hin und her. Hinterhältig ging ich auf Carlos zu.
,,Auf drei. Eins, zwei... drei!"
Lando kreischte auf wie ein Mädchen als Carlos und ich uns auf ihn stürzten während Charles sich lachend auf mein Bett gesetzt hat. Ganze fünf Minuten kitzelten wir ihn, bis er mir leid tat und wir von ihm abließen.
,,Das kriegst du zurück... irgendwann, Leighton... ich weiß wo du schläfst... also, was wolltet ihr beiden?", murmelte Lando und hielt sich den Bauch. Carlos setzte sich neben ihn und schaute Charles und mich schweigend mit hochgezogenen Augenbrauen an.
,,Also... Leighton hat Arthur und mir von ihrem Abschluss erzählt. Und wir beiden würden gerne kommen, wenn das geht, natürlich. Wir würden uns auch ein Hotelzimmer buchen."
,,Du und dein Bruder also? Klar, kein Problem. Dann hätten wir George, den lasse ich auf der Couch schlafen. Und dich, du kannst in Leightons Zimmer schlafen, Leighton kommt zu mir und dein Bruder kriegt das Gästezimmer. Ist kein Ding, hast du deshalb so nervös dagesessen?"
,,Ehrlich gesagt, Brüderchen, habe ich ein Nein von dir erwartet."
Ich schaute fröhlich zu Charles, der zurück lächelte.
,,Leighton?", kam es von Carlos. Ich sah zu ihm rüber.
,,Si?" ,,Was ist da zwischen dir und dem Typen neben dir?", fragte er auf spanisch. Man, zum Glück habe ich es nicht abgewählt...
,,Wie hast du das bemerkt?"
,,Ich bitte dich, es ist kaum zu übersehen. Ich schätze, ihr seid zusammen?"
,,Si...", antwortete ich und errötete. Lando und Charles sahen sich verwirrt an.
,,Es wäre nett, wenn wir euch auch verstehen könnten.", räumte Lando ein.
,,Nö, Privatgespräche..."
Lando und Carlos beschlossen, schwimmen zu gehen und somit hatten Charles und ich das Zimmer für uns alleine. Charlie breitete sich auf meinem Bett aus und zog mich auf seine Brust.
,,Was wirst du machen, wenn du wieder in England bist?"
,,Hm... am Dienstag muss ich zum Arzt damit mein Fuß untersucht wird... dann muss ich am Donnerstag zur Probe in die Schule und Freitag um 10.00 Uhr ist die Zeremonie. Um 19.00 Uhr fängt die Party an und am Wochenende habe ich nichts vor. Wenn ihr beiden länger bleibt können wir nach London fahren."
,,London? Ist das nicht voll weit weg?"
,,Nö, nur eine knappe Stunde. Während der Internatszeit waren wir oft in unserer Freizeit in London. In Bristol war es langweilig."
,,Gut zu wissen. Du solltest schlafen, Leighton. Du siehst wirklich sehr müde aus, ich bleibe auch bei dir."
,,Ich will aber Zeit mit dir verbringen...", schmollte ich. Charles lächelte mich warm an und stupste mit seinem Zeigefinger meine Nase an.
,,Wir werden noch genug Zeit miteinander verbringen. Schlaf jetzt."
Obwohl ich es ungern zugebe, Charles hatte recht. Ich war tot müde und könnte auf der Stelle einschlafen. Seufzend rutschte ich von Charles runter, sodass ich jetzt auf seiner rechten Seite lag. Er legte seinen Arm um mich und drückte mich fest an ihn. Aus Bequemlichkeitsgründen legte ich mein Bein quer über ihn.
,,Liegen Sie bequem, meine kleine Prinzessin?"
Ich wurde leicht rot. ,,Ja, sehr... gute Nacht. Du solltest auch schlafen."
,,Mal gucken."
Ich schloss meine Augen und war tatsächlich kurze Zeit später eingeschlafen. Eigentlich gut aber ich sah ihn. Das erste mal seit langem träumte ich nicht von Devon sondern von Callum... ich war wieder auf dieser Straße, wo wir den Unfall hatten. In meinen Ohren klingelte das hässliche Geräusch, das das Auto machte, als er es gegen die Leitplanke fuhr. Ein Phantomschmerz breitete sich auf meinem Rücken aus.
Ich zuckte zusammen und öffnete mit einem Ruck meine Augen. Luft... ich brauche Luft...
,,Leighton? Ist alles in Ordnung?"
Hektisch atmete ich ein und aus, es schien fast schon unmöglich, sich zu beruhigen. Meine Hände zitterten und mir lief der kalte Schweiß über den gesamten Körper. Mein Rücken tat weh, mein Herz hämmerte gegen die Brust.
,,Leighton! Lass das, du machst mir Angst...", rief eine zweite Stimme dazwischen.
Ich sprang auf und rannte zum Balkon, der glücklicherweise offen war. So schnell es ging sprintete ich förmlich an das Gelände und zog die kühle Nachtluft ein. Sie brannte in meinen Lungen und schlug schmerzhaft gegen meinen verschwitzen Körper. Zwei Hände legten sich an meine Taille und hielten mich fest. Ich wusste nicht, wer es war aber ich fühlte mich sicherer. Ich stützte mich an der Halterung ab bis ich wieder gut Luft bekam und meine Beine nachgaben. Sofort wurde ich aufgefangen und sanft auf dem Boden abgesetzt.
,,Ich hab dich... keine Sorge. Ich bin bei dir, meine kleine Prinzessin. Dir wird nichts passieren." französischer Akzent. Charles.
Immer noch leicht zitternd reichte ich ihm meine Hände, damit er sie hielt. Besorgt schaute er mich an und küsste meine rechte Hand.
,,Geht es dir besser? Kannst du aufstehen oder willst du noch hier bleiben?"
,,W-wir können... wir können rein...", murmelte ich. Charles nickte leicht und half mir zurück auf meine Beine. Langsam gingen wir zurück in das Zimmer, das überraschend stickig war. Lando schaute mich besorgt an.
,,Ich fahre Autos mit über 300 km/h aber du erschreckst mich am meisten, Leighton... du machst mir Angst, ich will nicht, dass dir etwas passiert. Wenn dich etwas bedrückt dann sag mir das bitte, du bist immerhin meine kleine Schwester. Ich muss für dich sorgen..."
Ich fiel ihm um den Hals. Es tat mir ja auch leid, dass ich diese Träume bekam. Aber wie kann ich sie aufhören lassen? Es muss doch etwas geben... bis jetzt habe ich noch mit niemandem außer Tyler und Devon über den Unfall geredet. Vielleicht tut es ja gut, mit Lando darüber zu reden?
,,Lando..."
,,Psht... alles wird gut. Das verspreche ich dir."
,,Leighton?", meldete sich auch Charles zu Wort. Ich löste mich aus Lando's Griff und drehte mich zu ihm.
,,Ich lasse euch beiden alleine, okay? Ruf an, wenn es dir besser geht oder du was brauchst..."
Ich nickte und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Anscheinend haben sich einige Strähnen aus meinem Zopf gelöst. Charles kam auf mich zu und umarmte mich, fester als Lando es je tat. Ich weiß nicht, ob es an unserer Beziehung lag oder daran, dass er mehr Kraft hatte als Lando.
,,Pass auf dich auf... ich liebe dich, merk dir das."
,,Ich dich auch, Charlie. Ich melde mich..."
Dann löste er sich, gab mir einen Kuss auf die Wange und klopfte Lando beim rausgehen auf die Schulter.
,,Setz dich... du siehst so aus wie jemand, der ganz viel Schokolade und Nutella braucht."
,,Du hast Nutella gekauft?", fragte ich als ich mich auf mein Bett setzte.
,,Nur für dich. Na gut, eigentlich für mich aber du brauchst sie mehr."
Er kam zu mir, mit Nutella und Löffel in der Hand, und legte mir beides vor die Nase.
,,Hier bitte."
,,Danke..."
Während ich das Glas öffnete überlegte ich mir, wie ich Lando davon erzählen soll. Ich weiß, dass er wütend werden wird.
,,Lando?"
,,Ja?"
Als ich nichts sagte saß er geduldig vor mir und schaute mich aufmunternd an.
,,Ich muss dir was erzählen..."

Losing game (beendet)Where stories live. Discover now